Dabei wurden im Rahmen der mit dem deutschen ADAC und der Stiftung Warentest sowie dem Konsument durchgeführten Prüfung von Fahrrädern mit Elektro-Zusatzantrieb (Pedelecs, Pedal Electric Cycle) keine Billigprodukte unter die Lupe genommen. Die getesteten Modelle gehören überwiegend der Komfortklasse mit Preisen von 2.200 bis 2.700 Euro an.
Von 16 Modellen fallen neun durch. "Und auch beim Rest gibt es Verbesserungsbedarf", berichtet ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. " Zwei 'genügend' und drei 'befriedigend' zeigen, dass die Hersteller noch viel Luft nach oben haben." Lediglich zwei Pedelecs wurden von den Testern mit "gut" bewertet, ein "sehr gut" gab es nicht.
Gefährlicher Lenkerbruch
Die Gründe für das katastrophale Abschneiden sind unterschiedlich. Fünf Pedelecs wurden wegen mangelnder Haltbarkeit mit "nicht genügend" bewertet. Besonders gefährlich: Bei den getesteten Modellen von Kreidler (2011 immerhin noch Testsieger), Sinus und KTM haben sich eklatante Schwächen bei der Haltbarkeit des Lenkers gezeigt. "Wenn aber bei 25 km/h beispielsweise der Lenker bricht, kommt der Aufprall auf die Fahrbahn oder ein anderes festes Hindernis einem Köpfler vom Trampolin in ein 2,50 Meter tiefes Schwimmbecken gleich - ohne Wasser drin", warnen die Konsumentenschützer. Im Gegensatz zu einem normalen Fahrrad schaffen mit dem Pedelec auch ungeübte, unsichere Fahrer solche Geschwindigkeiten im Nu.
Ärgerlich kann auch ein Bruch der hinteren Radbefestigung sein, wie er beim ansonsten eigentlich guten Modell von Flyer aufgetreten ist. Ein solcher Defekt bedeutet üblicherweise einen wirtschaftlichen Totalschaden. Beim preiswerten Leviatec hielt hingegen der Rahmen den Haltbarkeitstests nicht stand.
Auch die Bremsen sind teilweise untauglich. "Die Mehrheit der getesteten Pedelecs ist mit vollhydraulischen Bremsen ausgestattet, die sehr gut funktionieren. Die Modelle von TopVelo, Fischer und Victoria verfügen hingegen über Seilzugbremsen, die für Gewicht und Geschwindigkeit nicht ausreichen, und mussten daher mit 'nicht genügend' bewertet werden", so der ÖAMTC-Techniker. Ein ähnliches Schicksal erleidet das ohnehin schon wegen eines Rahmenbruchs abgewertete Leviatec, das in Bezug auf die Bremsen allerdings noch ein "genügend" schafft.
Pedelecs als Störsender
Ein weiteres Manko, das bei mehreren Pedelec-Modellen aufgefallen ist: Die elektromagnetischen Störwellen, die der Elektroantrieb aussendet, übersteigen die Grenzwerte. Bei den Modellen von Raleigh und Fischer sind die vom Antrieb ausgesendeten Störungen sogar so stark, dass sie Funkfrequenzen von Feuerwehr, Polizei und Rettung massiv beeinflussen können.
Zwei Lichtblicke beim Pedelec-Test 2013
An der Spitze stehen zwei Modelle mit der Note "gut". Das Stevens E-Courier SX überzeugt als sportliches Pedelec mit guten Laufeigenschaften und sehr kurzer Ladedauer. Die Reichweite liegt mit durchschnittlich 55 Kilometer dennoch im oberen Bereich. Größter Wermutstropfen: Die Schaltung hat sich als verbesserungswürdig erwiesen, bei Motorunterstützung ist Schalten kaum möglich. Das Kettler OBRA RT 13,2 ist ebenfalls ein sehr ausgewogenes Rad, das sich durch die Lenkerposition und den komfortablen Sattel eher zum gemächlichen Fahren eignet. Leider verfügt das Modell über keinen Tacho, Zusatzinfos wie die verbleibende Reichweite sind schwierig abzurufen. Drei Pedelecs, das Giant Twist Elegance C1, das Winora 2C AGT und das Hercules Tourer 8 Pro erreichten immerhin ein "befriedigend".
Reichweiten von mies bis richtig gut
Die Spanne der erzielten Reichweiten ist groß: Fahrten von 25 bis 75 Kilometer waren mit den unterschiedlichen Modellen möglich. Am weitesten kann man mit den Modellen von Kalkhoff und Raleigh fahren, beide Pedelecs schaffen rund 75 Kilometer. Leider mussten beide wegen der ausgesendeten Störwellen ihres Antriebes abgewertet werden. "Am anderen Ende der Skala findet man das Fischer E-Bike City Pedelec, mit dem man trotz Einsatz beider Akkupacks nur 25 Kilometer weit kommt - für einen vernünftigen Einsatz viel zu wenig", kritisiert Kerbl. Negativer Höhepunkt in Bezug auf den Akku war aber das Pedelec von Leviatec: Bei allen Testmodellen war der Akku defekt, die Funktion des Elektroantriebes konnte also überhaupt nicht getestet werden.
Nach Schätzung des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) wurden 2012 in Österreich 45.000 Elektro-Fahrräder verkauft, das entspricht jedem zehnten Rad. Dabei unterscheidet man Pedelecs, die den Motor nur zuschalten, wenn man gleichzeitig in die Pedale tritt, von E-Bikes, die mit oder ohne Pedalunterstützung angetrieben werden. Insgesamt dürften mehr als 100.000 elektro-unterstützte Räder unterwegs sein.
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