Idee aus England

Konto überzogen? Dafür gibt’s bald Elektroschocks

Elektronik
19.05.2016 10:12

Stellen Sie sich vor, Sie beheben Geld am Bankomaten - und bekommen einen Stromschlag, weil Sie das Konto überzogen haben. Was wie eine Idee aus einem dystopischen Sci-Fi-Streifen klingt, will eine britische Firma tatsächlich umsetzen. Sie will die Konten von Bankkunden überwachen und das Überziehen bestrafen. Mit 255-Volt-Stromschlägen oder einer kalten Wohnung.

"Es geht um Reaktionen auf Veränderungen in Ihrem finanziellen Wohlergehen", sagt David Webber von der britischen Software-Firma Intelligent Environments. Das Unternehmen hat sich auf das "Internet der Dinge", also die Vernetzung alltäglicher Gegenstände spezialisiert - und plant nun, das Konto von Bankkunden mit Schock-Armbändern und Wohnungsthermostaten zu vernetzen.

Die Idee: Wer nicht von sich aus sparsam lebt, muss hie und da daran erinnert werden. "Willenskraft ist toll, aber nicht jeder hat sie", sagt Webber. Deshalb will Intelligent Environments Konto-Überzieher mit Stromschlägen bestrafen - oder das Thermostat in der Wohnung automatisch so einstellen, dass weniger geheizt wird. Das soll Bankkunden zu mehr Sparsamkeit erziehen.

Nutzer können Schocks auch abschalten
Webber gibt gegenüber der britischen TV-Anstalt BBC zu, die Idee habe etwas "frivoles". Aber als Bevormundung sieht er sie nicht. Wer beim Überziehen nicht frieren oder gar geschockt werden will, kann die Funktion deaktivieren. Webber: "Wenn Sie heim kommen und glauben, Sie können es sich leisten, mehr zu heizen, dann können Sie auch wieder hochschalten."

Auf technologischer Ebene funktioniert die Idee von Intelligent Environments durch die Verknüpfung des Bankkontos mit vernetzten Gadgets wie dem intelligenten Thermostat Nest oder dem ungewöhnlichen Schock-Armband Pavlok. Meldet das Bankkonto zu hohen Geldverbrauch, erhalten die vernetzten Geräte den Befehl zum Schock oder zur Drosselung der Heizung.

Banken bei Elektroschocks noch zögerlich
Intelligent Environments zählt schon jetzt einige Banken zu seinen Kunden, allerdings beziehen diese bislang Online-Banking-Lösungen von der Software-Firma. Das Schock- und Frier-Feature für Überzieher haben dagegen noch keine Banken in ihr Angebot aufgenommen.

Geht es nach Webber, ist das aber nur eine Frage der Zeit. Das Internet der Dinge werde die Welt ähnlich nachhaltig verändern wie Smartphones, davon ist er überzeugt. Und sein Konto-Schocker ist nur eine von vielen möglichen Anwendungsszenarien.

Experte warnt vor Sicherheitslücken
Frei von Risiko sind diese neuen Möglichkeiten der Vernetzung freilich nicht. Alan Woodward, ein IT-Sicherheitsexperte an der Surrey-Universität südwestlich von London, warnt: Je mehr Geräte man miteinander verbindet, umso größer ist die Angriffsfläche für Cyberkriminelle.

Sicherheitslücken seien unvermeidlich, es wäre also durchaus denkbar, dass Hacker irgendwann Bankkunden schocken oder ihre Heizung manipulieren. Woodward: "Ich weiß, man hat diese Art von Technologie mit den besten Absichten entwickelt. Aber der Weg zur Hölle ist gepflastert mit besten Absichten."

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