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Öko-Ranking

Das „grünste“ Auto fährt nicht komplett elektrisch

Motor
06.03.2024 06:00

Keine Abgase und kaum Lärm: Wer an besonders umweltfreundliche Fahrzeuge denkt, stellt sich vermutlich ein Elektroauto vor. Doch ausgerechnet das „grünste“ Auto des Jahres macht noch größtenteils von fossilem Brennstoff Gebrauch.

(Bild: kmm)

Zu diesem Ergebnis kommt zumindest das American Council for an Energy-Efficient Economy (ACEEE), eine gemeinnützige Forschungsorganisation, die Strategien zur Reduzierung der Energieverschwendung und zur Bekämpfung des Klimawandels entwickelt, in seinem „GreenerCars“-Report. Das jährliche Ranking basiert auf einer Lebenszyklusbewertung der Treibhausgas- und Schadstoffemissionen, die bei der Herstellung, Nutzung und Entsorgung eines jeden Fahrzeugs entstehen.

Im Gegensatz zu anderen Bewertungen der Gesundheits- und Umweltauswirkungen von Fahrzeugen, die sich ausschließlich auf die Kraftstoffeffizienz stützen, werden dabei sowohl die Kohlendioxidemissionen des Fahrzeugs während der Fahrt als auch die Emissionen bei der Herstellung des Autos und der Batterie bewertet. Auch die Belastungen durch Stickoxide, Kohlenmonoxid und Feinstaub - allesamt Stoffe, die die menschliche Gesundheit beeinträchtigen können - fließen in die Bewertung mit ein.

Aus der Kombination dieser Faktoren errechneten die Autoren schließlich für jedes der 1200 untersuchten Autos eine „grüne Note“ von 0 bis 100 Punkten. Wir haben für Sie die „grünsten“ und die „fiesesten“ Autos - und die guten grünen Kompromisse dazwischen.

Aktueller Spitzenreiter mit 71 Punkten und demnach „grünstes“ Auto des Jahres ist der Toyota Prius Prime - ein Plug-in-Hybrid, der etwas mehr als 70 Kilometer mit Strom fahren kann, ehe er wieder auf Verbrennung umschaltet, und damit noch vor reinen Elektroautos wie dem Lexus RZ 300e oder dem Mini Cooper SE landet.

Elektroantrieb allein reicht nicht
Die Ergebnisse (siehe Tabellen unten) unterstreichen, dass der bloße Betrieb mit Strom nicht ausreicht, um zu garantieren, dass ein Auto „grün“ ist - auch sein Gewicht, die Größe der Batterie und die Gesamteffizienz spielen eine Rolle: „Es geht um die Form der Karosserie, die Technologie darin und das Gesamtgewicht“, erläuterte Peter Huether vom ACEEE gegenüber der „Washington Post“.

Der Prius übertraf seine Konkurrenten dem Experten zufolge aufgrund seiner kleinen Batterie - die die mit der Herstellung verbundenen Emissionen und Umweltbelastungen senkt - und seiner hohen Effizienz. Die Batterie des Fahrzeugs sei weniger als ein Zehntel so groß wie die Batterie des Hummer EV (der es trotz seines rein elektrischen Antriebs in das Negativ-Ranking der „fiesesten“ und somit besonders umweltschädlichen Autos geschafft hat). Das bedeute weniger Emissionen bei der Herstellung der Batterie und weniger seltene Mineralien, die abgebaut und gefördert werden müssten.

Zitat Icon

Für Fahrer, deren Bedürfnisse von der heutigen Ladeinfrastruktur nicht abgedeckt werden, stehen viele effiziente und erschwingliche Hybridoptionen zur Verfügung.

Peter Huether, leitender Forscher für das GreenerCars-Ranking

Kritik an Ranking
Gil Tal, Direktor des Electric Vehicle Research Center an der Universität von Kalifornien in Davis, gab gegenüber der Zeitung allerdings zu bedenken, dass viele Autofahrer ihre Plug-in-Hybride wie normale Hybride nutzten und sie fast nie aufladen würden. „Ich glaube nicht, dass der Prius Prime der grünste ist“, sagte er. „Wenn man ein vollelektrisches Auto kaufen kann, ist es immer das beste.“

Je mehr Wind- und Solarenergie ins Netz eingespeist werde, so Tal weiter, desto sauberer würden die Elektroautos zudem mit der Zeit. „Und Ihr Benzinauto wird im Laufe der Jahre immer schlechter werden“, sagte er.

