Milliardenwohltäter

Gates fordert von Staaten mehr Entwicklungshilfe

Digital
07.04.2011 10:19
Bill Gates hat über 30 Milliarden Dollar (21,0 Milliarden Euro) in die Bill & Melinda Gates Stiftung gesteckt und gibt jährlich rund vier Milliarden Dollar für Gesundheits- und Bildungsprogramme aus. Nun hat er bei einem Berlin-Besuch dazu aufgerufen, die Entwicklungszusammenarbeit weiter auszubauen. Würden Staaten wie Deutschland die Mittel für Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent des BIP erhöhen, könnten alle Kinder der Welt gegen lebensbedrohliche Krankheiten geimpft werden, so Gates.

Es gäbe außerdem sauberes Wasser und Moskitonetze für alle, führte Gates, der sich selbst als "ungeduldigen Optimisten" bezeichnet, weiter aus. Das Einkommen der Bauern in den Entwicklungsländern könnte sich verdreifachen. Jeder Mensch, der an Tuberkulose erkrankt sei, könne dann auch behandelt werden. Doch der Weg dahin ist noch weit.

Gates nutzte die Chance, den Gästen der Amerikanischen Handelskammer AmCham im Hotel Ritz Carlton in Berlin ins Gewissen zu reden, wo er mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Gates hatte im Jahr 2000 die Leitung von Microsoft an Steve Ballmer abgegeben und sich im Sommer 2008 aus dem Tagesgeschäft des Softwarekonzerns zurückgezogen. Seitdem treibt er die Arbeit in der Stiftung mit der Wucht und Besessenheit voran, wie er zuvor die Kohorten seiner Programmierer bei Microsoft in die Schlacht gegen Netscape oder Google geführt hatte. Nun geht es darum, weitere Verbündete in dem Kampf gegen die Not in der Welt zu finden.

Weniger Kinder durch längeres Leben
Auf PowerPoint-Folien erläutert Gates den Zusammenhang zwischen Impfungen und der noch immer viel zu hohen Kindersterblichkeit. Ganz nebenbei erklärt er seinen Zuhörern, dass dies nicht zu einem gefährlichen Bevölkerungswachstum führen werde. "Wenn die Menschen länger leben, bekommen sie statistisch gesehen weniger Kinder."

Auch Kritik an Gates' Machtposition
Der Hamburger Unternehmer Michael Otto verwies zur Preisverleihung darauf, dass die Arbeit der Stiftung auch kritisch gesehen wird. Mit einem Etat, der über mehr Mittel verfügt als das Rote Kreuz oder die Weltgesundheitsorganisation WHO, habe die Stiftung "eine Macht, die das Gesundheitssystem von ganzen Nationen durcheinander wirbeln kann". Was Otto nicht erwähnte: Manche Kritiker stören sich auch daran, dass die Stiftung den Kapitalstock vorrangig nach finanziellen Gesichtspunkten investiert und dabei zu wenig auf ethische Standards geachtet habe.

In den Augen von Laudator Otto geht Gates aber dennoch den richtigen Weg: "Sie sind der Unternehmer geblieben und machen sich die Kräfte des Marktes zunutze und setzen auf Forschung und Entwicklung." Und als Geldgeber dürfe Gates auch selbst bestimmen, wofür das Geld ausgegeben wird: "Ich bin der Meinung, dass für den, der mehr tut, als er muss, es legitim ist, selbst zu bestimmen, wie und wo seine Gabe Wirkung entfalten soll."

Pocken durch Impfprogramme bereits ausgerottet
Die Erfolge der globalen Impfprogramme - nicht nur jener von Bill Gates' Stiftung - sind beachtlich: Die gefährliche Infektionskrankheit Pocken, die einst ganze Landstriche in Afrika und Asien bedrohte, wurde ausgerottet. Auch bei der Bekämpfung der Pneumokokken, die lebensbedrohliche Infektionen verursachen, haben Organisationen wie die Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung (GAVI) große Fortschritte erzielt.

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