Der Kollaps des Stromnetzes in Spanien und Portugal ist durch Überspannung ausgelöst worden und war „der erste seiner Art“. Was aber der erste Dominostein war, der die Kettenreaktion auslöste und das System am 28. April dieses Jahres in die Knie zwang, ist weiter unklar, wie der Leiter der Untersuchungskommission, der Österreicher Klaus Kaschnitz, am Montagabend bei einem Vortrag in Wien sagte.
Eine Rolle spielten die Erneuerbaren und Spaniens Sonderrolle im Stromnetz der EU. So haben die erneuerbaren Erzeugungsanlagen in Spanien lange Zeit keine Vorgaben zur aktiven Spannungsregelung erhalten, wie Kaschnitz erklärte. Auch für konventionelle Kraftwerke, die zur automatischen Spannungsregelung beitragen sollen, gab es dem Stromnetzexperten zufolge keine klaren Regeln zur Bereitstellung sogenannter Blindleistung. Dazu kommt, dass in Spanien die maximale Spannung bei Hochspannungsleitungen auf 435 Kilovolt (kV) steigen darf, während sie im Rest Europas 420 kV nicht überschreiten darf.
Schon vorher unter Stress
Kaschnitz, der beim österreichischen Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid für den Betrieb zuständig ist, berichtete, dass Spaniens Stromnetz schon vor dem Blackout unter Stress stand und es zu Schwingungen kam, die zwar unter Kontrolle gebracht wurden, man dafür aber eine weiter steigende Spannung in Kauf nehmen musste. Um 12.32 Uhr begann dann die Kaskade, als erste kleinere Wind- und Solarparks ausfielen und die Spannung immer weiter stieg, bevor es gut eineinhalb Minuten später zum Zusammenbruch der gesamten Stromversorgung kam.
Spanien ist schlecht an das europäische Netz angeschlossen
Den anschließenden Wiederaufbau des Netzes bezeichnete Kaschnitz in der Veranstaltung von Oesterreichs Energie als „Best Practices“. Gemeinsam mit Frankreich und Marokko sowie schwarzstartfähigen Kraftwerken sei das Netz nach und nach wieder hochgefahren worden, bis es am 29. April um 4 Uhr früh wieder vollständig hergestellt war.
Kaschnitz geht davon aus, dass der Blindleistung, mit der die Spannung gesteuert werden kann, nach dem Blackout auf der iberischen Halbinsel mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und im Zuge des Netzausbaus auch in Spannungsreserven sowie in mehr länderübergreifende Leitungen investiert wird. Denn ein Faktor war auch, dass das Stromnetz der iberischen Halbinsel nicht ausreichend gut an das kontinentaleuropäische Verbundnetz angebunden war, um den Wegfall der Erzeugungsanlagen ausgleichen zu können.
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