Sorge vor Crash

Wirtschaftsweise warnt vor Bitcoin-Risiken

Web
11.12.2017 10:52

Kurz vor dem Start von Bitcoin-Produkten an regulierten, großen Börsen hat die deutsche Wirtschaftsweise Isabel Schnabel vor den potenziellen Risiken der Internetwährung gewarnt. Wenn sie aus einer Nische in die etablierte Finanzwelt vordringe, berge das Gefahren: "Die Preisentwicklung der Bitcoins erinnert an die großen Blasen der Wirtschaftsgeschichte, zum Beispiel an die Tulpenkrise."

"Solange die Spekulationen mit Eigenkapital finanziert sind, verlieren die Investoren im Falle eines Crashs zwar viel Geld, die Ansteckungsgefahren dürften aber begrenzt sein", sagte Schnabel der "Welt am Sonntag". Problematischer werde es, wenn die Vermögenswerte auf Kredit gekauft würden, was bei Bitcoins zunehmend der Fall zu sein scheine. "Dann könnte ein Preisverfall das gesamte Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen."

Erhöhte Crash-Wahrscheinlichkeit
Sorge bereitet ihr vor allem, dass der Markt für Digitalwährungen wie dem Bitcoin noch weitgehend unreguliert ist. "Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es aufgrund von operationellen Risiken, zum Beispiel einem Systemausfall, oder Unregelmäßigkeiten zu einem Crash kommt", sagte die Bonner Wirtschaftswissenschaftlerin.

Die Einführung von sogenannten Futures auf den Bitcoin dürfte die Spekulationen weiter anheizen, warnt Schnabel, die seit 2014 dem deutschen Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung angehört. Mit Future-Kontrakten werden Rohstoffe oder Finanzprodukte zu einem vorab festgelegten Preis zu einem bestimmten künftigen Zeitpunkt gehandelt. Dadurch können sich Käufer und Verkäufer gegen Preisschwankungen absichern.

Gefährliche Dominoeffekte
Es sind aber auch Spekulationen auf Kursentwicklungen möglich - und damit auch auf einen Wertverfall. Risiken entstehen dann, wenn eine der beiden Parteien das Geschäft nicht erfüllen kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Versprechen nicht eingelöst werden kann, ist umso größer, je stärker der Preis des zugrundeliegenden Produkts schwankt. Wenn ein Termingeschäft platzt, löst das nicht selten einen gefährlichen Dominoeffekt aus.

Risiken nur schwer zu erkennen
Wie schwierig es für die Finanzaufsicht sei, solche Gefahren rechtzeitig zu erkennen und einzudämmen, machte der Hype um den Bitcoin besonders deutlich. "Es ist für die Aufsicht kaum möglich, Risiken für die Finanzstabilität immer rechtzeitig zu erkennen. Denn diese sind ja häufig mit Innovationen im Finanzbereich verbunden, deren Auswirkungen zunächst nur schwer zu verstehen sind", sagte Schnabel.

Aus Sicht der Wirtschaftsweisen muss eine Reaktion auf dieses Problem bei den Banken als Schaltzentrale des Finanzsystems ansetzen. "Gut kapitalisierte Banken sind generell widerstandsfähiger, auch gegenüber Schocks aus solchen Finanzinnovationen", sagte Schnabel.

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