„Vogel ist befreit“

Elon Musk schließt Twitter-Übernahme ab

Digital
28.10.2022 22:19

Jetzt ist es offiziell: Elon Musk hat den rund 44 Milliarden Dollar (44,2 Mrd. Euro) teuren Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter abgeschlossen. Twitter informierte die US-Wertpapieraufsicht SEC am Freitag über den Rückzug von der Börse und bestätigte damit den Vollzug der Übernahme.

Laut übereinstimmenden US-Medienberichten feuerte Musk bereits am Donnerstag ranghohe Führungskräfte, darunter der bisherige Firmenchef Parag Agrawal und Finanzchef Ned Segal. Angeblich wolle Musk den Spitzenposten zunächst selbst übernehmen. Erst mit der Zeit könnte er den Job an jemand anderen abgeben, hieß es. Musk twitterte in der Nacht in Anspielung auf das Firmenlogo „Der Vogel ist befreit“. Er führt bereits den Elektroautobauer Tesla und die Raketenfirma SpaceX.

Stärkung der Redefreiheit?
Dem Starunternehmer geht es beim Twitter-Kauf nach eigenen Angaben um die Stärkung der Redefreiheit. Kritiker befürchten aber eine Verrohung des Tons auf der Internetplattform und sind besorgt, dass der Eigentümerwechsel zu ungezügelteren Hassbotschaften, Hetze und Desinformationen führt. Die Bundesregierung erklärte am Freitag, die Entwicklung bei Twitter nach Musks Übernahme „sehr genau“ beobachten zu wollen.

EU-Industriekommissar Thierry Breton warnte Musk per Tweet, den Kurznachrichtendienst zu einer unregulierten Plattform zu machen: „In Europa wird der Vogel nach unseren EU-Regeln fliegen“.

Holpriger Weg zur Übernahme
Musk hatte sich eigentlich schon im April mit Twitter auf die Übernahme geeinigt. Im Juli erklärte er die Vereinbarung jedoch wegen angeblicher Falschangaben zu Fake-Accounts für ungültig. Twitter klagte daraufhin auf Einhaltung des Kaufvertrags. Anfang Oktober erneuerte der Chef des US-Elektroautobauers Tesla sein Kaufangebot dann überraschend wieder, was zur Aussetzung des Gerichtsverfahrens führte.

Die zuständige Richterin hatte den Streitparteien jedoch eine Frist gesetzt, den Deal bis zum heutigen 28. Oktober abzuschließen.

Rückzug nicht mehr möglich
Musk hatte über Monate versucht, die teure Übernahme abzublasen. Nachdem immer klarer wurde, dass seine Chancen beim Gerichtsprozess eher schlecht stehen, gab er seinen Widerstand jedoch auf. Dadurch kommt das kriselnde Unternehmen jetzt ausgerechnet in den Besitz eines Mannes, der die Unternehmensführung die letzten Monate dauernd öffentlich kritisiert und Zweifel am Wert der Firma verbreitet hat. Dass Musk sich mit seiner neuen Rolle als Twitter-Besitzer abgefunden hat, zeichnete sich schon in den vergangenen Tagen klar ab.

Übernahme auch politisch brisant
Dass der laut Milliardärs-Rankings wie der „Forbes“-Liste reichste Mensch der Welt jetzt die Fäden bei dem Online-Netzwerk ziehen wird, ist auch politisch brisant. So hat sich Musk bereits dafür ausgesprochen, den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump wieder auf der Plattform aufzunehmen.

Trumps Verbannung von Twitter im Zuge von dessen Sympathiebekundungen für Anhänger, die am 6. Jänner 2021 das Kapitol in Washington gestürmt hatten, bezeichnete Musk im Mai als „moralisch falsch und einfach nur dumm“. Eine Rückkehr zu dem einflussreichen Netzwerk würde für Trump für eine mögliche Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2024 gerade rechtzeitig kommen.

Umsatz ging zuletzt zurück
Geschäftlich tut sich Twitter unterdessen schon lange schwer. Angesichts von Inflations- und Konjunkturrisiken halten sich Anzeigenkunden am Online-Werbemarkt zurück, der für die Internetplattform die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle darstellt. Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal hat Twitter noch nicht vorgelegt. Doch im vorherigen Vierteljahr ging der Umsatz leicht zurück und es fiel ein Verlust von 270 Millionen Dollar an. Immerhin: Die Zahl der täglich aktiven Nutzer stieg von 229 Millionen auf 237,8 Millionen.

Darüber, wie genau sich der Dienst unter Regie des Tech-Milliardärs verändern wird, kann man derzeit nur spekulieren. In den vergangenen Monaten kündigte Musk an, bei Twitter für mehr Meinungsfreiheit zu sorgen, Fake-Accounts und automatisiert postende Bots zu bekämpfen, den Dienst zu einer Allzweck-App nach Art etwa von WeChat in China auszubauen und den dauerhaft verbannten US-Präsidenten Donald Trump zurück auf die Plattform zu lassen. Letzteres geht leicht - darüber, wie Musk den Rest erreichen will, weiß man nicht viel.

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