Nach PRISM-Skandal

Nutzer setzen auf sichere Alternativen zu Google & Co

Web
24.06.2013 09:13
Seit den Enthüllungen über das PRISM-Spähprogramm der USA wenden sich Internetnutzer vermehrt von den in die Kritik geratenen Suchmaschinen von Google, Microsoft und Yahoo ab. Sie sollen nach Darstellung des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden mit den US-Behörden kooperiert haben. Auch wenn die großen Konzerne bestreiten, ihre Daten zur Verfügung gestellt zu haben - alternative Suchmaschinen erfreuen sich plötzlich einer rasant gestiegenen Nachfrage.

"Ich glaube, die Leute suchen nach Alternativen für den Schutz der Privatsphäre", sagt Gabriel Weinberg, Gründer von DuckDuckGo. Die 2007 gegründete Suchmaschine speichert weder IP-Adressen, noch legt sie Nutzerprofile an. Was die Menschen im Internet suchten, gehöre zu ihren "persönlichsten Dingen", sagt Weinberg.

"Es ist etwas unheimlich, dass eine Suchmaschine so viel über dich wissen kann." In den vergangenen Jahren war DuckDuckGo nur langsam gewachsen, mit den Enthüllungen über das US-Spähprogramm Anfang Juni stiegen die Besucherzahlen jedoch stark an. Bis zum 20. Juni wurden fast drei Millionen Suchanfragen registriert, doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum.

Die Suchmaschine Ixquick mit Sitz in Dänemark, die auch unter dem Namen StartPage bekannt ist, verzeichnet ebenfalls einen starken Anstieg bei den Suchanfragen. Die Enthüllungen über PRISM hätten die Leute "wirklich aufgeweckt", so Sprecherin Katherine Albrecht. Früher hätten die Menschen zwar gewusst, wie wichtig der Schutz der Privatsphäre im Internet sei, aber nicht, inwiefern sich dies konkret bei ihnen niederschlage.

Sitz außerhalb der USA
Ixquick hat nach eigenen Angaben "nie irgendeiner Regierungsbehörde irgendwo auf der Welt" Nutzerdaten weitergegeben und "unterliegt nicht direkt der US-Rechtsprechung". "Unser Unternehmen hat den Sitz in den Niederlanden und damit in Europa. Anfragen an uns, egal aus welchem Land, werden zuerst von unseren Juristen auf Herz und Nieren geprüft", heißt es in einer aktuellen Erklärung anlässlich des PRISM-Skandals. Sollte das Unternehmen dennoch einmal gezwungen werden, entsprechende Daten herauszugeben, müsse es auf die Privatsphärerichtlinien verweisen.

Dort heißt es: "Ixquick speichert keine benutzerbezogenen Daten. (…) Wir loggen auch keine IP-Adressen von unseren Nutzern und wir benutzen keine Verfolger-Cookies (Tracking Cookies). Es sind also keinerlei Daten auf unseren Servern vorhanden, die jemand nutzen könnte. Selbst wir haben keine Ahnung über die Art der Besucherströme auf unseren Servern und können somit nicht einmal auf richterliche Verfügung Daten herausgeben, da keine vorhanden sind."

Derzeit arbeite das Unternehmen daran, noch in diesem Jahr einen verschlüsselten E-Mail-Service namens StartMail anbieten zu können. "Wir müssen aufstehen und unsere Freiheiten vor den zunehmenden Übergriffen der Datensammler schützen", betonen die Betreiber.

Geld machen - auch ohne Nutzerdaten
Geld machen können Suchmaschinen wie DuckDuckGo und Ixquick trotzdem: mithilfe von Schlüsselwörtern, aber ohne gespeicherte Profile, wie DuckDuckGo-Chef Weinberg erklärt. Wenn also etwa jemand nach "Hypothek" suche, könne er Werbung von Banken erhalten. Riesenkonzerne wie Google speicherten dagegen die besuchten Internetseiten eines Nutzers, der dann die passenden Werbungen auf seine Einstiegsseite bei der Suchmaschine präsentiert bekomme - das sogenannte "Retargeting".

Zweifel an Erfolg alternativer Suchmaschinen
Dass die alternativen Suchmaschinen den Markt wirklich umkrempeln können, glaubt Suchmaschinen-Experte Danny Sullivan von Search Engine Land jedoch nicht. "Es ist extrem unwahrscheinlich, dass irgendein anderer Player in den kommenden drei bis fünf Jahren daherkommt und Google einen beträchtlichen Anteil wegnimmt", glaubt Sullivan. Nach einer Studie von comScore hält Google mit 13,3 Milliarden Suchanfragen im Monat einen Anteil von 66,5 Prozent am US-Markt. Es folgen Microsoft mit 3,5 Milliarden sowie Yahoo mit 2,4 Milliarden Anfragen.

Es sei auch möglich, bei Google eine Anfrage zu starten, ohne dort als Nutzer angemeldet zu sein, "und immer noch sehr gute Ergebnisse zu erhalten", sagt Sullivan. Anders sei es, wenn ein Nutzer eingeloggt sei: "Wenn Google Zugang zu Ihrem Kalender und Ihrer Anfragehistorie hat, kann es Ihre Antworten vorhersagen, bevor Sie überhaupt eine Frage hatten."

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