Google hat besonders durch die experimentierfreudige Herangehensweise an das Internet zahlreiche Hits gelandet, vor allem Google Mail und den Chrome-Browser. Doch mit der Freiheit habe Google-Gründer Larry Page höchstpersönlich Schluss gemacht, beschreibt Whittaker in einem Blogeintrag mit dem Titel "Warum ich Google verlassen habe".
Unter dem vormaligen Google-Chef Eric Schmidt habe Werbung - obwohl Haupteinnahmequelle - stets im Hintergrund gestanden. "Google wurde wie eine Innovationsfabrik geführt", so Whittaker, mit viel Zeit, Boni und Preisen für kreative Ideen. Man habe keinem elitären Zirkel innerhalb der Firma angehören müssen, um voranzukommen, interessante Projekte zugeteilt zu bekommen und Karriere zu machen. "Jeder, der Ideen oder Fähigkeiten beisteuern konnte, konnte mitmachen." Er habe zu dieser Zeit viele Jobangebote erhalten, so Whittaker, doch "es war schwer, sich einen besseren Arbeitsplatz vorzustellen".
Facebook als Knackpunkt
Dies habe sich jedoch geändert, als klar geworden sei, dass Google auf einem Gebiet nicht mithalten konnte: mit Facebook zu konkurrieren. Der Konzern habe seine Vormachtstellung bei Online-Werbung bedroht gesehen, da Facebook den Werbern mehr persönliche Daten über die Kunden zukommen lassen konnte. So habe Larry Page persönlich alles daran gesetzt, diese Lücke zu füllen - und habe die Firma damit zum Schlechteren umgekrempelt.
Soziales Web als oberste Prämisse
"Suche musste sozial sein. Android musste sozial sein. YouTube, einst fröhlich über seine Unabhängigkeit, musste ... nun ja, Sie verstehen. Noch schlimmer war, dass Innovation sozial sein musste. Ideen, die Google+ nicht zum Zentrum des Universums machen konnten, wurden als Ablenkung angesehen", beschreibt Whittaker. Page schloss den traditionellen Ideen-Workshop Google Labs und erhöhte die Preise für App Engine, die Plattform zur Entwicklung von Webanwendungen auf Google-Servern. "Die Tage des alten Google, wo schlaue Leute eingestellt wurden und ihnen geholfen wurde, die Zukunft zu erfinden, waren vorbei", so Whittaker. Das Unternehmen habe den Mitarbeitern die Schuld für den Facebook-Vorsprung gegeben und alles daran gesetzt, dies "zu korrigieren".
Google als beleidigtes "reiches Kind"
Er selbst habe dem Slogan, dass das Teilen von Inhalten im Internet vor Google+ nicht richtig funktioniert habe, zuerst geglaubt, erklärt Whittaker. Er habe selbst als leitender Entwickler an Google+ mitgearbeitet, doch das Unternehmen habe das soziale Internet nicht verstanden. "Google war wie ein reiches Kind, das - nachdem es entdeckt hat, dass es nicht zur Party eingeladen wurde - als Vergeltung seine eigene Party veranstaltet." Geklappt habe das aber nicht. Und auch wenn Google mit seiner Social-Web-Strategie möglicherweise richtig liege, für die Mitarbeiter habe sich der Konzern dadurch zum Negativen verändert. "Das alte Google war ein toller Arbeitsplatz. Das neue? -1", beschließt Whittaker seinen Bericht.
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