Kein reiner Spaß

SLK 55 AMG: Sport treiben im Teilzeit-Vierzylinder-V8

Motor
21.10.2012 19:20
Schon die Farbe, dieses faszinierend schimmernde Mattweiß, macht deutlich: Das ist ein besonderer SLK. Dazu kommen Insignien wie der "V8 AMG"-Schriftzug unter den seitlichen Kiemen, Schürzen, Spoiler, Lufteinlässe und vier fette Auspuffendrohre. Sie gehören zu dem Musikinstrument, das die Leistungsorgie des 5,5-Liter-V8-Saugmotors aus 421 PS und 540 Nm mit sanft-brachialen Sinfonien begleitet.
(Bild: kmm)

Ist der stärkste Normal-SLK mit seinen 306 PS schon nicht schwach, ist hier Leistung immer und überall im Überfluss vorhanden. In 4,6 Sekunden fällt die Hunderter-Marke, gegen Aufpreis und ein Fahrertraining rennt der 1.535 kg leichte Roadster bis zu 280 km/h. Aber der SLK AMG fordert seinen Fahrer nicht heraus. Man muss ihn nicht treten, sondern er lässt sich gut und gerne auch sanft cruisend bewegen, untermalt vom feinen V8-Schnurren.

Sportlicher Motor mit Zylinderabschaltung
Technisch ist das Triebwerk ein Schmankerl, es verfügt über Zylinderabschaltung und realisiert damit den für einen Achtzylinder sensationellen Normverbrauch von 8,4 l/100 km. Im Teillastbereich knipst der Benz vier der acht Zylinder aus, nämlich die Nummern zwei, drei, fünf und acht. Das passiert im Drehzahlbereich von 800 bis 3.600 Umdrehungen, wenn nicht mehr als 230 Nm gebraucht werden, und soll eigentlich komplett unauffällig sein. Tatsächlich kriegt der Fahrer es aber oft mehr oder weniger deutlich mit. Zuerst dachte ich noch, die Automatik schaltet einfach nicht runter und würgt gleich den Motor ab (die Drehzahl lag bei rund 800/min.). Tatsächlich vibriert er einfach nur und klingt dabei eher wie ein gut gedämmter Dreizylinder als wie ein potenter Achtzylinder, jedenfalls nicht gesund. Gibt man etwas Gas, nehmen die bis dahin stillgelegten Zylinder mit einem leichten Ruck wieder ihre Arbeit auf und – oh Freude – man fährt wieder mit vollem Sound und Feeling.

Der Abschaltzustand wird im Armaturenbrett durch den Hinweis ECO4 bzw. ECO8 dokumentiert. Immer wenn die Automatik im C-Modus (C = "Controlled Efficiency") arbeitet, ist die Abschaltung aktiv. Mich hat das Vierzylinder-Vibrieren bald dazu gebracht, die Automatik ständig auf "Sport" zu fahren, um das Abschalten zu unterbinden. Leider ist in dem Fall auch die wirklich sensationell arbeitende Start-Stopp-Automatik nicht mehr verfügbar. Schade, dass ein so emotionales Triebwerk so beschnitten wird.

So macht fahren richtig Spaß
Sonst bleibt alles frei von Tadel. Der Testverbrauch liegt mit 11,1 Liter zwar deutlich über dem Normschnitt, geht aber dennoch in Ordnung. Die AMG-Direktlenkung macht ihrem Namen alle Ehre und auch das straffe AMG-Fahrwerk sorgt für Fahrspaß. Die serienmäßige "Torque Vectoring Brake" bremst im Kurvengrenzbereich das kurveninnere Hinterrad ab und unterstützt so ein präziseres Einlenken. Auch die Siebengangautomatik hält voll mit, schaltet absolut zügig und setzt einen Gaspedaldruck im Stand unverzüglich in vollen Vortrieb um. Mit den schönen, metallenen Schaltpaddles am Lenkrad kann man auch sequentiell schalten. Das ESP verfügt über einen spaßigen Handling-Modus – und ist sogar ganz abschaltbar. Dieses Komplettdeaktivieren gibt es bei Mercedes nur in AMG-Autos.

Ein Highlight ist das Glasfaltdach, das sich auf Knopfdruck verdunkeln lässt – und (nur im Stand) natürlich öffnen und schließen. Ist es geschlossen, bleiben beachtliche 335 Liter Kofferraumvolumen, liegt es im Kofferraum, sind es immerhin noch 225 Liter. In dem Fall hat man dann noch mehr vom Sound, den die Abgasklappen im Sportauspuff erzeugen. Hat man die entsprechende Position in der Aufpreisliste angekreuzt, bläst einem der Airscarf warme Luft in den Nacken.

Und damit sind wir schon beim Kapitel Preis: 82.660 Euro werden für den Mercedes SLK AMG mindestens fällig. Der Testwagen wiederum fühlt sich adäquat ausgestattet an – um 113.176 Euro. Da sind dann allerlei Kostbarkeiten dabei von AMG-Carbon-Zierteilen über den Harman-Kardon-Sound oder die edle Analoguhr von IWC Schaffhausen bis zum Radar-Tempomat. Die Position "Entfall Zylinderabschaltung" habe ich leider nicht gefunden.

Warum?

  • Tolle Fahreigenschaften
  • Starker Sound passend zum kraftvollen V8-Sauger

Warum nicht?

Zylinderabschaltung als Spaßverderber

Oder vielleicht ...

... 24.000 Euro sparen und zum SLK 350 mit 306 PS greifen

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(Bild: kmm)



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