Vollgas im BMW M3

Grenzbereichs-Erfahrung mit BMW am Red Bull Ring

Motor
12.09.2012 01:44
"Wennst den Baum siehst, in den du reinfährst, hast Untersteuern. Wennst ihn nur hörst, hast Übersteuern." Nur dazwischen ist man wirklich schnell unterwegs. Und genau das ist das Ziel beim BMW M Perfection Training am Red Bull Ring: schnell und sicher fahren, das Auto perfekt beherrschen und dabei auch noch Spaß haben. Und gedriftet wird zwischendurch auch ausgiebig…
(Bild: kmm)

Die Autos sind in diesem Fall aktuelle BMW M3 Coupés, bzw. eine halbe Boxengasse voll davon. Mit ihrem V8-Motor mit 420 PS, mit Heckantrieb, Differentialsperre und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe sind sie adäquate Arbeitsgeräte für zwei Tage Vollgas in Spielberg. Wobei – zweite Weisheit: Es gibt zwischen Null und Vollgas viele Gaspedalstellungen, mit denen es sich sehr gut fahren lässt. Auch etwas, das sich im Lauf von drei Tankfüllungen gut erfahren ließ.

Nach einer Stunde Theorie in Sachen Fahrphysik am Vorabend, in der wir u.a. lernen, dass der Kamm'sche Kreis eher was für den Chauffeur als für den Coiffeur ist, und dass der Scheitelpunkt nicht im Schminkspiegel, sondern im Triple mit Ein- und Auslenkpunkt auf der Strecke zu finden ist, verteilen wir uns pünktlich morgens um 9 Uhr zwanglos paarweise auf die Fahrzeuge. Jeweils ein Instruktor führt vier M3s an, in diesen drei kleinen Gruppen kommt man richtig viel zum Fahren, sodass es keine lästigen Stehzeiten gibt.

Schon bei der ersten Aufgabe Slalom auf Zeit – bergab – wenden – bergauf – zeigt sich: In der Ruhe liegt die Geschwindigkeit, mit der Brechstange summieren sich Hundertstel zu Zehnteln zu Ewigkeiten.

Kurvenfahren will gelernt und geübt sein
Anschließend perfektionieren wir das Durchfahren der Schlossgold-Kurve. Start ist kurz nach der Remus, Vollgas, am Paddle ziehen, die Gänge knallen rein (Schaltzeiten lassen sich von brachial bis schmuseweich einstellen), am Bremspunkt haben wir rund 200 Sachen drauf, einlenken, Scheitelpunkt erwischen, von der Bremse aufs Gas, Curbs streifen, Zeitnahme. Über Funk gibt es sofort Feedback. Und wieder: Oft ist das, was sich langsam anfühlt, viel schneller. "Das kommt daher, dass die Strecke so breit und gleichmäßig ist, da spürt man die Geschwindigkeit weniger", erklärt uns Instruktor Marc. Man fährt also schneller, als man es im Gefühl hat – und das bestätigt sich, als ich Jörg, einem weiteren Instruktor und erfahrenen Rennfahrer, von draußen zuschaue: Kaum zu glauben, dass sich die Kurve bei dem Tempo ausgeht, obwohl ich sie gerade selbst genau so gefahren habe. Na gut, Jörg war drei Zehntel schneller.

Was wir schon am Abend gelernt haben: In die Kurve hineinzubremsen erleichtert dem Auto das Einlenken. Meist bis zum Scheitel. Nächste Weisheit: "Am Scheitelpunkt muss ich zwei Dinge tun können – Gas geben und die Lenkung aufmachen." Und nicht zu früh einlenken. Weisheit: "Zu früh innen – zu früh außen – draußen." Noch eine: "Immer dort hinschauen, wo ich hinfahren möchte!"

Im Lauf der Tage erarbeiten wir noch weitere Kurven Schritt für Schritt, suchen die idealen Brems- und Einlenkpunkte, spüren, an welcher Stelle wir wie viel Gas geben können – und natürlich fahren wir jede Menge ganze Runden, um das gelernte Stückwerk zusammenzusetzen. Der Instruktor fährt voraus, wir in wechselnder Reihenfolge hinterher. "In der Kurve nicht sägen!" Also: Gewählten Lenkeinschlag möglichst halten, nicht ständig korrigieren, weil das Unruhe ins Auto bringt. Korrigieren kann man viel mit dem Gaspedal. "Das Auto auf Spannung halten!"

Zum Auflockern geht es zwischendurch auf einen bewässerten Driftkreis, wo wir die 420 PS samt Heckantrieb zum fröhlichen Tänzchen linksrum und rechtsherum (für alle etwas schwieriger) bitten. Der BMW M3 lässt sich dabei so leicht dirigieren, dass sich endlose Driftrunden schnell problemlos ausgehen. Wenn die anderen Übungen nicht so spannend wären, könnte ich hier stundenlang weiterkreisen.

Und immer wieder erkennen wir, was die Fahrphysik oft für eine Gratwanderung ist. Eine Vollbremsung in der mit Pylonen verengten Jochen-Rindt-Kurve ist mit gemessenen 121 km/h kein Problem, bei 123 km/h fliegen die seitlichen Pylonen. Kleine Ursache, große Wirkung.

Abschlussprüfung bestanden
Am Nachmittag des zweiten Tages fahren wir dann unsere eigenen schnellen Runden, der Instruktor fährt hinterher und gibt Feedback. Jetzt zeigt sich, wer die Brems- und Einlenkpunkte intus hat. Ich will es natürlich besonders gut und schnell machen und komme prompt einmal fast zu weit über die Curbs. Es staubt, es kostet Zeit, aber nix passiert. Vielleicht hat nach zwei Tagen im Grenzbereich auch schon etwas die Aufmerksamkeit nachgelassen.

Am Ende bleibt viel Gelerntes, viel Erfahrenes und zusätzlich die Erkenntnis, dass schnell Auto fahren nicht nur ein Spaß für Männer ist – Hut ab vor der schnellen Dame, mit der ich mir das Auto geteilt habe. Bei ihr ließ sich die Fahrdynamik auch an ihren blonden langen Haaren ablesen. Der Spaß dagegen am Grinsen im Gesicht – bei allen. Einen Baum oder eine Leitplanke hat keiner getroffen. Wir scheinen was gelernt zu haben…

Informationen über das BMW M Perfection Training und die anderen Fahrertrainings unter www.bmw-drivingexperience.de

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(Bild: kmm)



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