Passende Lösung
Das Wichtigste sei, entgegnete Huether vom ACEEE, dass die Autofahrer die umweltfreundlichste Option fänden, die zu ihnen passt - ob das nun ein Plug-in-Hybrid, ein herkömmlicher Hybrid oder ein reines Elektroauto sei. In einer Mitteilung der Organisation appellierte er, „dass die Autohersteller die Zahl der erschwinglichen E-Fahrzeuge schnell erhöhen, damit deren Vorteile für ein breiteres Einkommensspektrum zugänglich sind, während wir uns von benzinbetriebenen Autos verabschieden“.

Für Fahrer, deren Bedürfnisse von der heutigen Ladeinfrastruktur nicht abgedeckt würden, stünden „viele effiziente und erschwingliche Hybridoptionen zur Verfügung“.

Die „grünsten“ Autos

Die Liste der „grünsten“ Autos hebt die zwölf Modelle hervor, die in diesem Jahr am besten abgeschnitten haben. Spitzenreiter ist demnach der Toyota Prius Prime, gefolgt vom Lexus RZ 300e, Mini Cooper SE, Nissan Leaf, Toyota bZ4X und Toyota RAV4 Prime. Komplettiert wird die Liste durch drei Elektroautos und drei Benzin-Hybriden von Hyundai, Toyota und Kia.

Die durchschnittlichen Kraftstoff- bzw. Verbrauchskosten eines Fahrzeugs auf der Liste betragen laut ACEEE ein Fünftel der durchschnittlichen Kraftstoffkosten eines Fahrzeugs auf der List der „fiesesten“ Autos (siehe unten), „was zeigt, dass umweltfreundlichere Optionen auch erschwinglicher sein können“.

Grüne Kompromisse

Die sogenannte Greener-Choices-Liste enthält Fahrzeuge des Modelljahres 2024 mit den geringsten Umweltauswirkungen in jeder Fahrzeugklasse, die es nicht auf die Liste der „grünsten“ Fahrzeuge geschafft haben. Nicht darin enthalten sind Elektroautos, einschließlich Plug-in-Hybriden, „da einige Fahrer keinen ausreichenden Zugang zu Ladestationen für E-Fahrzeuge haben“, wie das ACEEE begründet.

Die ökologischsten Autos mit klassischem Verbrennermotor in ihren jeweiligen Kategorien sind demnach der Mitsubishi Mirage (Kompaktwagen), der Mini Cooper Cabrio (Kleinwagen), der Kia Soul (Minivan), der BMW Z4 sDrive30i (Zweisitzer) und der Ford Ranger (Pickup). 

Die „fiesesten“ Autos

Die Liste der „fiesesten“ (engl. „meanest“) Autos auf dem Massenmarkt besteht hauptsächlich aus großen, ineffizienten Spritfressern: sieben SUVs, drei Pickups, ein Sportwagen und eine Limousine. Der Mercedes-Benz G63 war laut ACEE das schlechteste Fahrzeug unter den mehr als 1200 bewerteten Modellen und verursacht jährliche Kraftstoffkosten von mehr als  4000 Dollar (umgerechnet rund 3685 Euro).

Mit dem GMC Hummer EV findet sich auf Platz neun auch erstmals ein Elektroauto in dem Negativ-Ranking. GM vermarktet den knapp 4,5 Tonnen schweren „Supertruck“ als „extrem“ und „vollgepackt mit Extras“.

„Obwohl Elektroautos geringere Emissionen haben als ähnlich große Benziner, zeigt der Hummer, dass Größe und Effizienz, nicht nur die Kraftstoffquelle, wichtige Faktoren für die Umweltauswirkungen eines Autos sind“, hält das ACEEE dazu fest.

Krone
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(Bild: kmm)



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