Nach Rekord-Coup

Hacker geben großen Teil der Krypto-Beute zurück

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12.08.2021 09:05

Der Appell der am Dienstag um Kryptowährungen im Wert von rund 600 Millionen Dollar erleichterten Trading-Plattform Poly Network an die Hacker, die Beute zurückzugeben, hat seine Wirkung offenbar nicht verfehlt. Tatsächlich gaben diese nach dem Rekord-Coup am Mittwoch fast die Hälfte des gestohlenen Cyber-Geldes zurück. Experten zufolge dürfte sie die enorme Summe vor eine große Herausforderung gestellt haben.

Poly Network hatte am Dienstag via Twitter mitgeteilt, dass Unbekannte seine Sicherheitsvorkehrungen geknackt und die Einlagen von „Zehntausenden“ Kunden im Wert von bis zu 600 Millionen Dollar auf von ihnen kontrollierte Konten umgeleitet hätten. Dem Unternehmen zufolge handelte es sich um den größten Diebstahl in der Geschichte der Kryptowährungen.

In einem am Mittwoch ebenfalls auf Twitter veröffentlichten Brief appellierte die auf den Transfer der digitalen Geldanlagen spezialisierte Firma an die Cyber-Ganoven, „die von euch gehackten Vermögenswerte zurückzugeben“. Die Behörden eines jeden Landes würden ihre Missetaten als schweres Wirtschaftsverbrechen betrachten und sie strafrechtlich verfolgen. Die Hacker sollten daher mit der Firma sprechen, „um eine Lösung zu finden“.

260 Millionen Dollar retourniert
Tatsächlich seien daraufhin Tokens im Wert von 260 Millionen Dollar zurückgeben worden, erklärte die Kryptoforschungsfirma Elliptic. Poly Network veröffentlichte Details zu den Wallets, an die die Beute transferiert wurde. Auf eine Anfrage zu weiteren Einzelheiten des Angriffs antwortete die Firma zunächst nicht. Unklar ist auch, wo die Plattform ihren Sitz hat und ob Strafverfolgungsbehörden eingeschaltet wurden.

Elliptic-Mitgründer Tom Robinson erklärte, die Hacker hätten womöglich einen Teil der Beute zurückgegeben, weil die Geldwäsche bei einem so großen Betrag an Kryptowährungen ausgesprochen schwierig sei. Robinson machte dafür die Transparenz der zugrunde liegenden Blockchain-Technologie verantwortlich.

Rekordstand bei Cyber-Diebstählen
Diebstähle bei sogenannten dezentralen Finanzplattformen (DeFi) hatten bereits vor dem Vorfall einen Rekordstand erreicht.
Daten der Kryptofirma Ciphertrace zufolge erbeuteten Kriminelle bei DeFi-Firmen von Jänner bis Juli 474 Millionen Dollar - ein Rekordwert.

Die weitgehend unregulierten Dienste ermöglichen Nutzern untereinander den Handel mit Werten wie Bitcoin, ohne dass Börsen oder Banken eingebunden sind. Befürworter des dezentralen Ansatzes sprechen von einem kostenlosen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Allerdings ist der Sektor bislang kaum reguliert. Zudem sind bei einigen Plattformen technische Mängel aufgetreten.

„Kein gewöhnlicher Bankraub“
In der Kryptobranche ist es in der Vergangenheit bereits mehrfach zu größeren Diebstählen gekommen. Die Tokioter Bitcoin-Börse Coincheck wurde 2018 Opfer eines Angriffs und verlor 530 Millionen Dollar an Kryptowährungen. Mt. Gox brach 2014 nach einem Verlust von einer halben Milliarde Dollar zusammen. Die neue Attacke könnte das Vertrauen in die Branche weiter erschüttern und laut Experten die Regulierungsbehörden auf den Plan rufen.

„Das ist nicht wie ein gewöhnlicher Bankraub, bei dem das Geld der Bank geklaut wird und sie das Opfer ist“, sagte Jake Moore, Experte bei der Cybersicherheitsfirma ESET. „Das gestohlene Geld, das an digitalen Orten gespeichert ist, wird von individuellen Konten genommen, und das ist es, was die beunruhigt, die ihr Geld an diesen Orten aufbewahren.“

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