Gefährlich nachlässig

Notbremssysteme in Transportern zu oft überfordert

Motor
07.04.2020 09:44

Viele Unfälle, die Fahrer von Transportern verursachen, sind auf zu geringen Abstand zurückzuführen. Dabei könnte über die Hälfte der Transporterunfälle mit einem Notbremsassistenten (Autonomous Emergency Braking System, AEBS) oder Spurhalteassistenten vermieden oder zumindest in ihrer Auswirkung begrenzt werden. Der ÖAMTC hat exemplarisch das Bremsverhalten eines Transporters (Lkw bis 3,5 t zulässiges Gesamtgewicht) mit automatisiertem Notbremsassistenten untersucht.

(Bild: kmm)

Transporter werden überwiegend von Paketzulieferern und Handwerkern genutzt, sind oft voll beladen, deren Fahrer stehen häufig unter Zeitdruck. Umso wichtiger ist ein zuverlässiger Notbremsassistent, um Insassen und andere Verkehrsteilnehmer zu schützen. Die EU hat daher die Ausstattung mit AEB-Systemen für neue Modelle ab Mitte 2022 zur Pflicht gemacht. ÖAMTC und ADAC haben daher folgende Testszenarien untersucht:

  • Auffahren auf ein stehendes Fahrzeug
  • Auffahren auf ein vorausfahrendes Fahrzeug
  • Auffahren auf ein vorausfahrendes und verzögerndes Fahrzeug
  • Auffahren auf einen vorausfahrenden Radfahrer
  • Überqueren der Fahrbahn durch einen Fußgänger

Die Tests wurden mit normalem (ca. 2.750 kg) und maximalem Beladungszustand (3.500 kg) bei 10 bis 60 km/h durchgeführt. Bei allen Szenarien konnte beobachtet werden, dass das Fahrzeug auf die Gefahr reagiert, aber die Ergebnisse weit unter denen von vergleichbaren Pkw liegen. Konnte beim Auffahren auf ein vorausfahrendes Fahrzeug das System noch überzeugen, zeigten sich beim stehenden Fahrzeug erste Schwächen und beim verzögernden Fahrzeug erst gar keine Reaktion mehr. Beim Auffahren auf den Radfahrer konnte das Fahrzeug wieder überzeugen, der kreuzende Fußgänger bereitete dem Notbremsassistenten wiederum große Probleme.

Hier scheint in Bezug auf die verwendete Technologie noch Nachholbedarf zu bestehen. Bedenklich ist allerdings, dass sich unter Ausnutzung der maximalen Beladung die Ergebnisse in allen Tests deutlich verschlechtern. Notbremsassistenten in Transportern sind für Fahrer und Verkehrsteilnehmer überlebensnotwendig, hier muss dringend nachgebessert werden, um auch bei unterschiedlichen Beladungszuständen dieselbe Sicherheit zu gewährleisten, aber auch an der grundsätzlichen Leistungsfähigkeit besteht noch Nachholbedarf.

Von aktuell elf Transporter-Modellen auf dem Markt wird nur einer serienmäßig mit einem automatisierten Notbremsassistenten ausgerüstet (MAN TGE). Bei acht Modellen hat sich das Produktmanagement der Hersteller dazu entschieden, diese Lebensretter nur gegen Aufpreis anzubieten, für zwei Transporter ist ein solcher Assistent aktuell sogar gar nicht erhältlich (Nissan NV 400 und Opel Movano).

Die Mobilitätsklubs fordern die Hersteller auf, die Notbremsassistenten schon vor dem gesetzlichen Termin für die Ausrüstung der Transporter zu verbessern und als Serienausstattung anzubieten. Zudem sollte der Beladungszustand keinen Einfluss auf die Leistung von Assistenzsystemen haben.

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(Bild: kmm)



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