Spion im Spielzimmer

Lauschende Barbie erhält Big-Brother-Award

Web
27.10.2015 08:37
Eine Puppe als Petze: Weil eine neue "Barbie" nicht nur zu den Kindern spricht, sondern via Mikrofon auch aufnimmt, was diese ihrer Spielgefährtin zu erzählen haben, und der Hersteller Mattel dies auch noch den Eltern jede Woche per Audiodatei mitteilt, hat sich das Spielzeug heuer redlich einen Big-Brother-Award verdient. Die Plastik-Brünette - den Award bekam sie bezeichnenderweise in der Kategorie Kommunikation und Marketing - ist aber nicht die einzige, die sich den Initiatoren des unrühmlichen Preises zufolge im vergangenen Jahr in Sachen Datenschutz verstiegen hat.

In der Kategorie Business und Finanzen bekam etwa die Uniqa Safeline den Big-Brother-Award überreicht, weil sie schon bald fahrprofilabhängige Tarife anbieten und dafür Telematikdaten zurate ziehen könnte. Wer wenig fährt und das auch noch vorsichtig, würde dann durch einen günstigeren Versicherungstarif belohnt.

Neugierige Stromzähler
Die Smart-Meter der Linz AG bekamen den Award in der Kategorie Behörden und Verwaltung. Die Begründung: Tauschunwillige haben keine Möglichkeit darauf zu bestehen, keinen Smart-Meter - also digitale Stromzähler mit einer ganzen Reihe von Funktionen und der zeitnahen Übermittlung von Verbrauchsdaten - zu bekommen. Getauscht wird laut den Big-Brother-Verantwortlichen auf jeden Fall, allerdings werden bei den Gegnern der neuen Zählgeräte einige Funktionen deaktiviert, was nicht nachprüfbar für den Kunden sei.

Zumindest in einem Fall soll es auch zur Drohung gekommen sein, den alten Zähler nur zu demontieren, was bedeutet hätte, dass der Kunde gar keinen Strom mehr beziehen hätte können. Zudem wurde darauf aufmerksam gemacht, dass eventuell Cyberkriminelle durch die zeitnahe Übermittlung der Daten schnell feststellen könnten, ob gerade jemand zuhause ist.

Facebook siegt in Kategorie "Weltweiter Datenhunger"
Auch Facebook bekam sein Fett ab: Das soziale Netzwerk hat ein Patent angemeldet, das Kreditscoring über die Freunde des Users möglich machen soll. Die Kreditwürdigkeit der Freunde könne so herangezogen werden, um die Bonität des jeweiligen Nutzers zu ermitteln. Das reichte zum Sieg in der Kategorie "Weltweiter Datenhunger".

Big-Brother-Awards für Mikl-Leitner und Hundstorfer
Die Sparte "Politik" entschied Innenministerin Johanna Mikl-Leitner für sich, die das viel kritisierte Staatsschutzgesetz auf den Weg gebracht hatte. So bemängelten die heimischen Rechtsanwälte im vergangenen Juli, dass das Gesetz erweiterte, teilweise unverhältnismäßige Eingriffsbefugnisse der Behörden in die Privatsphäre der Bürger mit sich bringe.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer erhielt den "Lifetime Award" stellvertretend für die vielen Nominierungen der vergangenen Jahre im Sozialbereich, wie vor vier Jahren, als das AMS auf Informationen zur Staatsbürgerschaft seiner Kunden zugreifen konnte.

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