Interessantes Design

R6 und R7: WLAN-Sound-Eier von Samsung im Test

Elektronik
23.08.2015 09:00
Samsung dringt weiter in den Markt für vernetzte Lautsprecher vor. Nachdem die Koreaner letztes Jahr bereits eine ganze Reihe intelligenter Netzwerkboxen veröffentlicht haben, legen sie nun mit zwei besonders ungewöhnlichen Krachmachern nach: den 360-Grad-Lautsprechern R6 und R7 in Eierform. Das Versprechen: glasklarer Musikgenuss aus Heimnetzwerk und Internet, egal wo man sich im Raum befindet. Wie sich die Sound-Eier in der Praxis schlagen, hat krone.at getestet.

Es ist noch kein Jahr her, dass Samsung mit seinen Netzwerklautsprechern M5 und M7 in den Markt für vernetzte Audiogeräte eingestiegen ist. Die intelligenten Lautsprecher werden ins heimische WLAN gehängt, empfangen Internetradio, Musik-Streams aus dem Heimnetzwerk und Streaming-Dienste wie Spotify und Deezer, so das Versprechen. Allerdings schwächelte Samsungs Erstlingswerk im krone.at-Test softwareseitig, machte Probleme mit den DLNA-Servern von Fremdherstellern und erschien insgesamt noch ein wenig unfertig.

Etwas mehr als ein halbes Jahr später schicken die Koreaner ihr neues Netzwerklautsprecher-Aufgebot ins Rennen um die Gunst der Kunden. Die 360-Grad-Lautsprecher R6 (mit Akku für unterwegs) und R7 (stationär, für zu Hause), die den Klang durch ihre Ring-Radiatortechnologie gleichmäßig in alle Richtungen abstrahlen sollen, stammen aus einem erst kürzlich von Samsung übernommenen Soundlabor in den USA und unterscheiden sich nicht nur optisch von gewöhnlichen Lautsprechern.

Sound-Eier erklingen in alle Richtungen
Ihre eierförmige Bauweise mit in alle Richtungen abstrahlenden Bässen, Mitten und Höhen soll die optimale Positionierung im Raum erleichtern, über WLAN und Bluetooth können Zuspielgeräte kabellos mit den Sound-Eiern gepaart werden. Eine Empfängerbox für den Router ist nicht notwendig, R6 und R7 verbinden sich ohne weiteres Zubehör mit dem Heimnetz. Besonders erfreulich: Samsung hat nicht nur neue Lautsprecher entwickelt, sondern auch bei der zugehörigen Multiroom-App massiv nachgebessert.

Platzierung ist Schlüssel zu gutem Klang
Aber der Reihe nach, zuerst zur wichtigsten Eigenschaft eines Lautsprechers: dem Klang. Im Test breitete sich dieser tatsächlich angenehm gleichmäßig im ganzen Raum aus – wenn der Speaker einigermaßen mittig in selbigem positioniert wurde. Steht das Sound-Ei an der Wand, kann es nicht so gut von seiner Bauform profitieren wie in der Raummitte.

Auch die Höhe, in der die Lautsprecher stehen, hat einen Einfluss auf ihren Klang: In Bodennähe dringen die Bässe nicht so gut zum Ohr des Nutzers, wie wenn der Speaker höher steht. Da verwundert es kaum, dass Samsung die Speaker am liebsten auf einem optionalen Ständer mitten im Raum stehen sieht – oder sie mit der optionalen Aufhängvorrichtung gleich an die Decke hängt. Das ist nicht in jeder Wohnung realisierbar, sollte bei der Anschaffung also bedacht werden.

R7: Klare Höhen, mächtige Bässe, hohe Lautstärke
Hat man einen geeigneten Platz für die Sound-Eier gefunden – wir haben sie mitten im Raum am Esstisch betrieben – sorgen sie mit ihrem Klang durchaus für Überraschungen. Der größere Speaker R7 überzeugt mit klaren Höhen und mächtigen Bässen, vernachlässigt für unseren Geschmack in der Standardeinstellung aber die Mitten ein wenig zu sehr.

