205 4.0

Peugeot 208: Bricht die Herzen der stolzesten Frau’n

Motor
16.04.2012 16:54
Peugeot schickt die neue Generation seiner Kleinwagen-Generation auf die Straße, und der 208 könnte zeitgemäßer kaum sein: Wir werden immer dicker, viele wollen aber wieder in Form kommen und dennoch gut leben. So ist auch der 208 leichter und knackiger als der Vorgänger, verlangt dabei keinerlei Verzicht, bietet aber im Innenraum eine Überraschung.
(Bild: kmm)

Statt wie sonst bei einem Modellwechsel üblich größer und schwerer als der Vorgänger ist der Peugeot 208 im Schnitt 110 kg leichter und sieben Zentimeter kürzer (jetzt 3,96 Meter) als der 207, bietet den Insassen aber mehr Platz. Konkret sind es auf der Rückbank relativ satte 5 Zentimeter. Weitere Zutaten im (so hofft man) Erfolgsrezept sind ein straffes Fahrwerk, spritzige und sparsame Motoren und ein schnittiges, ballastfreies Design.

Zurück zum Frauenauto
So wollen die einst erfolgsverwöhnten Franzosen ihre Kleinwagenreihe in einen neuen Frühling schicken, der die seligen Zeiten von 205 und 206 wiederaufleben lassen soll, denn der 207 dürfte in der Führungsetage die Dichte der grauen Haare deutlich erhöht haben. Knapp 2,4 Millionen Stück konnte man an den Mann (und die Frau) bringen, das ist nicht einmal die Hälfte der 205er-Stückzahl, und nicht einmal ein Drittel der 206er-Verkäufe. Der Grund: groß, schwer, teuer, unattraktiv.

Schluss mit pummelig, kein riesiges Kühlermaul mehr, keine Scheinwerfer, die einfach nur groß sind. Kurze Überhänge, das Design ist herrlich straff, Sicken und Kanten prägen interessante Linien. Eine davon zieht sich seitlich in die bumerangförmige Heckleuchte, mit der Peugeot eine Kralle darstellen will. Besonders gut kommt das beim Zweitürer. Die Franzosen sprechen offen aus, dass der 208 die Herzen der stolzesten Frauen erobern soll.

Sehr erwachsenes Fahrgefühl
Dennoch haben sie ihm ein Fahrwerk mitgegeben, das absolut männliche Bedürfnisse befriedigt. Sportlich, aber nicht unkomfortabel liegt der kleine auf der Straße. Da schaukelt nichts, das fühlt sich richtig erwachsen an und macht bei den Testfahrten im Hinterland von Lissabon richtig Spaß. Auch die präzise arbeitende elektrische Servolenkung ist wie geschaffen für die engen Kurven in den Weinbergen wie auch an der Küste. Auch das gokartmäßig kleine Lenkrad trägt zum spielerischen Fahren bei. Die leicht synthetische Art, mit der die Lenkung bei höheren Geschwindigkeiten für durchaus erwünschten Widerstand sorgt, dürfte wohl nur besonders kritischen Geistern auffallen.

Licht und Schatten bei den Motoren
Angesichts dieser fahrdynamischen Eigenschaften darf man sich auf den für 2013 angekündigten 208 GTI mit rund 200 PS freuen, doch schon jetzt reicht die Motorenpalette bis 156 PS. Drei Antriebsvarianten konnte ich ausprobieren, wobei mich vor allem der 115-PS-Diesel mit seinem seidigen Lauf und dem guten Durchzug (285 Nm bei 1.750 min.) überzeugt hat. In Sachen Verbrauch glänzt er mit günstigen 3,8 l/100 km, nicht zuletzt dank Stopp-Start und ideal gestuftem Sechsganggetriebe. Diesel bauen bleibt offensichtlich eine Kernkompetenz von Peugeot.

Der 5 PS stärkere, aber durchzugsschwächere Benziner hinterlässt einen weniger guten Eindruck. Er braucht Drehzahl, um vorwärtszustürmen, erst bei 6.600 Touren wird mitten im roten Bereich abgeregelt. Doch spätestens bei 4.000/min. will man instinktiv schalten. Schade, dass er nur mit Fünfganggetriebe zu bekommen ist. Aber immerhin schaffen beide den Hundertersprint in unter zehn Sekunden.

Übrigens sind die Getriebe in ihrer Qualität offenbar noch leicht serienstreuungsabhängig. Besonders das des Diesel-Testwagens erwies sich bei flotter Fahrweise als hakelig, wobei Kollegen in anderen Testfahrzeugen diese Erfahrung nicht machten.

