Porsche Cayman

Wer behauptet da, Testwagen sind gezinkt?

Motor
18.10.2013 06:00
Es geht immer wieder mal das Gerücht, dass Testwagen für uns Journalisten eigens präpariert sind, damit sie besonders gut wegkommen. Porsche hat mir gerade das Gegenteil bewiesen: mit einem Cayman S, dessen hintere Dämpfer schlichtweg platt waren.
(Bild: kmm)

Ich gebe zu, in den Momenten, bevor ich mir sicher war, dass ein Defekt vorlag, hat mich ganz kurz das Vorurteil vom "Hausfrauenporsche" gestreift, das man in Zuffenhausen so gar nicht gern hört und schon gar nicht gern liest. Zu Recht, denn die Schwaben haben hier einen lupenreinen Mittelmotorsportwagen am Start, der mit erstklassigen Fahreigenschaften glänzt, wie mir der Ersatzwagen schnell gezeigt hat. Schnell im Wortsinn.

Denn er liegt, wie ein Einser steht, die 265er-Hinterreifen feuern einen mit optionalem Torque Vectoring samt mechanischer Hinterachsquersperre aus den Ecken heraus wie ein Lot an einem geschwungenen Seil. Gern auch mal quer, wenn man das böse Knöpfchen gedrückt hat, so wie wenn man beim Snowboarden den Zug auf der Kante variiert, indem man das Knie ein- oder ausdreht. Da kommt keine Unsicherheit auf, sondern man fühlt sich fest mit der Straße verbunden, wozu auch die ebenso tiefe wie feste und angenehme Sitzposition beiträgt.

Direkt und gefühlvoll agiert die elektromechanische Servolenkung, das PDK (Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe) ist von der schnellen Truppe, aber wahlweise auch sanft genug, je nach Programmwahl und Gaspedalbewegung. Das normale Sechsganggetriebe (serienmäßig) passt besser zum Charakter, aber wenn ein Doppelkupplungsgetriebe, dann bitte dieses! Manuell zu schalten ist es natürlich auch, und zwar über die gewöhnungsbedürftigen Knopferln am Lenkrad oder über den Schalthebel, der in meinen Augen unlogisch belegt ist, also nach vorne zum Rauf-, Richtung Heck zum Runterschalten. Im Alltag sehr angenehm ist, dass das PDK im Automatikmodus immer wieder von selbst auf Freilauf schaltet, wenn man vom Gas geht. Das dürfte ein Grund für den günstigen Testverbrauch von 8,5 l/100 km sein.

Drehen, bis dem Beifahrer schwindlig wird. Oder dem Gegner.
Schalten ist im Cayman S (wie auch im Cayman ohne S) essentiell, denn um die wahre Faszination von Boxerschub und –sound zu erleben, braucht es Drehzahl, auf jeden Fall über 4.000 Touren. In diesen Regionen atmet der Boxer durch, als hätte er den Sieg vor Augen, verwöhnt die Ohren mit echtem Porscheklang und schießt die 1.350 kg plus Fahrer in 4,9 Sekunden von 0 auf 100 und weiter bis 281 km/h. Von 4.500 bis 5.800/min. gibt der 3,4-Liter-Sechszylinder sein maximales Drehmoment von 370 Nm ab, die Maximalleistung von 325 PS gar erst bei 7.400/min., und da ist noch lange nicht Schluss mit Drehen. Das alles gilt im Prinzip auch für die 2,7-Liter-Version ohne S im Namen, aber das Minus von 50 PS und 80 Nm ist gravierend, auch wenn 0-100=5,6 (und Vmax 264) auch ganz nett ist.

Schön, dass der Cayman jetzt auch ein Heck hat, das man gerne herzeigt, samt seinem ausfahrbaren Spoiler und dem mittig angebrachten Doppelrohr (beim S, sonst Einzelrohr). Denn man wird ihm auf der Autobahn nachschauen, jedenfalls wenn er mit Drehzahl gefüttert wird. Es ist kein Wunder, dass der stärkste Cayman immer schwächer sein wird als der stärkste 911er, denn er fährt sich, wie sich ein Porsche fahren muss. Zwischen den beiden (Cayman S vs. 911 Carrera) liegen nur 25 PS, aber satte 30.000 Euro. Und natürlich noch immer eine gewaltige Imagedifferenz.

Der Einstieg ins Cayman-Leben gelingt ab knapp 60.000 Euro, wobei man durchaus noch 10.000 Euro für Extras einplanen sollte. Dafür bekommt man zwar keinen 911er, aber einen echten Porsche mit allen Qualitäten. Und intakten Dämpfern.

Warum?

  • Agil, fahraktiv, feiner Sound
  • Weil es einfach ein Porsche ist

Warum nicht?

  • Die Optik spaltet die Gemeinde

Oder vielleicht ...

... Audi TT, BMW Z4, Mercedes SLK, Jaguar F-Type, Peugeot RCZ R

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(Bild: kmm)



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