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Range Rover Evoque: Nur schön oder kann er was?

Motor
01.10.2012 13:31
Er ist schön, er ist stylisch und sieht so wahnsinnig gut aus, dass ich oft entweder angelächelt oder gleich angesprochen werde: Der Range Rover Evoque Coupé sticht aus der Masse der SUVs heraus wie ein besonders edler bunter Hund, unverwechselbar und niemals langweilig, wirkt richtig teuer. Diese Freude am Schönen, die er verströmt, überstrahlt manche kleine Unperfektheit.
(Bild: kmm)

Vor allem in diesem Limettengrünmetallic macht er klar: Graue Mäuse sollen andere fahren - Achtung, der Fahrer hat Geschmack! Und er hat es nicht nötig, auf Funktionalität zu achten. Zwei Türen, ein umständlicher Weg nach hinten, die dortigen Fenster nicht zu öffnen, dank schießschartenartigen Scheiben und hohem Heck eine Rundumsicht, die ebenso spektakulär schlecht ist wie das Design gelungen (selten habe ich derart eine Rückfahrkamera vermisst). Nicht nur nach hinten, nein, links seitlich verschwinden Fahrbahnbegrenzungen und Parallelverkehr hinter dem Außenspiegel, was vor allem in Kurven lästig ist.

SUV = Style Utility Vehicle
Aber warum auf andere schauen, wenn andere auch auf uns und diese Ikone der Neuzeit schauen können. Diese aufregenden Linien! Das nach hinten abfallende Dach, die metallgefassten Lüftungsschlitze auf der Motorhaube, die ebensolchen, die hinter den vorderen Kotflügeln aus dem Blech wachsen, optisch die eleganten Scheinwerfer spiegeln und eigentlich das Ende des hoch angebrachten, sehr flachen Kühlergrills bilden. Als wenn der Range Rover rundherum grinsen möchte. Böse natürlich, dabei aber dennoch sympathisch wirkend.

Kein Wunder, dass der Evoque die Auszeichnung World Car Design of the Year erhalten hat. Dabei ist das, was ich hier fahre, die Basisvariante Range Rover Evoque Coupé 2,2 eD4 Pure, die ab 36.600 Euro zu haben und damit billiger ist, als der schöne SUV den Eindruck erweckt. Gut, es sind auch Extras im Wert von rund 10.000 Euro zusätzlich an Bord, inklusive 770 Euro für den Metalliclack.

Gut unterwegs mit dem Basismotor
Angetrieben wird der Brite von einem 2,2-Liter-Diesel, der 150 PS leistet. Damit ist der 1,6-Tonner zwar keine Rakete, aber ausreichend motorisiert, auch wenn der 0-auf-100-Sprintwert von 11,2 Sekunden anderes vermuten lässt. Ab 1.750/min. stehen 380 Nm bereit, um für guten Schub zu sorgen und auch ein wenig an der Lenkung zu zerren. Das Getriebe ist sparsam lang übersetzt, vor Autobahnbaustellen wird man also ein-, zweimal runterschalten. In Sachen Verbrauch glänzt der Evoque laut Norm mit 4,9 Liter, im Test zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 7,2 Liter an.

Das Fahrwerk gibt sich dabei keine Blöße und bietet einen guten Kompromiss zwischen Komfort und Verbindlichkeit. Nicht ganz mithalten kann die Lenkung, die beim Einlenken mit einem recht synthetisch wirkenden Widerstand auffällt und insgesamt wenig Kontakt zur Fahrbahn vermittelt. Dennoch lässt es sich angenehm reisen, es bleibt ruhig im Innenraum bzw. gibt genug akustischen Raum für das aufpreispflichtige 280-Watt-Soundsystem, das sich per Bluetooth auch mit dem Smartphone verbinden kann (ich liebe Internetradio!). Es sitzt sich prinzipiell angenehm – wenn man einen schmalen Hintern hat. Für mich sind die seitlichen Sitzwangen zu eng und ich glaube immer wieder, etwas in der hinteren Hosentasche zu haben.

Style auch im Innenraum
Die Briten haben mit dem Äußeren des Evoque ihr Design-Pulver bei Weitem noch nicht verschossen, auch im Innenraum freut sich das Auge. Auch kleine Details wie der metallene Zentralverriegelungshebel neben der Türklinke (statt eines Zentralverriegelungsknopfes, den man eh nie findet, wenn man ihn braucht) tragen zum guten Eindruck bei. Hinter der Mittelkonsole ist ein unerreichbares, aber beleuchtetes Ablagefach versteckt, das wohl von Volvo inspiriert wurde. Der zentrale Touchscreen bietet auf einen Blick eine gute Übersicht über alles Elektronische - wie Audiosystem, Telefon und Navi - und lässt sich intelligenterweise per Knopfdruck abschalten. Für das Navi (2.299 Euro mit Audio-Server) würde ich mir eine schönere Grafik und etwas mehr Übersichtlichkeit wünschen, aber es führt sicher ans Ziel.

Was so schön aussieht, verliert etwas an Glanz, wenn man es anfasst, denn die Haptik kann mit dem schicken Premium-Style nicht ganz mithalten. Die Schalter klicken nicht so wertig wie in anderen Premiumfahrzeugen, ebenso die Türen, der Tempomat geizt mit Information und ist zu bedienen wie in deutlich billigeren Autos. Dass der Sicherheitsgurt am Hals einschneidet, ist wohl der Karosserieform geschuldet, das Problem kennt man etwa vom Mini Roadster. Und der Sockel unter den Vordersitzen macht den Einstieg – vor allem für große Füße – eng.

Besonders angenehm arbeitet die Klimaanlage, zugfrei und unauffällig, was vor allem Menschen freuen wird, die prinzipiell nicht gerne mit Klimaanlage fahren, aber sie eigentlich doch brauchen.

Der Range Rover Evoque ist ein Gesicht in der Menge, vor allem als Zweitürer sicher kein Auto, das man aus praktischen Beweggründen kauft, auch wenn der Kofferraum 550 bis 1.350 Liter fasst. Er wirkt viel größer, als er ist, was ebenso am Gesamtdesign wie an der relativ ausladenden Breite von 1,97 Meter samt der relativ geringen Länge von 4,36 Meter liegen dürfte. Bei aller Kritik im Detail ist er ein Designlichtblick in der Autolandschaft. Ein Statement für Nonkonformität. Und von daher ein Guter.

Warum?

  • Das Design, natürlich
  • Übersichtlicher Touchscreen

Warum nicht?

  • Teils Schwächen in der Bedienung
  • Haptik kann mit Design nicht mithalten

Oder vielleicht …

… einen der stärkeren Motoren mit 190 (Diesel) oder 240 PS (Benziner) oder Audi Q3, BMW X1, VW Tiguan, die ihm im Design aber nicht die Zapfpistole reichen können.

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(Bild: kmm)



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