Als Kontrastprogramm habe ich noch eine Runde mit einer Vorserienversion des stärkeren der beiden Dreizylinder-Benziner gedreht, die ab Sommer als sparsame Einstiegsmotoren angeboten werden (1,0 bzw. 1,2 Liter Hubraum, 4,3 bzw. 4,5 l/100 km, 68 bzw. 82 PS, 95 bzw. 118 Nm). Er läuft erwartungsgemäß rau und reißt nicht gerade die Brocken aus dem Asphalt. Man muss schon recht genügsam sein, um damit das Auslangen zu finden, zumal das Hauptargument Verbrauch erst nächstes Jahr voll ausgespielt wird, wenn die Stopp-Start-Automatik auch bei den Benzinern integriert wird.

Überraschung im Innenraum
Völlig neue Wege beschreitet der Peugeot 208 bei den Armaturen. Die sind zwar auf den ersten Blick klassisch ausgeführt, liegen aber nicht hinter, sondern über dem Lenkrad. Das irritiert zunächst, doch nach kurzer Eingewöhnung stellt man fest, dass sie besonders gut im Blickfeld liegen, weil sie sich direkt unter der Windschutzscheibe befinden. So spart man sich ein Head-Up-Display. Das Lenkrad misst nur 33 statt 38 Zentimeter im senkrechten Durchmesser, um den Blick nicht zu behindern. Freunde der klassischen Anordnung werden dadurch jedenfalls weniger vor den Kopf gestoßen als mit mittig platzierten Instrumenten.

Auffallend in der Mitte thront das große, stylische Touchscreen-Display, das ebenso wie Klima- und Audioanlage ab dem zweiten Ausstattungsniveau Serie ist. Gegen 450 Euro Aufpreis kann es auch navigieren, übersichtlich und mit guter Grafik. Künftig sollen auch Apps verfügbar sein, die gegen eine jährliche Gebühr im In- und Ausland Zusatzinfos wie freie Parkplätze oder billige Tankstellen anzeigen können. Alles ist gut zu bedienen und der Innenraum optisch durchaus ansprechend, insgesamt aber ist er aber etwas unharmonisch geraten.

Erstaunlich viel Platz
Die passende Sitzposition mit idealem Blick ist schnell gefunden, die Vordersitze sind bequem, bieten einen breiten Rücken an und geben guten Seitenhalt. Mit meinem Gardemaß engt mich allerdings der Türgriff ein. Grundsätzlich ist aber viel Platz für die Insassen, sogar hinten ist menschenwürdige Existenz möglich, sogar im Kopfraum. Von hinten hat man auch einen herrlichen Blick durch das nicht zu öffnende Glaspanoramadach, das nachts von blauem Ambiente-Licht gesäumt wird. Tadellos auch der Kofferraum mit 285 bis 1.076 Liter. Man mag nicht glauben, dass der 208 außen tatsächlich kleiner ist als der ballastreiche 207.

Zwei plus drei plus Warterei
Zum Marktstart stehen fünf Motorisierungen zur Wahl: drei Diesel mit 68, 92 und 115 PS sowie zwei Benziner mit 95 und 120 PS, wobei die jeweils stärkste Variante nur in der Topausstattung Allure erhältlich ist. Im Sommer kommen die Dreizylinder-Benziner mit 68 bzw. 82 PS sowie der stärkste Vierzylinder mit 156 PS dazu. Sobald die Dreizylinder verfügbar sind, beträgt der Einstiegspreis 12.200 Euro, bis dahin ist der 68-PS-Diesel mit einem Basispreis von 13.750 Euro (Dreitürer) und einem Verbrauch von 3,8 l/100 km der billigste Peugeot 208. Die preisliche Spitze wird mit 21.200 Euro die Topmotorisierung darstellen. Übrigens: 207 SW und 206+ werden vorläufig weitergebaut.

Man möchte sagen: tres bien!
Der Peugeot 208 hat das Zeug zum erhofften großen Wurf. Er ist durchdacht, sparsam, schnittig und praktisch. Zwar gibt es (abgesehen von den Apps) keine Internetverbindung, auch keinen Notbremsassistenten, aber das kann man auch der Beschränkung auf das Wesentliche zuschreiben. Immerhin soll noch dieses Jahr ein Einpark-Assistent erhältlich sein – und der kann sogar ausparken.

Warum?

  • Knackiges Fahrwerk
  • Schnittige Optik
  • Fühlt sich erwachsen und wertig an

Warum nicht?

  • Die ungewöhnliche Tachoanordnung wird nicht jedem zusagen.

Oder vielleicht ...

  • ... Toyota Yaris, Mazda 2, Renault Clio, VW Polo, Opel Corsa
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(Bild: kmm)



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