Kalaschnikow an Bord

Putins Fake-Rolls-Royce soll den Weltmarkt erobern

Motor
17.03.2019 09:30

Am liebsten würde Wladimir Putin seine Staatskarossen aus purem Gold bauen. Dass er das nicht macht, liegt vermutlich eher an den physikalischen Eigenschaften dieses Metalls als an seinen Möglichkeiten. Aber immerhin heißt die Marke, unter der seine Rolls-Royce-artigen Flaggschiffe schippern, Aurus. Okay, Latein ist Putins Stärke nicht.

(Bild: kmm)

Man braucht kein großes Latinum, um zu wissen, dass Gold einst aurum genannt wurde. Aber so genau nimmt man es in Russland nicht. Hauptsache groß, protzig - und russisch. Denn Rolls-Royce oder Bentley kaufen reicht nicht, Väterchen macht das selber. Auch wenn das Design ein Konglomerat aus den beiden britischen Luxusmarken darstellt.

Auch das Knowhow stammt aus dem Westen. Porsches Entwicklungstochter namens Porsche Engineering wurde beauftragt, um einen V8-Hybrid zu entwickeln (und einen Zweiliter-Vierzylinder, der später in kleineren russischen Autos laufen soll). Aurus-Chef ist Ex-Daimler-Manager Gerhard Hilgert.

Frühere Herrscher des roten Riesenreichs schielten immer neidisch gen Westen. Während ein US-Präsident im Lincoln Continental oder Cadillac vorfuhr, mussten sich sein russisch-sowjetischer Amtskollege Breschnew oder später auch Gorbatschow mit einem ZIL begnügen. Die Staatskarosse hatte zwar gewaltige Ausmaße, war aber ein barockes Relikt aus den 50er-Jahren mit stets veralteter Technik.

Panzerung im Topmodell
Zum ersten Mal tauchte die 6,63 Meter lange und gut zwei Meter breite Limousine namens Senat bei Putins Amtseinführung im Mai 2018 auf. Nun feierte sie in zwei Versionen auf dem Genfer Autosalon West-Messe-Premiere.

Das lange Modell weist 4,30 Meter Radstand und bis zu sieben Plätze auf, die einen Meter kürzere Ausgabe (5,63 Meter) ist für bodenständigere Oligarchen gedacht. Eine Rundum-Panzerung, die vor Schüssen und Explosionen schützen soll, ist dem großen Edelmodell vorbehalten, das dann sieben Tonnen auf die Waage bringt. Das Normalmodell soll in sechs Sekunden Tempo 100 erreichen und maximal 250 km/h schaffen.

Gemeinsam haben die „Senatoren“ einen 4,4-Liter-Achtzylinder-Biturbo-Motor, der 598 PS und 880 Nm an alle vier Räder schickt. An Bord ist als zusätzliche Unterstützung ein 75 kW/102 PS starker Elektromotor. Das Meiste an moderner Technik wurde in Russland entwickelt, mit besagter Unterstützung natürlich, auch die Neungang-Automatik oder das elektronisch geregelte Fahrwerk. Der Elektromotor stammt von Kalaschnikow. Bei den komplett vorhandenen Assistenzsystemen halfen die üblichen Zulieferer, die auch Mercedes oder BMW versorgen. Auch die Gestaltungsoptionen für den Innenraum versprechen Luxus und Überfluss pur. Holz, Leder und was sonst noch edel und teuer ist, können bestellt werden. Das alles für einen im hohen sechsstelligen Euro-Bereich.

Der Eindruck, einen Rolls-Royce vor sich zu haben (oder besser: so etwas wie einen Rolls-Royce), verfestigt sich, wenn man einsteigt. Das sieht nach purem Luxus aus, fühlt sich auch so an. Edelstes Leder, vogelaugiges Holz. Man sieht, hier soll voll aufgetrumpft werden. De gustibus non est disputandum, über Geschmack kann man nicht streiten.

Da kommt noch mehr
Das Geld für die Entwicklung kommt aus der russischen Staatskasse, zuständig ist das Moskauer Automobilinstitut NAMI. Als nächstes Ziel plant die ehrgeizige Firma die Entwicklung eines SUVs und eines großen Vans. Wie russische Medien berichten, könnte das SUV auf den Namen „Komendant“ und der Mehrsitzer auf „Kortezh“ (Ehrengarde) hören. Zunächst will das Unternehmen 5000 Autos pro Jahr in Russland bauen.

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(Bild: kmm)



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