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Hyundai i20: Schöner Gruß an Herrn Winterkorn

Motor
25.11.2014 21:48
"Vor allem weil er billig ist", war der i20 der meistverkaufte Hyundai 2013 in Österreich, sagt Christian Löer, der dynamische deutsche Head of Product Managment, bei der Präsentation in Malaga. Jetzt wollen sie von der Billigschiene weg und bringen den Polo-, Fabia- und Fiesta-Konkurrenten in nächster Generation auf den Markt. Eines kann man dem neuen Hyundai i20 jetzt ganz und gar nicht mehr nachsagen: dass er irgendwas Billiges an sich hat.
(Bild: kmm)

Teuer soll der gemeinsam mit dem Hyundai i10 im türkischen Izmit gebaute Kleinwagen trotzdem nicht werden, 11.990 Euro sind als Einstiegspreis für Österreich festgeschrieben, wobei gerade noch intern gefeilscht wird, wie das Basismodell ausgestattet ist. Wir werden sehen, ob da Basics wie Radio und Klimaanlage an Bord sind.

Der Billig-Nimbus fährt bisher in allen Hyundais mehr oder weniger mit. Sie sind irgendwie voll okay, in Detail und Anmutung merkt man ihnen aber an, dass man in einem Koreaner sitzt, der die Sparsamkeit als Maxime im Lastenheft stehen hat. Auch wenn Hyundai Stein und Bein schwört, dass für die Kunden außer beim i20 das Design bei der Kaufentscheidung einen höheren Stellenwert hat als der Preis.

Der relativ hochwertigste Hyundai ever
Der Hyundai i20 läutet das Ende der Brot-und-Butter-Ära ein. Er sieht gut aus, fühlt und fasst sich gut an, fährt ansprechend und brilliert mit vorbildlicher Innenraumakustik. Wo der Blick bei manch aktuellem Japaner haltlos abperlt, bleibt das europäische Auge am i20 immer wieder hängen und erfreut sich nicht nur an gelungenen Linien und Kanten, sondern auch am insgesamt absolut gelungenen, sehr erwachsenen Auftritt. Der Koreaner eckt nicht an, hat aber trotzdem nichts Fades an sich.

Der Innenraum bestätigt den positiven Eindruck. Das sehr aufgeräumte Armaturenbrett ist zweifarbig angelegt, wobei die farblich vom Schwarz abgesetzten Flächen aus hochwertig wirkendem Soft-Touch-Kunststoff bestehen. Die Farbkombination findet sich jeweils auch in den zweifarbigen Sitzen, die mit angenehmem, ungemustertem Stoff bezogen sind. Die Kontrastfarbe kann auch Dunkelgrau sein, dann ist das ganze so was wie einfarbig. Leder ist optional erhältlich.

Spärlich verteilte Chrom- oder Klavierlackakzente setzen genau das: Akzente, ohne das freundlich zurückhaltende Design zu stören. Ablagen sind ausreichend vorhanden, wobei man an der aus hartem Plastik bestehenden Ablageschale hinterm Schalthebel merkt, dass letztlich doch der Rotstift die letzte Linie zieht: Eine gummierte Fläche, die verhindern würde, dass ein dort abgelegter Wohnungsschlüssel (oder Autoschlüssel bei Keyless Go) herumklappert, hätte 2 Euro mehr gekostet. Zu viel, also klappert's, sagt der Designer, der seinen Wunsch nicht durchsetzen konnte. In die Türfächer passen problemlos die obligatorischen 1,5-Liter-PET-Flaschen.

Noch zwei Kleinigkeiten, die bisweilen nerven können: Die Lüftungsdüsen lassen sich nicht schließen (nur über den Verteiler eben nicht ansteuern) und bei den Fensterhebern hat nur der auf der Fahrerseite eine Automatikfunktion.

Platz haben auch die Insassen, und zwar mehr, als es teilweise eine Klasse höher üblich ist. Sogar wenn ich mit meinen 1,88 m quasi hinter mir sitze, kommt keine Enge auf. Zu fünft geht es sich aber nur für kleine Menschen aus. Richtig groß ist mit 326 Liter der Kofferraum Klappt man die geteilte Rückbanklehne um, sind es 1.042 Liter.

