Desinformation

Angebot im Darknet: „Fake News“ für jedermann

Web
01.10.2019 13:58

Cyberkriminelle treten in die Fußstapfen von Nationalstaaten und bieten neuerdings im Darknet auch Desinformationskampagnen als kommerziellen Service an. Anstatt Wahlen oder den politischen Diskurs zu beeinflussen, zielt die Meinungsmache einer aktuellen Untersuchung zufolge jedoch auf den Privatsektor ab.

Wie ZDNet unter Berufung auf eine Untersuchung der Sicherheitsspezialisten von Recorded Future berichtet, lassen sich umfassende Desinformationskampagnen bereits für wenige hundert Dollar kaufen. Mit ihnen könnten Organisationen fälschlicherweise positive Propaganda über sich selbst erzeugen - oder irreführende Informationen streuen, um Konkurrenten mit Lügen und bösartigem Material zu „beflecken“.

In beiden Fällen könnten die Kampagnen in weniger als einem Monat erfolgreich lanciert werden, wie das Forscherteam der Insikt Group von Recorded Future beschreibt. Die Experten konnten demnach beobachten, wie russischsprachige Gruppen ihre Dienste zunehmend an Außenstehende vermarkten, nachdem sie ihre Fähigkeiten über mehrere Jahre hinweg durch den Verkauf von Desinformationskampagnen in ganz Osteuropa geschult hätten.

„Jetzt, da diese Art von Aktivität im Westen viel bekannter geworden ist, glauben wir, dass einige dieser kriminellen Akteure beschlossen haben, von ihrem Ruhm zu profitieren und versuchen, von skrupellosen Unternehmen und Einrichtungen außerhalb der osteuropäischen Landschaft zu profitieren“, so Roman Sannikov von Recorded Future gegenüber ZDNet.

Auf Kundenwünsche zugeschnittene Meinungsmache
Für ihre Untersuchung gründeten die Experten ein fiktives Unternehmen und heuerten zwei Cyberkriminelle an, die im Darknet Desinformationsdienste anboten. Einer wurde gebeten, eine positive Desinformationskampagne über das Unternehmen aufzubauen, während ein anderer gebeten wurde, es mit einer negativen Kampagne zu unterstützen.

In beiden Fällen boten die cyberkriminellen Dienstleister „hochindividuelle“ Kampagnen an, die ähnliche Strategien wie die von den Nationalstaaten unterstützten Desinformationskampagnen verfolgten und etwa mithilfe fingierter Nutzer-Postings und Bots auf den wichtigsten Social-Media-Plattformen, aber auch mittels eigener Blogs und Artikel Einfluss erzeugten. Einer dieser Artikel schaffte es demnach, als Nachricht in zwei Medien veröffentlicht zu werden, was die Leichtigkeit veranschauliche, mit der die Desinformationen verbreitet werden könnten, so Recorded Future.

„Alarmierend einfach“
Insgesamt gaben die Forscher 6500 Dollar für die beiden Kampagnen um das fiktive Unternehmen aus - für ein echtes Unternehmen, so die Experten, wären dies lediglich „Peanuts“. Aus Kundensicht erleichternd hinzu komme, dass die Inanspruchnahme der kriminellen Dienste „alarmierend einfach“ sei. Wahrscheinlich sei daher, so die Befürchtung der Forscher, dass dies „nur der Anfang“ sei.

„Es gibt eine Vielzahl von Anwendungen für diese Art von Desinformations- und Einflusskampagnen. Denken Sie nur an die Auswirkungen der Aktienkursmanipulation. Akteure könnten denselben Desinformationsdienst nutzen, um zunächst den Ruf eines Unternehmens zu stärken und ihm anschließend Schaden zuzufügen“, so Sannikov gegenüber ZDNet.

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