Jüdischer Weltkongress

„Rechtsextreme Videos auf TikTok nicht gelöscht“

Web
27.07.2020 11:25

Der Jüdische Weltkongress hat seine Kritik an der Verbreitung rechtsextremer Videos durch TikTok erneuert. Auf der vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebten Plattform befänden sich weiterhin rechtsextreme Videos, so der geschäftsführende Vizepräsident des Kongresses, Maram Stern. „Die Videos auf unserer Liste wurden nicht gelöscht“, kritisierte er. Unter den beanstandeten 77 Videos und vier Sounds auf der Liste seien neben antisemitischen Verschwörungstheorien auch Beiträge, die Holocaust-Opfer verhöhnten.

„Wir machen eine Reise zu einem Ort namens Auschwitz - Zeit zum Duschen, kleine Kinder“, heißt es etwa in einem Song, der am Montagvormittag noch über TikTok abrufbar war. Auch die notorische Roboter-Swastika, deren Original TikTok bereits gelöscht hat, war in einem Video zu sehen. Ebenso wie das Kurzvideo eines Users, der es offenbar geistreich findet, zu spielen, wie jemand an einem ersten Arbeitstag in einem Weltkriegsmuseum anstelle von Kakao die Asche von Anne Frank in seine Milch schüttet und trinkt.

Es könnte sein, dass TikTok bereits die in einer Untersuchung des Instituts für Terrorismusbekämpfung der Universität Haifa erwähnten Videos entfernt habe, „ohne die weiteren Beispiele von Antisemitismus in Erwägung zu ziehen, die noch zu finden sind“, hieß es seitens des Jüdischen Weltkongresses.

„Unhaltbarer Zustand“
Die Organisation hatte Beschreibungen der beanstandeten Videos in einem auf Anfang Juli datierten Brief auch an Justizministerin Alma Zadic (Grüne) weitergeleitet. Darin heißt es: „Wir sind erschüttert, dass diese Videos ebenfalls in Österreich und der EU für alle, insbesondere minderjährige Nutzer der TikTok-Plattform abrufbar sind und halten dies für einen unhaltbaren Zustand. (...) Es ist unsere gemeinsame Pflicht, hiergegen unverzüglich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vorzugehen.“

TikTok weist Vorwürfe zurück
Die Internetplattform mit Hauptsitz in China hatte in der Vorwoche in einer Stellungnahme erste Vorwürfe bezüglich der Verbreitung rechtsextremer Videos zurückgewiesen. „Unsere Community-Richtlinien machen deutlich, was auf unserer Plattform akzeptabel ist und was nicht. Wir tolerieren keine Inhalte, die Hassreden enthalten“, hieß es. Dazu würden auch die erwähnten antisemitischen Videos und Sounds zählen, „die wir bereits entfernt haben“, verkündete die Social-Media-Plattform. Außerdem arbeite man kontinuierlich daran, die eigenen Technologien und Richtlinien zu verbessern, um so sicherzustellen, dass TikTok ein positiver und sicherer Ort bleibe, in dem sich die Nutzer kreativ ausdrücken könnten.

Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, hatte am vergangenen Montag auf eine Untersuchung des ICT an der Universität Haifa hingewiesen, bei der von Februar bis Mai 2020 viele TikTok-Videos untersucht worden seien. Dabei seien 200 Postings entdeckt worden, „die eindeutig rechtsextreme Inhalte aufwiesen, vor allem durch die Leugnung oder Verhöhnung der Shoah“, hatte Lauder betont.

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