Psyche in Gefahr

Doomscrolling: „Sucht“ nach negativen Nachrichten

Beim „Doomscrolling“ trifft man ständig auf negative Informationen, die zur psychischen Belastung werden können.(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram, & Co. versorgen Nutzer mit einer gefühlt nicht enden wollenden Flut an negativen Nachrichten. Exzessives Konsumieren solcher Schlagzeilen, das „Doomscrolling“, wirkt sich schädlich auf die Psyche aus. Ein Experte erklärt die Mechanismen dahinter und wie wir gegensteuern können.

Kriege, Terror, Amok – beängstigende Schlagzeilen, schon wenn man in der Früh auf sein Handy blickt. Wenn man nicht aufhören kann, diese zu konsumieren, sprechen Experten von Doomscrolling.  „Doom“ steht für Unheil, Verhängnis, Untergang und „scrolling“ für Blättern und nach unten Wischen auf Smartphone oder Computer. Warum Menschen beinahe zwanghaft negative Nachrichten lesen, obwohl es ihnen nicht guttut, lässt sich auf unterschiedliche Mechanismen zurückführen, wie Psychologe Dr. Roman Braun von Trinergy International in Wien erklärt. 

„Es ist die ,Neu-Gier’, die dem Menschen früher das Überleben sicherte. Wer wusste, wann ein Löwe kommt und man flüchten sollte, hat überlebt.“ Im Internet werden die Urtriebe ausgenutzt und die „Neu-Gier“ nach Sicherheit, Ernährung und Fortpflanzung angeregt, wie Dr. Braun weiter ausführt. „Dieser können wir umso schwerer widerstehen, je näher uns die Nachricht rückt. Ebenso kommen Prozesse zum Tragen, die uns etwa zum Schauen von Horrorfilmen verleiten: Sie lassen uns Probleme und Ängste im eigenen Leben vergessen. Viele verwenden Doomscrolling zur Selbstmedikation, sozusagen als Schmerzkiller.“ 

Tückisch ist auch, dass dabei ein Suchtverhalten entsteht. Wir suchen nach immer mehr Katastrophenmeldungen, auch wenn sie für uns keine Relevanz haben. Und die Sozialen Medien sind erfolgreiche „Dealer“. Sie liefern Content, ganz ungefiltert und nur mit dem Ziel, noch mehr „Junkies“ zu gewinnen. Dr. Braun: „Die dadurch ständig erhöhte Dosis an Neurotransmittern wie Cortisol (Stresshormon), die ausgeschüttet werden, aber auch die dabei entstehenden Schuldgefühle, steigern die Sucht immer weiter.“