Autobesitzer sind vielfach gezwungen, ihre Fahrzeuge bei Markenwerkstätten reparieren oder servicieren zu lassen, weil freien Werkstätten der Zugang zu essenziellen Informationen verwehrt oder zumindest erschwert wird. Das dürfte sich nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes nun ändern - zum Vorteil der Kunden.
Im Streit um den freien Zugang zu Reparaturinformationen der Fahrzeughersteller hat der EuGH im Sinne der freien Werkstätten entschieden und damit ihre Rechte gestärkt. Unabhängige Wirtschaftsakteure müssen dem Urteil zufolge uneingeschränkten Zugang zu den Informationen erhalten, die für die Erfüllung ihrer Aufgaben in der Lieferkette auf dem Markt der Fahrzeugreparatur und ‑wartung erforderlich sind.
Eine Einschränkung, etwa durch vom Hersteller festgelegte Bedingungen, würde zu einem Rückgang des Wettbewerbs führen und zu einer verringerten Auswahl der Verbraucher führen.
Freier Zugriff für freie Werkstätten
Hintergrund ist ein langer branchenweiter Streit um den Zugang zu den Fahrzeugdaten. Die Autobauer erschweren freien Werkstätten zunehmend den Zugriff auf die im Auto hinterlegten Informationen, etwa auf den Fehlerspeicher der Bordelektronik. Häufig verlangen sie von Kfz-Betrieben, die nicht zum eigenen Händler- oder Service-Netz zählen, Lizenzgebühren oder eine Anbindung an eigene Server während des Reparaturvorgangs.
In einem Musterverfahren hatten die Werkstattkette ATU sowie der Autoglas-Spezialist Carglass gemeinsam geklagt. Letzterer begrüßte die Entscheidung des Gerichts als Stärkung fairer und ausgeglichener Wettbewerbsbedingungen auf dem Kfz-Servicemarkt.
Konkret ging es in dem Urteil um das Gebaren des italienischen Autoherstellers FCA Italy SpA, Carglass erwartet allerdings, dass alle Fahrzeughersteller jetzt die Auslegung der Vorschriften durch den EuGH respektieren und alle Beschränkungen des Zugriffs sofort beseitigen.
Für die Branche ist dennoch nicht alles eitel Wonne: Die Elektronik heutiger Autos erfordert oft Investitionen, die viele freie Werkstätten nicht leisten können. Die typische kleine Schrauber-Garage von früher wird sich weiterhin auf ältere Baujahre konzentrieren müssen.
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