krone.at-Test

Galaxy Note Edge: Demonstration des Machbaren

Elektronik
08.12.2014 09:00
Quasi als futuristisches Nebenprodukt zum Galaxy Note 4 hat Samsung auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) das Galaxy Note Edge präsentiert. Während es beim Innenleben im Grunde die gleichen Stärken wie das Note 4 bietet, unterscheidet es sich äußerlich durch einen über die rechte Gehäusekante gezogenen Touchscreen doch stark vom Schwestermodell. Welche Vor- und Nachteile der über die Kante gezogene OLED-Bildschirm in der Praxis bringt, hat krone.at getestet.

Das Samsung Galaxy Note Edge gehört neben dem G Flex von LG zu den futuristischsten Smartphones, die sich bislang im krone.at-Testlabor beweisen mussten. Mit seinem über die rechte Gehäusekante gezogenen Display, das an der Kante Platz für einen Anwendungs-Launcher und Mini-Apps wie Stoppuhr, Lineal oder Audiorekorder bietet, sieht es nicht nur ganz anders aus als andere Smartphones. Es fühlt sich auch ganz anders an, was ihm nicht unbedingt zum Vorteil gereicht.

Zunächst aber zu den harten Hardware-Fakten des Note Edge:

Samsung Galaxy Note Edge

CPU

Snapdragon 805; 2,7 GHz Quad-Core

RAM

3 GB

Diagonale

5,6 Zoll

Auflösung

2.560 x 1.600 Pixel

Speicher

32 GB

microSD-Slot

Bis 128 GB

Hauptkamera

16 Megapixel, optische Bildstabilisierung, LED-Blitz

Frontkamera

3,7 Megapixel

Funk

LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.1, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou

Maße

151,3 x 82,4 x 8,3 Millimeter; 174 Gramm

Akku

3.000 mAh

Software

Android 4.4 mit TouchWiz

Extras

Eingabestift
Fingerabdruck-Scanner
Pulsmesser
Infrarot-Fernbedienung

Straßenpreis

900 Euro

Da die verbaute Hardware mit Ausnahme des Spezial-Displays im Note 4 und Note Edge die gleiche ist, zeigt sich auch ein vergleichbares Bild bei der Rechenpower: Der pfeilschnelle Prozessor und der üppig dimensionierte Arbeitsspeicher sorgen dafür, dass das Note Edge zu den schnellsten Geräten am Markt zählt.

Die Folge: Android lässt sich absolut flüssig bedienen, Apps starten schnell, hardwareintensive Spiele werden flüssig dargestellt, und auch beim Multi-Tasking gibt sich die Konfiguration keine Blöße. In einschlägigen Benchmarks wie "AnTuTu" werden Top-Ergebnisse erzielt.

Tolle Bildqualität am Riesen-Display
Das Display ist – ebenso wie beim Note 4 – eine Zierde seiner Zunft. Die Auflösung ist noch eine Spur höher als beim Note 4, was aber in der Praxis keinen Bildqualitätsvorteil bringt, sondern lediglich daran liegt, dass der über den Gehäuserand gebogene Teil des Bildschirms 160 Pixel am Bildschirmrand hinzufügt, die dort normalerweise nicht zu finden wären.

Die Bildqualität ist exzellent: Das Display stellt Bilder und Videos detailreich dar, Text wird schön klar und scharf angezeigt. AMOLED-typisch stellt der Bildschirm ein sattes Schwarz dar, Farben werden leuchtend und intensiv wiedergegeben. Für AMOLED-Kritiker vielleicht zu intensiv, grundsätzlich aber sehr ansehnlich. Die Helligkeit ist hoch, die seitliche Ablesbarkeit tadellos.

