Trauer und Wut

Mord vor laufender Kamera: So reagiert das Netz

Web
27.08.2015 11:24
Der Mord an zwei Journalisten des US-Fernsehsenders WDBJ7 vor laufender Kamera durch einen Ex-Kollegen am Mittwoch hält die USA immer noch in Atem. Im Netz verbreiteten sich schon kurz nach der Tat vom Mörder Vester Flanagan veröffentlichte Videos, nun solidarisieren sich auf Twitter und Facebook zahllose Menschen mit den Opfern des Attentäters - und verurteilen die Tat.

"Wir haben es nicht öffentlich gemacht, aber Alison Parker und ich waren sehr verliebt. Wir sind gerade zusammengezogen. Ich bin gelähmt", schreibt Chris Hurst, der Kollege und Partner der erschossenen Reporterin Alison Parker (24) auf Twitter. Fast 20.000 Menschen favorisierten die Kurzmeldung:

Und auch die Arbeitskollegen von Parker und dem Kameramann Adam Ward (27) sind schockiert über die Tat, die der ehemalige Mitarbeiter Vester Flanagan nach eigenen Angaben aus Rache für rassistisch motivierte Amokläufe wie jenen in einer Kirche in der US-Stadt Charleston verübt hatte. Sie gedenken mit diesem Tweet den ermordeten Kollegen:

Besonders schockierend an der Tat ist der Umstand, dass der Täter nach den Morden ein Video seiner Tat auf Twitter hochgeladen hat – und dieses von anderen Twitter-Nutzern geteilt und zur Sensation aufgebauscht wurde. Einige Nutzer des Kurznachrichtendienstes rufen jene, die das Video geteilt haben, deshalb zur Mäßigung auf.

Tatsächlich wollte der Täter nämlich, dass das Netz seine Tat sieht. Mit einem bereits 2012 erstellten, aber zwischenzeitlich inaktiven Twitter-Account, verbreitete er das Video des Mordes und animierte andere Twitter-Nutzer, es zu teilen - unter anderem auch mit dem Verweis auf angebliche rassistische Beleidigungen und Mobbing durch die beiden Opfer.

Doch er hatte seine Rechnung nicht mit den Twitter-Nutzern gemacht. Zwar teilte eine Vielzahl von Nutzern das Video, etliche sprachen sich aber auch gegen die Verbreitung des Videos aus, weil sie dem Täter keinen Gefallen tun wollten.

Der Fall aus den USA zeigt eindringlich, dass soziale Medien wie Twitter oder Facebook nicht nur ein wichtiges Werkzeug sind, um sich mit Freunden und Gleichgesinnten zu vernetzen. Sie sind ebenso ein wichtiges Werkzeug für Terroristen und Mörder, die ihre Botschaften auf diesem Weg – an traditionellen Medien vorbei – möglichst weit verbreiten wollen.

Einhalt gebieten können ihnen nur die Nutzer selbst, indem sie menschenverachtendes Gedankengut wie das Mordvideo aus den USA oder grausame Propaganda von Terroristen nicht verbreiten.

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