Die Ausstellung "Car Culture. Medien der Mobilität" ist Teil der 125-Jahr-Feier des Autos. Der "Selbstläufer" wurde 1886 von Carl Benz zum Patent angemeldet und ist seitdem seinem Namen gerecht geworden. "Keine Erfindung hat dem Menschen so viel Freiheit gegeben und so viel Unfreiheit gleichermaßen", sagte der Kölner Künstler HA Schult am Donnerstag bei der Vorstellung der Schau. Er hat gleich drei Werke beigesteuert.
krone.at/Auto-Motorrad ist auf Facebook - werde jetzt Fan!
Seine "Crying Cars" (weinende Autos) sind fünf platt gedrückte und aufeinandergeschichtete Karosserien. Ihnen entsteigt wie eine Traumblase der Entwurf des neuen Autos, das einem Handy ähnelt. Auf dem Stapel spielt eine russische Geigerin - zumindest zur Eröffnung - moderne Weisen. Für HA Schult sind es Abschiedslieder. "Das Auto in seiner jetzigen Form wird es bald nicht mehr geben", ist er überzeugt und entwirft eine Vision. "Bald wird man Autos zusammenfalten und an der Garderobe abgeben können."
Einen Trabi als Luxuskarosse präsentiert der Karlsruher Ecke Bonk auf einer Drehbühne - doch wer genau hinhört, kann aus seinem Inneren Zitate von Karl Marx und Friedrich Engels vernehmen. Das Auto des Philosophen Felix Guattari hat der Franzose Jean-Jacques Lebel zu einem Kunstwerk aufgemotzt, das das gesamte Leben seines Idols widerspiegeln soll: vom Bett und der Bibliothek auf dem Dach bis zu Videoeinspielern vor der Seitentüre.
Klassiker im Namen der Kunst zerstört
Einige Werke werden Autoliebhabern auch die Tränen in die Augen treiben. So hat der Karlsruher Axel Philipp einen Mercedes 280 SL Cabrio bis zum Rand mit Altöl gefüllt. "Ob es dicht hält, werden wir erst in den kommenden Wochen sehen", sagt Kurator Bernhard Serexhe. Das dänische Künstlerduo Elmgreen und Dragset sorgt schließlich mit "Disgrace" (Schande) für den Schlusspunkt. Dafür haben sie ein Auto nach mittelalterlicher Sitte geteert und gefedert.
Internet ersetzt Autos?
"Die Sicht der Künstler auf das Auto ist nicht so optimistisch wie die der Autobauer", fasst der österreichische ZKM-Leiter Peter Weibel zusammen. Er selbst hält die Zukunft des Autos auch für eine Illusion. Das Zeitalter einer neuen Mobilität habe längst begonnen. Mit der Funktechnologie könnten Botschaften ohne Materialeinsatz große Wege zurücklegen.
Die Ausstellung zeigt deshalb in einer Sonderschau die Entwicklung der Telekommunikation, die mit den Forschungen von Heinrich Hertz auch in Karlsruhe ihren Anfang nahm. Sie hat für Weibel in einigen Lebensbereichen das Auto bereits überflüssig gemacht. Als Beispiel nennt er die sozialen Netzwerke: "Viele Menschen fahren heute nicht mehr zu einem gemeinsamen Treffen mit Freunden, sondern sie treffen sich im Internet."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.