Investieren in 5G

Huawei-Probleme: Samsung wittert große Chance

Elektronik
19.02.2019 08:41

Samsung will Profit aus den Spionagevorwürfen gegen den weltgrößten Netzwerkausrüster Huawei schlagen und sein eigenes Infrastrukturgeschäft ausbauen. Mehreren Firmenvertretern sowie Branchenkennern zufolge sollen mehr Ressourcen in den Bereich gesteckt werden, indem etwa Manager und andere Angestellte von der schwächelnden Handysparte zur Netzwerk-Tochter wechseln.

Der südkoreanische Technologiegigant wittert angesichts der weltweiten Schwierigkeiten des Branchenprimus seine Chance. Den chinesischen Rivalen Huawei beuteln Spionagevorwürfe. In vielen Industriestaaten laufen Anstrengungen, den Anbieter sowie seinen kleineren heimischen Konkurrenten ZTE vom Ausbau des 5G-Netzes auszuschließen.

„Wir stärken unser Netzwerkgeschäft, um Möglichkeiten in einer Zeit auszuschöpfen, in der Huawei im Mittelpunkt von Sicherheitsbedenken steht“, sagte ein Samsung-Insider gegenüber Reuters. Analyst Kim Young Woo vom Finanzdienstleister SK Securities rechnet damit, dass Samsung noch im laufenden Jahr 1000 bis 1500 neue Mitarbeiter einstellt, zusätzlich zu den bestehenden rund 5000.

„Großer Vorstoß“ in Europa
Denn bisher hinken die Südkoreaner nicht nur Huawei deutlich hinterher, sondern auch den beiden europäischen Anbietern Ericsson und Nokia. In der Branche sind die Bemühungen Samsungs längst aufgefallen. So wird der französische Anbieter Orange, der bisher auf Huawei vertraut, noch in diesem Jahr erste 5G-Tests mit Samsung vornehmen. „Samsung macht im Moment einen großen Vorstoß in Europa“, sagte ein Industrievertreter.

Dabei konzentriert sich Samsung nicht nur auf Europa, sondern ist auch in Indien auf der Suche nach neuen Kunden. So ist die Firma in Gesprächen mit dem Anbieter Reliance Jio, Hauptzulieferer für den 5G-Aufbau zu werden. Unter Dach und Fach sind bereits 5G-Verträge mit den Telekomfirmen AT&T, Verizon und Sprint.

Im Gegensatz zu Huawei und den Europäern liefert Samsung häufig jedoch nur einige Bestandteile. Den Marktbeobachtern von Dell‘Oro zufolge stammen lediglich drei Prozent der weltweiten Telekom-Infrastruktur von Samsung, während Huawei 28 Prozent stellt.

Zahlen des Finanzdienstleisters Eugene Investment zufolge verdiente Samsung im vergangenen Jahr mit Netzwerktechnik denn auch „nur“ rund 680 Millionen Euro, Nokia kam dagegen auf 1,2 und Ericsson auf 1,85 Milliarden Euro. Zu Huawei gibt es keine Zahlen.

Milliardenschwere Investionen in 5G
Angesichts der Schwächen auf dem Smartphone- und Chipmarkt will Samsung in den nächsten drei Jahren 22 Milliarden Dollar (19,5 Milliarden Euro) in 5G-Technologien und andere Felder investieren. Wie viel von der Summe genau in 5G wandert, lässt der Konzern - auch auf Anfrage - offen.

Neben den notwendigen Investitionen in neue Technik wird das Unternehmen einige Gelder benötigen, um Talente anzulocken. „Wir benötigen mehr Software-Ingenieure und wollen mit der Regierung zusammenarbeiten, um diese zu finden“, zitierten Regierungsvertreter den Samsung-Chef Jay Y. Lee aus einem Gespräch mit dem Ministerpräsidenten Lee Nak Yeon.

Während Samsung auf Expansion setzt, befinden sich Nokia und Ericsson auf einem ganz anderen Pfad und sind eher dabei, Kosten zu streichen. Bisher konnten sie nach Einschätzung von Branchenkennern kaum von den Huawei-Problemen profitieren. Allerdings sind die Zyklen im kosten- und zeitintensiven Telekomsektor lang und Veränderungen in den Geschäftsbeziehungen machen sich erst nach und nach bemerkbar.

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