Überzeugende Kamera, seltsamer Auslöser
Ebenfalls überzeugend: Die Kamera mit ihren 16 Megapixeln. Sie stellt bei gutem Licht schnell scharf und macht scharfe und detailreiche Bilder. Verwackelte Fotos werden durch die optische Bildstabilisierung weitgehend unterbunden. Im Dämmerlicht dauert das Scharfstellen etwas länger, vereinzelt zeigt sich auf den Fotos ein wenig Rauschen, die Gesamtleistung als Schnappschuss-Kamera überzeugt aber auch bei schlechtem Licht.

Videos werden von der Hauptkamera in 4K-Qualität aufgenommen, die Frontkamera mit einer Auflösung von 3,7 Megapixeln ist Selfie-tauglich, kann es aber nicht mit der Hauptkamera aufnehmen. Samsungs Kamera-App ist gut gemacht und bietet viele Modi und Filter sowie einen Echtzeit-HDR-Modus, der bei ungünstigen Lichtverhältnissen für bessere Ergebnisse sorgt. Einen physischen Kamera-Auslöser gibt es nicht. Dass der Auslöse-Button in der Foto-App just am geschwungenen Bildschirmrand gelandet ist, würden wir nicht als ergonomisch sinnvoll bezeichnen.

Aktuelle Ausstattung, bockige Extras
Speicher- und Funkausstattung geben keinerlei Anlass zur Kritik. Mit 32 Gigabyte internem Speicher und der Möglichkeit, microSD-Karten zu nutzen, sollten selbst Musikliebhaber und Handy-Filmer das Auslangen finden. Und dank LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.0 und NFC ist das Gerät auch funkseitig bestens für die Zukunft gerüstet. Selbst das chinesische Satellitennavigationssystem BeiDou ist schon an Bord. Eine praktische Infrarot-Universalfernbedienung ist eingebaut. Samsung-typisch gibt es auch im Note Edge einen Download-Turbo für simultanes Saugen via LTE und WLAN, wirklich notwendig ist die Funktion aber nicht.

Ebenso manche Sensoren: Das Note Edge wartet mit Fingerabdruck-Scanner und einem Sensor für Puls- und Blutsauerstoffgehaltsmessung auf, beide Sensoren funktionieren jedoch nicht so zuverlässig, wie sich das der Nutzer vielleicht wünschen würde, und zeigen eine eher hohe Fehlerquote. Vor allem der Pulsmesser an der Handy-Rückseite erscheint uns entbehrlich, der Fingerabdruckscanner, über den der Finger zum Scannen gezogen wird, funktioniert nach kurzer Eingewöhnungszeit akzeptabel, aber nicht so zuverlässig wie Konkurrenzmodelle.

Saubere Verarbeitung, ungünstiges Handling
Das Gehäuse des Note Edge ist sauber verarbeitet, am Testgerät konnten wir keinerlei Mängel beobachten. Die in Kunstleder-Optik gehaltene Plastikrückseite mag Geschmackssache sein, überzeugt aber durch ihre griffige Struktur. Der Rahmen um das Display ist sehr schmal, wodurch das Gerät trotz seiner Größe noch vergleichsweise kompakt ist. Handlich ist es trotzdem nicht – im Gegenteil, ist es doch noch eine Spur breiter als das ohnehin schon ziemlich große Galaxy Note 4.

Generell ist das Handling nicht gerade die Stärke des Note Edge. Weil an der rechten Bildschirmseite die Gehäusekante durch ein Display ersetzt wurde, liegt es nicht so sicher in der Hand wie das "normale" Note 4. Hält man das Note Edge mit der rechten Hand, berührt man das Kanten-Display allzu leicht mit dem Handballen. Hält man es mit der linken Hand, erreicht man den gebogenen Rand nichtst an die Geräte-Oberseite gewandert, beim Note 4 sitzt er leichter erreichbar am rechten Gehäuserand.

Der Akku könnte kapazitätsstärker sein
Angesichts der üppigen Bildschirmdiagonale eher klein bemessen ist der Akku des Note Edge. Der bietet 3.000 Milliamperestunden Kapazität, was für einen durchschnittlichen Arbeitstag zwar ausreicht, das Gerät aber zu keinem Dauerläufer macht. Nächtliches Aufladen ist gerade für Intensiv-Nutzer Pflicht, hat aber immerhin auch sein Gutes: Das Display an der Gerätekante kann nachts als Uhr zweckentfremdet werden und zeigt auf Wunsch während des nächtlichen Ladens die Zeit an.

