Gefälschte Webshops

Internetbetrüger zockten in Ö und D 100.000 Käufer ab

Web
17.05.2011 16:58
Einer Bande von Internet-Betrügern haben österreichische und deutsche Ermittler nun das Handwerk gelegt. Allerdings sind noch immer falsche Webshops (Bild) der Gruppe online, warnt die Polizei. Die Betrüger zockten mit den falschen Verkaufsseiten Kunden im gesamten deutschsprachigen Raum ab. Die Fahnder gehen von rund 100.000 Opfern aus, sagte Rudolf Unterköfler vom Bundeskriminalamt am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Der Schaden beläuft sich auf mindestens 20 Millionen Euro.

Folgende gefälschte Webshops sind noch online, so die Polizei: usa-auto-kaufen.de, uxus-freienhaus24.de und af-import-autohaus.de. Nutzer sollten diese auf keinen Fall ansurfen, geschweige denn Käufe darüber tätigen.

Eine zentrale, wenngleich vermutlich unterbezahlte Rolle spielte dabei ein 20-jähriger Weinviertler. Der junge Niederösterreicher hat eine EDV-Schule absolviert und dürfte danach offenbar nur mehr für Internetkriminelle aktiv gewesen sein. "Er hat den Webspace zur Verfügung gestellt, er war sozusagen der kriminelle Provider", so Unterköfler über die Rolle des 20-Jährigen. Er dürfte auch die Homepages online gestellt und nach vier bis sechs Wochen wieder vom Netz genommen haben.

Von Autos bis Elektronik: Ware kam nie an
Die Bande hatte jeweils fünf bis zehn Online-Shops im Web. Der 20-Jährige bediente sich dabei auch frei verfügbaren Webspaces auf der ganzen Welt, beispielsweise in Russland und China. Verschlüsselungssoftware und Passwortschutz machte die Nachvollziehbarkeit der Machenschaften dabei schwierig, auch dafür soll der junge Niederösterreicher verantwortlich gezeichnet haben. Etwa zwei Jahre war die Gruppe aktiv, laut Unterköfler dürften dabei rund 800 gefälschte Webshops im Einsatz gewesen sein. Vorgeblich wurden Autos, Markenartikel, Elektroartikel zu besonders günstigen Preisen verkauft. Die Opfer überwiesen die Gelder per Vorauszahlung, die Ware sahen sie nie.

Weinviertler offenbar auch bei Phishing-Coup aktiv
Von den anderen Bandenmitgliedern war nur einer dem 20-Jährigen bekannt. Mit den anderen verkehrte er ausschließlich per Mail. Der Weinviertler soll auch andere Auftragsarbeiten erledigt haben. Unter anderem ist er verdächtig, an einem groß angelegten Phishing-Coup bei der deutschen Postbank beteiligt gewesen zu sein, der rund 180.000 Euro Schaden verursachte.

Über 1.000 Finanzagenten führten Polizei auf die Spur
Die Ermittler spürten der Bande rund eineinhalb Jahre lang nach. Auf die Fährte der Organisation waren sie durch verdächtige Finanztransaktionen gekommen. Die Täter verschoben die durch die Online-Betrügereien eingenommenen Gelder beinahe ausschließlich über sogenannte Finanzagenten. Dabei handelt es sich um Strohleute, die ihre Konten zum Geldparken zur Verfügung stellen oder Konten für die Bande eröffnen. Mehr als 1.000 dieser Agenten sollen für die Betrüger tätig gewesen sein.

Mindestens 20 Millionen Euro Schaden
Nicht zuletzt diese Transaktionen macht es für die Ermittler sehr schwierig nachzuvollziehen, wie hoch der Schaden durch die Internet-Betrügereien tatsächlich ist. Das Geld wurde kreuz und quer durch die ganze Welt verschoben. Unterköfler bezifferte den Schaden mit vermutlich mindestens 20 Millionen Euro. Angesichts dessen dürfte der Anteil des Niederösterreichers eher mäßig ausgefallen sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass er nicht mehr als 60.000 bis 70.000 Euro bekommen hat.

Acht Personen in Deutschland verhaftet
Der Zugriff musste gut abgestimmt sein: "Es war unbedingt notwendig, dass wir zu einem offenen Rechner kommen", erzählte Unterköfler. Vor genau einer Woche war es so weit. Der 20-Jährige ging außer Haus. Die Ermittler waren sicher, dass der PC aufgedreht war und griffen daher zu. Kurze Zeit später schlugen auch die Fahnder in ganz Deutschland zu. 29 Objekte wurden in ganz Deutschland durchsucht, acht Personen verhaftet, darunter der mutmaßliche Mastermind der Bande sowie ein weiterer Provider. Unterköfler: "Es wurden zahlreiche Beweismittel sichergestellt."

Der Weinviertler zeigte sich bisher durchaus nicht unkooperativ. Unter anderem gab er den Ermittlern eines seiner Passwörter: Es lautete "wehatethissh..f...bka...... (danach folgt ein Code, Anm.)".

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