Aufschub

USA gewähren Huawei drei Monate „Galgenfrist“

Elektronik
21.05.2019 07:51

Im Streit um den Ausschluss des Netzausrüsters Huawei vom US-Markt hat die Regierung in Washington einen Aufschub von drei Monaten für Technologieexporte an den chinesischen Konzern gewährt. Bis zum 19. August dürfen US-Unternehmen wie Intel oder Qualcomm ihre Produkte demnach weiter an Huawei liefern, teilte Handelsminister Wilbur Ross mit. Daher dürften auch Huawei-Produkte weiter genutzt werden.

Die Zeitspanne von drei Monaten werde für Software-Updates und die Erfüllung anderer Vertragsverpflichtungen benötigt, erklärte Handelsminister Ross weiter. Huawei ist weltweit nach Samsung die Nummer zwei auf dem Smartphone-Markt mit einem Anteil von 19 Prozent. Zudem ist der chinesische Konzern einer der weltweit führenden Netzwerkausrüster.

Trump rief nationalen Notstand aus
US-Präsident Donald Trump hatte vergangene Woche Unternehmen seines Landes per Dekret die Nutzung von Telekommunikationstechnik untersagt, die als Sicherheitsrisiko eingestuft wird. Dazu rief er einen nationalen Notstand in der Telekommunikation aus.

Das Handelsministerium setzte Huawei und alle Tochterfirmen zudem wegen mutmaßlicher Umgehung der Iran-Sanktionen auf die schwarze Liste der Unternehmen, an die US-Firmen nur mit behördlicher Erlaubnis Technologieprodukte verkaufen dürfen.

Google entzieht Huawei die Android-Lizenz
Der US-Riese Google erklärte am Sonntag, er beuge sich dem Dekret. Das dürfte künftig weitreichende Folgen für Huawei-Nutzer haben - betroffen sind nicht nur Updates des Android-Betriebssystems, sondern auch der Zugriff auf Dienste wie Gmail und Google Maps. Google rüstet mit seinem Betriebssystem Android die große Mehrheit der Smartphones weltweit aus.

Huawei-Boss sieht seine Firma „unterschätzt“
Huawei-Chef Ren Zhengfei reagierte am Dienstag kämpferisch: Die USA „unterschätzen“ die Stärke Huaweis, sagte Ren dem staatlichen chinesischen Fernsehsender CCTV. Das Know-how seines Konzerns bei 5G-Mobilfunknetz-Technologie sei davon nicht betroffen. Mit Blick auf Google sagte Ren, es seien Gespräche mit dem US-Konzern im Gange, wie mit dem Trump-Dekret umzugehen sei. Google sei eine „höchst verantwortungsvolle Firma“.

Huawei bezieht pro Jahr Teile von US-Firmen in Höhe von 11 Milliarden Dollar (knapp 10 Milliarden Euro) - bei Gesamtausgaben in Höhe von 67 Milliarden Dollar. Neben Speicherchips sind dies etwa auch Touchscreens und Software. Die kalifornische Firma Lumentum Holdings erklärte, sie werde sich an die Anordnungen der Regierung halten - Huawei sorge aktuell für 15 Prozent ihres Umsatzes.

Analysten erwarten negative Auswirkungen
Analyst Ryan Koontz von Rosenblatt Securities sagte, ausbleibende Lieferungen aus den USA könnten in China zu Verzögerungen beim Aufbau des 5G-Netzes führen. Roger Kay von Endpoint Technologies Associates erklärte, kurzfristig seien die Folgen auf beiden Seiten des Pazifiks negativ.

Langfristig aber würden Huawei und andere chinesische Konzerne sich noch entschlossener von US-Zulieferern abwenden. Auch Bob O‘Donnell von Technalysis Research warnte, Huawei könne nun ein eigenes Betriebssystem entwickeln und sich so von ausländischen Firmen „befreien“.

Gefahren für Apple, Chancen für Samsung
Avi Greengart von Techsponential sieht auch Gefahren für Apple. Der iPhone-Hersteller mache 17 Prozent seines Umsatzes in China - „und wenn es dort einen Rückschlag gibt“ wegen Gegenmaßnahmen Chinas als Antwort auf Trumps Politik, „dann könnte das langfristige Schäden nach sich ziehen“.

Profiteur am Dienstag war der südkoreanische Smartphone-Bauer Samsung. Der Kurs der Samsung-Electronics-Papiere stieg bis Handelsschluss in Seoul um knapp drei Prozent. Analysten erwarten, dass Samsung seine Position als weltgrößter Smartphone-Hersteller wegen der Probleme von Huawei nun weiter ausbauen könnte.

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