Komfortabel und vor allem leise
Voll in Ordnung geht das Fahrverhalten des Hyundai i20. Mit einem Ford Fiesta braucht man ihn diesbezüglich zwar nicht zu vergleichen (dafür schlägt er ihn im Innenraum), aber er ist komfortabel, ausreichend präzise zu fahren und auch die elektrische Servolenkung gibt keinen Grund zur Klage, ist nur um die Mitte ein wenig unentschlossen. Der auf 2,57 Meter gewachsene Radstand kommt nicht nur dem Innenraum, sondern auch Straßenlage und Komfort zugute. Positiv fällt auch das recht geringe Gewicht auf: Der leichteste Hyundai i20 bringt nur 980 kg auf die Waage.

Lässt man es sportlich angehen, merkt man erst, wie viel Seitenhalt die bequemen Sitze geben. Richtig gut. Überhaupt ist die Sitzposition vorbildlich. Der Fahrersitz ist generell höhenverstellbar und das Lenkrad ist in horizontaler Richtung so weit verstellbar, dass ich mich beinahe in einem BMW wähne.

Kleiner Diesel ganz groß
Vorläufig reicht die Motorenpalette von 75 bis 100 PS. Den Einstieg bildet ein 1,25-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 75 PS, mit dem man schon das Auslangen finden kann. Den gibt es auch mit 84 PS, das maximale Drehmoment beträgt bei beiden 122 Nm bei 4.000/min. Vorläufiger Top-Otto ist der 1,4-Liter-Sauger mit 100 PS, der zwar kein Muster an Durchzugskraft ist, aber einen Standardsprint von respektablen 11,6 Sekunden schaffen soll (auch mit Wandlerautomatik erhältlich, die ihn aber 1,6 Sekunden kostet). Soll es flott bergauf gehen, stößt er an seine Grenzen und es ist praktisch egal, in welchem Gang des recht knackigen Getriebes man gerade Vollgas gibt. Sportlicher orientierte Fahrer warten, bis nächstes Jahr die Turbobenziner nachgereicht werden (1 Liter, 100 und 120 PS).

Vor allem im Stadtverkehr sticht der Dreizylinder-Turbodiesel heraus. Das 1,1-Liter Triebwerk ist mit 3,6 l/100 km nicht nur der Sparefroh im Programm, sondern ein sehr munterer Geselle, der ab 1.750/min. satte 180 Nm abdrückt. Über 2.500/min. ist allerdings Schluss mit lustig. Noch ein Schauferl drauf legt der 90-PS-Vierzylinder-Diesel mit 240 Nm bei 1.500/min.

Wenig Hightech
Hillholder, passives Kurvenlicht und ein akustischer Spurverlassenswarner sind zu haben, City-Notbremse oder ähnliche Spielereien sucht man in der Aufpreisliste vergeblich. Dafür gibt es serienmäßig acht Airbags und je nach Ausstattung eine in den Innenspiegel integrierte Rückfahrkamera, Lenkradheizung, Parksensoren und ein integriertes Navi. Alternativ bietet Hyundai eine aktive Halterung an, mit der man sein Smartphone als Navi oder Bluetooth-Audioplayer nutzen kann.

Hyundai macht seit Jahren von Modell zu Modell riesige Qualitätssprünge - mit dem i20 sind die Koreaner vollends in Europa angekommen. Es ist schwer, an diesem Kleinwagen wirklich etwas auszusetzen - ich bin gespannt, wann VW-Chef Martin Winterkorn das in einem YouTube-Video konstatiert.

Warum?

  • Ja, tatsächlich wirklich ansprechendes Design
  • Relativ viel Platz

Warum nicht?

  • Die Schaltung der Vorserienfahrzeuge war teilweise etwas hakelig

Oder vielleicht …

… Skoda Fabia, VW Polo, Ford Fiesta, Opel Corsa, Mazda2

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(Bild: kmm)



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