Wegen Energieverbrauch

Tesla nimmt keine Bitcoins mehr: Kurs abgestürzt!

Digital
13.05.2021 16:19

Der US-Elektroautohersteller Tesla hat Zahlungen mit der Kryptowährung Bitcoin wegen Umweltbedenken angesichts des hohen Stromverbrauchs gestoppt. Der Konzern habe die Entscheidung wegen des rapide ansteigenden Verbrauchs fossiler Brennstoffe für die Herstellung von und Transaktionen mit Bitcoins getroffen, erklärte Tesla-Chef Elon Musk. Vor allem, dass der Strom oft aus Kohlekraftwerken komme, sei ein Problem. Sein Tweet ließ den Bitcoin-Preis schlagartig abstürzen.

Der Kurs der wichtigsten Digitalwährung sank zeitweise auf 45.700 US-Dollar, nachdem er in der Nacht davor noch bei 54.817 Dollar notiert hatte. Zuletzt erholte sich er sich etwas und wurde Donnerstagnachmittag mit etwas mehr als 50.000 Dollar gehandelt. Dies ist immer noch ein Minus von rund acht Prozent. Allerdings standen Kryptoanlagen im allgemeinen Abwärtstrend an den Börsen zur Wochenmitte schon vor Musks Statement unter Druck.

Weil das Erzeugen der digitalen Währung so viel Strom verbraucht, akzeptiert Elon Musks Tesla-Konzern den Bitcoin nicht mehr als Zahlungsmittel. Dabei ist die schlechte Umweltbilanz seit langem bekannt. (Bild: APA/AFP/POOL/Britta Pedersen, stock.adobe.com, Krone KREATIV)
Weil das Erzeugen der digitalen Währung so viel Strom verbraucht, akzeptiert Elon Musks Tesla-Konzern den Bitcoin nicht mehr als Zahlungsmittel. Dabei ist die schlechte Umweltbilanz seit langem bekannt.

Nicht nur Bitcoin, auch die zweitgrößte Digitalwährung Ether geriet durch Musks Aussagen zeitweise heftig unter Druck. Der Rückgang war zuletzt mit über zehn Prozent ähnlich stark wie beim Bitcoin. Ether hatte im Schatten von Bitcoin in den vergangen Wochen stark an Bedeutung gewonnen und in den Tagen vor Musks Tweet Rekordhochs erreicht. Auch das Kryptomeme Dogecoin und andere Cyberwährungen wie Binance Coin und Ripple gaben nun deutlich nach.

Musk machte klar, dass er grundsätzlich ein Fürsprecher der Branche bleibt: „Kryptowährung ist auf vielen Ebenen eine gute Idee und wir glauben an eine vielversprechende Zukunft, aber dies kann nicht zu großen Lasten der Umwelt gehen“, hieß es in seinem Statement. Tesla hatte im März damit begonnen, Bitcoins zum Kauf seiner Elektroautos zu akzeptieren. Zuvor hatte das Unternehmen den Kauf von Bitcoins für 1,5 Milliarden Dollar (1,23 Milliarden Euro) bekannt gegeben und der ältesten und bekanntesten Cyberwährung damit ordentlich Schub gegeben.

Aufnahme aus einer Bitcoin-Mine in Kanada (Bild: AFP)
Aufnahme aus einer Bitcoin-Mine in Kanada

Bitcoin steht wegen des hohen Stromverbrauchs, den das sogenannte Mining - die Herstellung der Währungseinheiten durch komplexe Rechenprozesse - erfordert, schon lange bei Umweltschützern in der Kritik. Tesla will laut Musk auch keinen Bitcoin-Handel mehr betreiben, solange die Energiebilanz nicht besser ist. Im jüngsten Geschäftsquartal hatte das Unternehmen fast 100 Millionen Dollar durch den Verkauf von Bitcoins verdient.

Stromhunger seit langem bekannt
Die Diskussion um die Umweltbilanz und die Effizienz von Bitcoin ist keineswegs neu und es blieb zunächst unklar, warum Musk das Thema erst jetzt als problematisch einstuft. Viele Kritiker stören sich daran schon lange. Laut dem Bitcoin Energy Consumption Index der Online-Plattform Digiconomist, die sich unter anderem für umweltfreundlichere Krypto-Technologien einsetzt, verbraucht Bitcoin derzeit in etwa so viel elektrische Energie wie die Niederlande. Der CO2-Fußabdruck der Digitalwährung entspreche ungefähr dem Singapurs.

Mit Spezialcomputern wie diesem „Antminer“ erzeugen Bitcoin-Schürfer ihre digitale Währung. (Bild: https://shop.bitmain.com)
Mit Spezialcomputern wie diesem „Antminer“ erzeugen Bitcoin-Schürfer ihre digitale Währung.

Bitcoin- und Krypto-Anhänger wie Twitter-Chef Jack Dorsey argumentieren damit, dass die Umweltbilanz mit der fortschreitenden Verbreitung von Erneuerbaren Energien langfristig wesentlich besser werden dürfte. Allerdings stehen viele Server-Farmen, die zum Bitcoin-Mining im großen Stil genutzt werden, in Ländern mit relativ geringen Stromkosten wie China oder Kasachstan. Hier stammt die Energie aber häufig aus vergleichsweise umweltschädlichen Quellen wie Kohle. Daran scheint sich nun auch Tesla-Chef Musk stärker zu stören.

Folgen andere Unternehmen Teslas Beispiel?
Einige Beobachter erwarten, dass auch andere Unternehmen dem Vorbild von Tesla folgen könnten. So sei unter US-Präsident Joe Biden die Umweltdebatte stärker in den Blick geraten. „Das proaktive Handeln Teslas könnte auch auf politischem Druck gewachsen sein“, kommentiert Analyst Timo Emden von Emden Research. „Der Ausstieg des Unternehmens ist eine große Niederlage für den Bitcoin als Bezahlmittel-Funktion.“

Unter Joe Biden zeichnet sich eine Kehrtwende in der US-Klimapolitik ab. Das versetzt die Kryptogeld-Szene in Aufregung. (Bild: AP)
Unter Joe Biden zeichnet sich eine Kehrtwende in der US-Klimapolitik ab. Das versetzt die Kryptogeld-Szene in Aufregung.

In der Kryptoszene sorgte die Kehrtwende des Tesla-Chefs wie zu erwarten für viel Unverständnis. „Warum gerade jetzt? Wusste Musk ernsthaft nichts über die Umweltaspekte, bevor er Bitcoins für 1,5 Milliarden Dollar kaufte?“, fragte etwa Nigel Green, Chef der Investmentfirma deVere Group. Tatsächlich hatte Finanzvorstand Zach Kirkhorn bei der Bilanzvorlage vor zwei Wochen noch das langfristige Interesse Teslas in Bitcoin betont und angekündigt, dass das Unternehmen weiter auf die Kryptowährung setzen werde. Zuletzt hatte Musks Raketenbauer SpaceX angekündigt, einen mit der Kryptowährung Dogecoin finanzierten Satelliten zum Mond schicken zu wollen.

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