Freilich: Mit dem in die Steuerungs-App integrierten Equalizer kann man hier nachbessern und den Sound besser an die eigenen Vorlieben anpassen. Die Lautstärke, die mit dem R7 zustande kommt, reicht locker für die Beschallung großer Räume und auch für den Partybetrieb. Erfreulicherweise neigt der Speaker auch bei höherer Lautstärke kaum zum Verzerren, der Sound bleibt relativ klar.

R6: Sehr klangstark für einen Mobillautsprecher
Der kleinere R6 hinterließ im Test ebenfalls einen guten Eindruck. Der ungefähr Straußenei-große Lautsprecher verfügt im Gegensatz zum großen Bruder über einen Akku und kann auch einige Stunden abseits der Steckdose verwendet werden. Er kann es klanglich naturgemäß nicht mit dem R7 aufnehmen, bringt für einen portablen Bluetooth-Lautsprecher aber ebenfalls recht guten Klang zustande. Die Höhen sind klar, die Bässe für ein so kompaktes Gerät beeindruckend, wenngleich etwas undifferenziert.

Die Lautstärke kann sich ebenfalls sehen lassen: Für ohrenbetäubende Techno-Partys in der Wildnis ist ein R6 zwar unterdimensioniert, für Gartenpartys oder anderen zivilen Gebrauch ist er aber mehr als ausreichend. Uns persönlich war das Klangbild des R6 im Test mit der Standardeinstellung zwar ebenfalls ein wenig zu höhen- und basslastig, aber auch hier hilft der Equalizer.

Alles in allem machen Samsungs neue Netzwerklautsprecher angesichts ihrer ungewöhnlichen Bauform und kompakten Größe (R7: 42 Zentimeter; R6: 23 Zentimeter) ihre Kernaufgabe, also die Musikwiedergabe, ziemlich gut. Weil Sound allerdings immer auch Geschmackssache ist, raten wir Interessenten unbedingt dazu, die Speaker vor dem Kauf einmal probezuhören.

Kompromiss aus Sound und Konnektivität
Auch wenn Samsungs Sound-Eier sehr gut klingen: Mit bewährtem High-End-Audioequipment können sie es klanglich nicht aufnehmen, selbiges unterliegt Samsungs Netzwerklautsprechern dafür bei der Konnektivität und der Funktionsvielfalt.

R6 und R7 können über Bluetooth und WLAN angesteuert werden, spielen Streams aus dem lokalen Netzwerk oder dem Internet ab und dienen – einen entsprechenden Samsung-TV vorausgesetzt – auf Wunsch sogar als Surround-System.

Im WLAN-Modus kann der Nutzer mit ihnen mehrere Räume mit derselben Musik beschallen. Schade: Via Bluetooth lassen sich nicht mehrere Lautsprecher verbinden, dabei können das selbst weit kleinere Kaliber wie etwa Sonys kürzlich getestete SRS-X11-Soundwürfel.

App deutlich besser als erste Version
Gesteuert werden Samsungs Netzwerklautsprecher im WLAN-Modus über die Multiroom-App der Koreaner, die wir uns in der Android-Version angesehen haben – iOS gibt's auch, Windows Phone bleibt unversorgt.

Die App ist mittlerweile in Version 2.0 verfügbar und erheblich besser als die – offenbar unter Zeitdruck entstandene – erste Version. Das bunte Design, das sich optisch ans jeweilige Albumcover der gerade abgespielten Musik anpasst, ist hübsch anzusehen.

Bei der Bedienung geht Samsung allerdings eigene Wege – den von immer mehr Android-Apps berücksichtigten Design-Richtlinien von Google entspricht die Multiroom-App nicht, etwas Eingewöhnungszeit ist nötig.

Zentrale Kritikpunkte wurden beseitigt
Wichtig: Zentrale Kritikpunkte der Vorgänger-App – sie konnte die einzelnen Tracks eines Albums beispielsweise nur alphabetisch statt in der vorgesehenen Reihenfolge darstellen – wurden ausgebügelt. Praktisch ist außerdem, dass Samsungs neue Netzwerklautsprecher mit manchen Musikdiensten wie Spotify ("Spotify Connect") direkt angesteuert werden können, man die Multiroom-App unter Umständen also auch umgehen kann.

