Eltern kreiden an:

Schüler-Laptops um 250 Mio. Euro selten im Einsatz

Web
13.04.2022 13:51

Wegen „Funktionsmängeln“ bei bestellten Windows-Tablets wartet ein Viertel der Jugendlichen, die das Bildungsministerium heuer bei seiner Digitalisierungsoffensive erstmals mit günstigen Laptops und Tablets ausstatten wollte, noch auf ein Gerät. Doch auch bei Schülern der fünften und sechsten Schulstufe, die beliefert wurden, sehen Elternvertreter Nachholbedarf: Die Laptops und Tablets würden im Unterricht nämlich zu selten genutzt.

250 Millionen Euro hat das Bildungsministerium für die Laptops und Tablets in die Hand genommen. Die Schüler übernehmen ein Viertel der Kosten, dafür gehen die Geräte in ihr Eigentum über.

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Einmal im Semester ist doch etwas wenig für das, dass die Geräte viel gekostet haben und dann natürlich auch sinnvoll eingesetzt werden sollten.

Christoph Drexler, Bundesverband der Elternvereine

Im Unterricht seien die Geräte aber zum Teil im vergangenen Semester nur ein einziges Mal eingesetzt worden, kritisierte der Sprecher des Bundesverbands der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV), Christoph Drexler, im Ö1-„Morgenjournal“. „Einmal im Semester ist doch etwas wenig für das, dass die Geräte viel gekostet haben und dann natürlich auch sinnvoll eingesetzt werden sollten.“

Konzepte vorgelegt, aber „Umsetzung hapert“
93 Prozent der Schulen haben sich im ersten Jahr an der Geräteinitiative beteiligt, über die künftig jedes Jahr die Schüler der fünften Schulstufe (1. Klasse Mittelschule bzw. AHS) günstige IT-Geräte erhalten sollen. Voraussetzung dafür ist ein Konzept, wie die Geräte im Unterricht eingesetzt werden sollen.

Die Elternvertreter hätten allerdings den Eindruck, dass es „in der Umsetzung zum Teil auch hapert“, so Drexler. Er hofft, dass die Einführung des neuen Pflichtfachs „Digitale Grundbildung“ im kommenden Schuljahr einen Schub bringen wird. Schließlich müssten die Geräte dann auf jeden Fall dafür in die Schule mitgebracht werden - „und dann werden die Geräte hoffentlich auch über diese eine Stunde hinaus verwendet“.

Langsames Internet, fehlende Steckdosen
Doch auch bei der Hardware an den Standorten hapert es laut Drexler noch immer: An vielen Standorten gebe es nur unzureichendes Internet oder zu wenige Steckdosen in den Klassen, damit alle Schüler ihre Geräte auch wirklich nutzen können.

Im Bildungsministerium wurde laut dem Bericht betont, dass an den Hardwareproblemen gearbeitet werde. Zuständig seien aber die Schulerhalter, bei den Mittelschulen seien das vielfach Länder und Gemeinden. An AHS, bei denen der Bund zuständig ist, soll es mit Ende dieses Schuljahres überall Breitbandinternet und leistungsfähiges WLAN geben.

Opposition übt Kritik am Bildungsminister
Offen ist für NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre unterdessen weiterhin, wer ab Herbst das Fach „Digitale Bildung“ überhaupt unterrichten wird. „Ein neues, eigenes Fach einzuführen, ohne die Lehrerinnen und Lehrer mit entsprechenden Ressourcen und Kenntnissen auszustatten, ist eine Farce“, kritisierte sie per Aussendung. Überhaupt fehle Ressortchef Martin Polaschek (ÖVP) „das Anliegen, die Vision und das Ziel in der Bildungspolitik“, zeigte sie sich unzufrieden.

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Nach jedem Interview des Ministers sind mehr Fragen unbeantwortet als zuvor.

SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler

Enttäuscht reagierte auch SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler auf Polascheks Ausführungen in diversen Interviews zu den Problemen mit den Tablets, zum kritisierten Corona-Bonus für Schulleiter oder ukrainischen Schülern an den heimischen Schulen. „Nach jedem Interview des Ministers sind mehr Fragen unbeantwortet als zuvor. Akute Fragen kann er nicht beantworten und mittelfristige Fragen will er angesichts der akuten Fragen, die sich stellen, nicht beantworten.“ Auch eine Vision, wie die Schule in zehn oder zwanzig Jahren aussehen solle, fehlt Vorderwinkler. Für sie ist der Minister „rücktrittswürdig“. Auch von der FPÖ kam erneut Kritik, wonach Polaschek keine Antworten liefere. „Entweder kommt Martin Polaschek rasch in den Arbeitsmodus, oder er lässt es bleiben und legt sein Ministeramt zurück“, so Bildungssprecher Hermann Brückl.

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