„Geiseldiplomatie“

Huawei-Affäre: China klagt Kanadier wegen Spionage

Digital
19.06.2020 11:21

China hat zwei festgehaltene Kanadier offiziell wegen Spionagevorwürfen angeklagt. Wie das chinesische Staats-TV am Freitag berichtete, wirft die Pekinger Staatsanwaltschaft dem einen, Michael Kovrig, vor, Staatsgeheimnisse und Geheimdienstinformationen ausspioniert zu haben. Der andere, Michael Spavor, wurde in der Stadt Dandong offiziell der Spionage für ausländische Kräfte beschuldigt.

Der frühere kanadische Diplomat Kovrig und sein Landsmann Spavor, der nahe der nordkoreanischen Grenze ein Kulturzentrum für den Austausch mit Nordkorea geleitet hatte, waren Ende 2018 in China festgenommen worden. Die Inhaftierungen folgten auf die Festnahme der Finanzchefin des chinesischen Telekom-Riesen Huawei, Meng Wanzhou, in Kanada. Diplomaten und Kritiker vermuten Vergeltung und werfen China „Geiseldiplomatie“ vor.

Die in Kanada festgehaltene Meng Wanzhou hatte im Rechtsstreit um ihre Auslieferung in die USA Ende Mai eine empfindliche Niederlage erlitten. Ihr Antrag auf eine Einstellung des Verfahrens wurde abgelehnt.

Kanada verhaftete auf US-Wunsch Huawei-Managerin
Die Huawei-Finanzchefin und Tochter des Unternehmensgründers Ren Zhengfei war im Dezember 2018 auf Betreiben der US-Behörden in Vancouver festgenommen worden. Die US-Regierung wirft ihr Bankbetrug im Zusammenhang mit der Umgehung der Sanktionen gegen den Iran vor. Meng steht seit über einem Jahr in Kanada unter Hausarrest. Bei einer Verurteilung in den USA könnte ihr eine lange Haftstrafe drohen. Meng und Huawei weisen die Anschuldigungen zurück.

Der Fall ist zugleich ein Politikum im Dauerstreit zwischen den USA und China. Die US-Regierung hat Huawei in mehreren Fällen angeklagt, sie wirft dem Konzern auch Industriespionage und andere Vergehen vor.

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