App hat weiterhin ein paar Schwächen
Alles eitel Wonne, also? Nicht ganz. Zwar hat Samsung bei der App stark nachgebessert, Anlass zur Kritik gibt es aber vereinzelt immer noch. Etwa an der langen Bedenkzeit, die sich das Programm beim Einlesen der lokalen Musikbibliothek am Handy gönnt – in unserem Fall sogar zweimal, weil die Anwendung auf unserem nicht von Samsung stammenden Android-Smartphone abgestürzt ist und ihre Einstellungen vergessen hat.

Bei den verfügbaren Streaming-Diensten gibt es zwar eine große Auswahl inklusive dem Streaming-Platzhirsch Spotify und dem ebenfalls recht beliebten Deezer, Google Music fehlt aber beispielsweise.

Außerdem nicht optimal: Zwar lassen sich Samsungs neue Netzwerklautsprecher gruppieren, um in verschiedenen Räumen dieselbe Musik abzuspielen, für eine solche Gruppe globale Equalizer-Einstellungen zu treffen, geht aber nicht. Das muss bei jedem Speaker einzeln gemacht werden.

Apropos Equalizer: Etwas mehr Presets als drei hätten es schon sein dürfen. Klar nd Pop aber eine praktische Sache.

DLNA-Support besser, aber nicht perfekt
Die DLNA-Unterstützung wurde bei der neuen Multiroom-App verbessert: Die App kann im Gegensatz zur ersten Version nun ohne Probleme auf DLNA-Server von Drittherstellern (getestet mit Kodi) zugreifen und die dort verfügbaren Musik-Streams abspielen.

Eine kleine DLNA-Schwäche haben wir im Test dennoch beobachtet: Wer Samsungs Speaker mit DLNA-Kontrollanwendungen wie BubbleUPNP bespielen will, hat mitunter Schwierigkeiten, den Renderer von R6 und R7 im Heimnetzwerk zu finden. Das klappt mit Samsungs hauseigener App besser.

Trotz dieser Kritikpunkte kann man insgesamt festhalten, dass Samsung mit der neuen Multiroom-App gewaltige Fortschritte gemacht und sich einen großen Schritt nach vorn bewegt hat.

Hübsches Design, Touch-Bedienelemente fragwürdig
Noch ein Wort zum – an Valves Shooter "Portal 2" erinnernde - Design der Samsung-Lautsprecher: Mit ihrem in schwarz oder weiß verfügbaren matten Kunststoffgehäuse mit silbernen Akzenten und dezent ins Gehäuse integrierten LED-Leisten machen sie im Wohnzimmer einiges her und sorgen bei Besuchern für staunende Gesichter.

Was gut aussieht, muss allerdings nicht automatisch praktisch sein: Vor allem die Touch-Bedienelemente der Samsung-Eier haben uns im Test gestört, besonders beim kleineren R6.

Der Grund: Wer den Lautsprecher in die Hand nimmt, beispielsweise um ihn anderswo zu platzieren, berührt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eines der Bedienelemente, schaltet den Speaker so stumm oder aus. Physische Knöpfe wären hier unserer Ansicht nach besser gewesen. Ein kleines Display wäre ebenfalls keine schlechte Idee: R6 und R7 geben dem Nutzer nur per Sprachausgabe und LED Feedback über den Betriebsmodus und die Netzwerkverbindung.

Fazit: Starkes 360-Grad-Debüt mit Detailschwächen
Mit dem portablen R6 und dem mächtigen R7 zeigt Samsung, wozu sein neues Audio-Labor in den USA imstande ist. Mit den ersten Geräten der ungewöhnlichen Ring-Radiator-Bauweise klanglich eine so solide Leistung abzuliefern, ist nicht selbstverständlich. Außerdem macht die seltsame Optik der Sound-Eier mächtigen Eindruck bei Besuchern. Bei einem empfohlenen Preis von 450 Euro für den R7 und 350 Euro für den R6 hätten wir uns aber ein noch etwas durchdachteres Bedienkonzept und eine noch bessere und stabilere App gewünscht.

Zudem sollten sich Interessenten bewusst sein, dass diese Speaker ihr volles Potenzial nur dann entfalten, wenn sie mitten im Raum stehen - und das entspricht nicht unbedingt den Feng-Shui-Wünschen jedes Wohnungseigentümers.

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