Hype und Wirklichkeit lassen sich beim E-Book schon deswegen schwer trennen, weil Amazon bei den Absatzzahlen des Kindle alles andere als ein offenes Buch ist. Wie viele Kindle-Geräte der ersten Generation seit dem Start Ende 2007 verkauft wurden, ist nicht bekannt. Zuletzt sprach der Einzelhändler von einem hervorragenden US-Weihnachtsgeschäft, blieb konkrete Verkaufszahlen aber weiter schuldig. Zwei Analysten schätzten den Absatz im Jahr 2008 zuletzt auf 375.000 bis 500.000 Geräte. Sie ermittelten diese Zahlen aber auch nur indirekt aus bestimmten Posten in den Geschäftsberichten von Amazon und seines Kindle-Mobilfunkpartners Sprint.
Speicherplatz für bis zu 1.500 Bücher
Die neue Generation des Kindle ist dünner (knapp 1 cm), fasst nach Amazon-Angaben mit einem 2-Gigabyte-Speicher bis zu 1.500 Bücher (statt der bisherigen 200), hat einen besseren Bildschirm und läuft länger. Ein Zukunftsgimmick: Das Gerät kann auch Bücher vorlesen, wenngleich mit leicht mechanisch klingender Stimme. Als Star erschien beim Event in einer New Yorker Bibliothek der Grusel-Autor Stephen King, der eine Geschichte nur für Kindle-Kunden geschrieben hat. Passenderweise kommt das Gerät in der Erzählung auch vor. King räumte ein, er habe sich lange dagegen gesperrt, ein Buch auf Bestellung zu schreiben. Aber schließlich habe er eingelenkt - um einen Kindle gratis zu bekommen, wie er scherzte. Sein Sonderexemplar ist Pink, wie der Kindle in der Geschichte.
E-Book-Reader salonfähig gemacht
E-Book-Reader gab es auch schon vor dem Kindle, doch erst Amazon gelang es, das Gerät in der öffentlichen Wahrnehmung als Massenmarkt-tauglich zu etablieren. In den USA trug die populäre Talk-Show-Moderation Oprah Winfrey einen guten Teil dazu bei, als sie den Kindle im Herbst mit Lobpreisungen überzog. In ihrem eigenen Buchclub erreichte der Anteil der E-Books beim Verkauf einiger Titel daraufhin beachtliche 20 Prozent.
Insgesamt wird derzeit Branchenschätzungen zufolge gerade einmal jedes 100. Buch als E-Book verkauft, doch es sollen schnell mehr werden. Amazon sieht sich mit seiner Marktmacht als Online-Buchhändler in einer Schlüsselposition und will sein Kerngeschäft mit den E-Books ins digitale Zeitalter bringen. Denn Analysten zufolge macht der US-Konzern trotz seiner inzwischen viel breiteren Palette etwa mit Elektronik, Musik und Spielwaren immer noch rund ein Drittel seiner Umsätze mit Büchern.
"iPod der Buchwelt"
Am liebsten würde Amazon-Chef Jeff Bezos mit dem Ende 2007 gestarteten Kindle wiederholen, was Apple-Guru Steve Jobs mit dem iPod im Musikgeschäft gelang: Hohe Einnahmen über den Geräteverkauf und Dominanz am Markt. Ein Citigroup-Analyst pries den Kindle denn auch als den "iPod der Buchwelt", weil er ihm zutraut, das Geschäft grundlegend zu verändern.
Konkurrenz im Anmarsch
Doch starke Konkurrenz kündigt sich an: Mittlerweile sind mehrere Hersteller von E-Book-Readern am Start. Der japanische Sony-Konzern bringt seine neue Variante ab 11. März. Und auch die kleineren Bildschirme von Smartphones wie Apples iPhone können zum Lesen von Büchern genutzt werden. Google macht die beim Booksearch-Projekt über Jahre eingescannten Bücher inzwischen auf Handys zugänglich. In diesem Umfeld will auch Amazon seine elektronischen Titel künftig für andere mobile Geräte außer dem Kindle freigeben.
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