Neue Koralmbahn
Warum hämische Kommentare wohl unvermeidbar sind
Die Kommentare sind geistig sicher schon verfasst: Die Koralmbahn ist ein Flop, die Züge sind halbleer, wozu haben wir das gebraucht? Selbst der ÖBB-Chef gibt im „Krone“-Interview zu, dass nicht sofort alle Waggons auf der neuen Strecke gut gefüllt sein werden. Er plädiert für einen langen Atem. Denn das große Ganze wird erst in vier bis fünf Jahren vollendet.
Die Taktung der offiziellen Koralmbahn-Termine nimmt zu, bei Vertretern der ÖBB ist eine Mischung aus Gelassenheit und Anspannung zu spüren. Gelassenheit, weil das „Jahrhundertprojekt“ nach 27 Jahren Bauzeit fertig ist und quasi nur noch der grüne Kopf zur Inbetriebnahme gedrückt werden muss. Anspannung, weil gerade zum Start am 14. Dezember und in der Zeit danach viele Augen auf die neue Bahnstrecke gerichtet sein werden.
Wird alles funktionieren? Und werden die Fahrgäste das üppig ausgeweitete Angebot, insbesondere zwischen Graz und Klagenfurt, auch annehmen? Häme, wenn Plätze leer bleiben, wird es sicher rasch geben.
Doch im Interview mit der „Krone“ plädiert ÖBB-Vorstandschef Andreas Matthä dafür, Geduld zu haben. Auch auf der heute sehr stark frequentierten Weststrecke seien nicht von der ersten Sekunde an alle Züge voll gewesen. Das Angebot ist aber einmal am Markt – sicher auch ein Signal an private Mitbewerber, die interessiert in die Steiermark und nach Kärnten blicken.
Der ganze große Schwung auf der Südstrecke dürfte ohnehin erst Ende 2029 oder im Laufe des Jahres 2030 folgen. Dann wird nämlich auch der Semmering-Basistunnel zwischen Niederösterreich und der Steiermark eröffnet. Züge brauchen ab diesem Zeitpunkt zwischen Wien und Klagenfurt nur noch zwei Stunden und 40 Minuten – unschlagbar, da kann kein Auto mit.
Dann ist der letzte Puzzlestein eingesetzt, die neue Südbahn endgültig auf Schiene. Und dann kann final Bilanz gezogen werden, ob das Milliarden-Investment zu Recht erfolgt ist.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Samstag!
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