Zwei Dinge überraschen beim Auspacken der iPod Hi-Fi. Erstens: Die weiße Box sieht auf den Fotos bedeutend größer aus. Zweitens: Die weiße Box sieht auf den Fotos bedeutend leichter aus. Mit der leistungsstarken Lautsprecher/Verstärker-Kombi soll der iPod zur Stereoanlage werden und seinem Besitzer das Tragen von Kopfhörern in der Wohnung ersparen.
Die Bedienung ist – und das ist man von Apple gewohnt – denkbar einfach. Man steckt den iPod, wenn’s sein muss auch während der Wiedergabe, in den Dock-Anschluss der Anlage, das grüne Lämpchen leuchtet auf und die Musik kommt sofort aus dem Lautsprecher sobald man den iPod aus dem Pausen-Modus holt.
Wie immer befreit Apple sein Produkt von störendem Ballast: An der iPod Hi-Fi sind in Sachen Bedienelemente nur noch Tasten für die Laustärkeregelung vorhanden. Mitgeliefert wird auch eine Fernbedienung mit der sich Lautstärke, Play und Pause regeln lassen. Zwischen den Tracks kann man damit allerdings nur im Playlist-Betrieb hin- und hergeschalten, durch das iPod-Menü kann man mit der Fernbedienung nicht navigieren.
In Sachen Sound steht der Audiofreak eingehäusigen Stereoanlagen ja eher skeptisch gegenüber. Solche Geräte schaffen es selten, Musik bei der Wiedergabe nicht zu verfälschen. Die Audio-Ingenieure haben bei der 349 Euro teuren iPod Hi-Fi aber ganze Arbeit geleistet. Neutral und transparent präsentiert sich der Sound – vorausgesetzt die MP3s beziehungsweise AAC-Files sind mit ausreichend breiter Datenrate kodiert. Unterhalb von 192 Kbit/s merkt man deutliche Qualitätseinbußen – der Sound wird dumpf und hohl.
In Verbindung mit der iPod Hi-Fi endeckt man auch viele bis dato verkannte Funktionen des MP3-Players neu. So erweist sich zum Beispiel die Equalizer-Voreinstellung als hilfreiches Abstimmungstool. Miles Davis klingt mit dem Preset Jazz einfach am besten, während Iron Maiden mit Rock wesentlich besser im Futter stehen. Leistungsmäßig gerät die iPod Hi-Fi wohl nur bei halbtauben Zeitgenossen an ihre Grenzen. Die Magneten der insgesamt drei Membran-Lautsprecher (zweimal Treiber, einmal Woofer) sind großzügig bemessen (daher das hohe Gewicht) und die gesamte Performance ist unter normalen Bedingungen erst dann zum Verzerren zu bringen, wenn’s auch schon im Oberstübchen gehörig dröhnt. Bei extrem basslastigen Musikrichtungen wie Drum’n’Bass und düsterem Heavy Metal neigt die iPod Hi-Fi tendenziell zum Brummen – hier streiken aber auch erfahrungsmäßig sämtliche Haus-und-Hof-Stereoanlagen in dieser Preisklasse recht schnell.
Als Einsatzort der iPod Hi-Fi bietet sich dennoch in erster Linie der Schreibtisch im Büro oder die Junggesellenwohnung an. Über den breitflächigen Gummistandfuß werden kaum Vibrationen übertragen und der analog/digital-optische Audio-Eingang (3,5 mm Klinke) an der Hinterseite bietet eine Anschlussmöglichkeit für PC, Laptop oder auch DVD- und damit CD-Player. Nach den Erfahrungen aus den zahlreichen Tests in unterschiedlichen Räumlichkeiten spielt Apples Soundkiste Raumgrößen von zirka 35 Quadratmetern problemlos aus. Bei bedeutend größeren Wohnzimmern macht der iPod Hi-Fi schlicht das Gehäuse einen Strich durch die Rechnung, denn für derart große Dimensionen bräuchte es einfach zwei getrennt voneinander aufgestellte Lautsprecher. Aber damit wäre die iPod Hi-Fi nicht mehr portabel, schließlich kann sie auch mit Batterien betrieben werden...
Fazit: Apples iPod Hi-Fi ist ein kleines Soundwunder mit dem Potenzial, iPod-Besitzer vom Kauf einer neuen Stereoanlage abzuhalten. Die unkomplizierte Handhabung und der unverfälscht-direkte Klang, der trotz der kompakten Maße mit einer gewissen Sattheit und Volumen besticht, machen das Gerät zum perfekten Partner für MP3-Genießer. Für Opern-Liebhaber, die ein ultrabreites Klangspektrum wollen, ist das schicke Sound-Mobiliar aber kein Ersatz zur Stereoanlage – einen plumpen Ghettoblaster und wahrscheinlich auch die alte, erst halb ausgewachsene Stereoanlage spielt die iPod Hi-Fi allemal an die Wand.
Christoph Andert
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