Das kann das Kanten-Display in der Praxis
Am Ende steht die Frage, wie nützlich das über die Gerätekante gehende Display des Note Edge in der Praxis tatsächlich ist. Samsung hat sich einige Mühe gegeben, das exotische Display softwareseitig sinnvoll zu nutzen und hat einen App-Launcher, Mini-Apps wie Lineal, Timer und Wecker sowie Ticker für Benachrichtigungen, Börsenkurse, Fitness-Daten oder Nachrichten für die 2.560 mal 160 ansonsten ungenutzten Pixel am Bildschirmrand beigelegt.

Wirklich überzeugt haben uns diese Anwendungen allerdings noch nicht. Klar ist der App-Launcher ein nettes Extra, das Zeit spart, weil man aus einer gerade geöffneten App heraus über die Seitenleiste in die nächste Anwendung kommt. Und natürlich ist es nett, wenn man am Displayrand bei Bedarf Mini-Apps einblenden oder seine Aktienkurse verfolgen kann. Der vorhandene Funktionsumfang wiegt aber aus unserer Sicht die ergonomischen Schwächen des Geräts nicht auf.

Zudem ist nicht jede Möglichkeit, die sich durch die Displaykante ergibt, auch sinnvoll. Der in diesen Bereich verlagerte Auslöser der Kamera-App beispielsweise bietet bei der Bedienung keinerlei Vorteile und ist fummeliger und schwerer zu erreichen als beim Note 4 mit "normalem" Display. Das ist umso ärgerlicher, weil Samsung sich den Spezialbildschirm teuer bezahlen lässt. Dass App-Entwickler viel neue Software nachliefern, ist unwahrscheinlich – dagegen sprechen die zu erwartende geringe Verbreitung des Geräts und sein stolzer Preis.

Android 4.4 mit TouchWiz und Geschenken
Als halbwegs gelungen darf hingegen die Benutzeroberfläche bezeichnet werden. Samsung setzt beim Note Edge auf Android 4.4 mit der hauseigenen TouchWiz-Oberfläche, vertauscht "Zurück"- und "Menü"-Button gegenüber dem Android-Standard und legt dem Gerät viele mehr oder minder praktische Anwendungen bei. Darunter finden sich viele Eigenproduktionen und sogar Software-Geschenke wie 50 Gigabyte Dropbox-Speicher für zwei Jahre.

Das Interface wurde an den im Gehäuse versenkbaren Eingabestift angepasst und bietet einige Features, bei denen der Stylus von Vorteil ist. Er eignet sich beispielsweise gut, um Notizen und Screenshots zu erstellen, bietet Multitasking-Funktionen und noch ein paar andere Extras. Lobenswert: Interface-Schwächen wie etwa das unübersichtliche Einstellungsmenü, das noch das Galaxy S5 plagte, wurden ausgemerzt und zum Besseren verändert.

Fazit: Das Samsung Galaxy Note Edge ist eine futuristische Demonstration des technisch Machbaren. Es vereint Top-Komponenten mit einem unkonventionellen Displaykonzept und bietet in der Folge nicht nur reichlich Leistung, sondern auch einen gewissen "Hingucker"-Faktor. Den erkauft sich das Note Edge allerdings auf Kosten der Ergonomie, die spürbar unter dem ungewöhnlichen Formfaktor leidet. In der Preisklasse, in der das Note Edge spielt, ist das ein klarer Nachteil. Wer 900 Euro für ein Smartphone ausgibt, will im Regelfall nämlich keine Kompromisse eingehen. Zumal sich die Nützlichkeit des Kanten-Displays bis auf ein paar Mini-Apps und einen App-Launcher in Grenzen hält.

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