Immer unter Strom

Neuer Porsche Macan: Elektrisierend und günstig

Motor
26.01.2024 06:01

Porsche eiert nicht rum. Mitte des Jahres kommt der neue Macan ausschließlich mit E-Antrieb zu uns. Das wichtigste Auto der Marke soll die Kunden dann vor allem mit sportlichem Charakter überzeugen.

(Bild: kmm)

Kein Plan B, keine faulen Kompromisse, keine Hintertür, die einen winzigen Spalt offenlässt. Wenn bei uns im Sommer der Macan 4 zu den Händlern rollt, dann ausschließlich als Vollblutstromer. “Wir müssen da eine Vorreiterrolle einnehmen“, sagt Baureihenleiter Jörg Kerner mit einer tiefen Überzeugung in der Stimme, die den klassischen Verbrenner - zumindest verbal - schon mal auf den Müllhaufen der Geschichte wirft. Lediglich in Ländern, wo die elektrische Zukunft noch etwas länger zur Entfaltung braucht, wird der alte Macan noch eine Zeitlang weiter angeboten.

Ganz schön mutig. Schließlich ist der Macan neben dem Cayenne der Goldesel der Familie. Seit 2013 über 800.000 Mal verkauft, hat das Sport-SUV bei Porsche die meisten weiblichen Käufer, den höchsten Neukundenanteil - und erwirtschaftet auch mit den höchsten Deckungsbeitrag.

Nun also dieser radikale Schnitt
Das könnte manch potenziellem Macan-Kunden den Stecker ziehen. Damit es nicht so kommt, hat Porsche alle Energie in den Neustart gesetzt. Keine Schraube habe der Neue mehr mit dem Alten gemeinsam, erklärt Kerner: “Nicht mal das Logo.” Dennoch sieht man sofort: Das ist ein Macan. Modern interpretiert, mit kurzen Überhängen und einem coupéhaften Körper. Gut zehn Zentimeter länger streckt er sich jetzt (4,78 m), ist auch etwas breiter geworden, dafür minimal flacher. An der Front fallen die Kotflügel auf, sie beherbergen LED-Scheinwerfer mit vier waagerechten LEDs, die wir bereits vom Taycan kennen.

Aerodynamik bringt 85 Kilometer
Einen klassischen Kühlergrill gibt es nicht. Der Fahrtwind strömt im unteren Bereich durch die Öffnungen vorbei an variablen Kühlluftklappen und einem geschlossenen Unterboden. Die neuen Räder (20 bis 22 Zoll) sind ebenfalls strömungsoptimiert. Oben sucht sich der Wind seinen Weg über die typische Flyline-Dachlinie und rahmenlose Seitenscheiben bis zum Heck, wo ein aktiver Spoiler ab 60 km/h den Anpressdruck in drei Grundstufen (Eco, Sport, Sport+) erhöhen soll. Aerodynamik stand im Lastenheft extrafett unterstrichen. Der cW-Wert beträgt 0,25. Im Vergleich zum aktuellen Macan mit 0,37, bedeutet das mindestens 85 Kilometer mehr elektrische Reichweite, erklärt uns Kerner.

Der Umstieg auf Stromantrieb lässt viel Raum für neue Ideen, vor allem aber für die Passagiere. Die können hinten nun 540 bis 1348 Liter Gepäck einladen, zudem gibt es vorne, unter der auf Knopfdruck öffnenden Haube, ein zusätzliches 84-Liter-Fach (Frunk) zum Verstauen von Ladekabeln und kleinen Taschen. Gegenüber dem Vorgänger bietet der Macan 4 insgesamt 136 Liter mehr Ladevolumen. Da auch der Radstand um üppige 86 Zentimeter zulegt, wird es innen schön luftig. Auf der Rückbank wächst die Beinfreiheit gefühlt um mindestens eine halbe Klasse, insgesamt sitzen alle Passagiere etwas tiefer. In einem Ambiente, das zwar komplett neu ist, aber typisch Porsche bleibt.

Alles schnell, innen wie außen
Auch hier drin erinnert vieles an den Taycan. Wie die drei Bildschirme, einer davon für den Beifahrer. Schaut er Filme, verhindert eine Spezialfolie, dass der Fahrer ihm etwas abschaut. Erstmals gibt es im Macan ein Head-up-Display. Augmented-Reality-Technologie projiziert virtuelle Elemente wie Navigationspfeile zum Greifen nahe in die Scheibe. Das neue Betriebssystem nutzt ab sofort Android Automotive OS, Apps wie Spotify lassen sich herunterladen, per QR-Code wandern die eigenen Playlists in den Macan. Alles ganz easy und superschnell.

Ein gutes Stichwort, denn was die Performance angeht, soll der elektrische Macan neue Maßstäbe setzen. Porsche bietet ihn zunächst in zwei Leistungsstufen an. Mit 300 kW/408 PS und 470 kW/639 PS beim vorläufigen Topmodell, das erneut den absurden Beinamen “Turbo” trägt. Auf jeden Fall soll der turboschnell sein (260 km/h) und seine rund 2,3 Tonnen mit der Kraft von 1130 Newtonmetern in 3,3 Sekunden auf Tempo 100 katapultieren. Zum Vergleich: Der noch aktuelle Macan GTS braucht für den Sprint 4,5 Sekunden. Wie man Porsche kennt, sind weitere Sport-Kürzel bereits in Arbeit: ein S, ein T, auch ein GTS sind wahrscheinlich.

Stark gesteigerte Batteriedichte
Seine Power verteilt der Macan 4 anfangs stets über zwei gemeinsam mit Bosch neu entwickelte E-Motoren an beide Achsen. Modelle mit Heckantrieb folgen. Bei den Allradlern soll die Elektronik die Kraft fünf Mal schneller verteilen als konventionelle Systeme und binnen zehn Millisekunden auf Schlupf reagieren. Gespeist werden die permanent erregten Synchronmotoren aus einer 100-kWh-Batterie im Tiefparterre, die auch der kommende Audi Q6 e-tron erhalten wird. Diese soll eine um 60 Prozent höhere Energiedichte als aktuelle Porsche-Akkus besitzen und 30 Prozent weniger Kobalt benötigen. Sie wiegt rund 600 kg, hat zwölf Module mit 180 Zellen und wird von CATL zugeliefert. Zusammengefügt wird alles im Werk Leipzig, wo der Macan 4 dann auch vom Band laufen wird.

Porsche verspricht eine maximale Reichweite von bis zu 613 Kilometern für den Macan 4 und bis zu 591 Kilometer für den Turbo. Da der E-Antrieb auf einer 800-Volt-Architektur basiert, soll der Akku ruckzuck zu neuer Energie kommen. Die maximale Ladeleistung beträgt bis zu 270 kW, an einer geeigneten Schnellladesäule steigt der Pegelstand in 21 Minuten von 20 auf 80 Prozent, Power für 100 Kilometer soll in vier Minuten “nachgetankt” sein. An 400-Volt-Säulen nutzt Porsche das sogenannte Bank-Laden. Dabei teilt die Elektronik die 800-Volt-Batterie in zwei Hälften mit halber Spannung und lädt mit bis zu 135 kW.

„Fahrdynamik auf Sportwagen-Niveau”
Power ist schön und gut, doch man muss sie auch auf die Straße bringen. Und spätestens jetzt beginnen Kerners Augen zu leuchten, wie LEDs bei Nacht. Nicht weniger als “eine Fahrdynamik auf Sportwagen-Niveau” verspricht der Chef-Techniker und zählt auf, was sie ihrem Baby so als Mitgift in die Wiege gelegt haben. Das Fahrwerk wurde komplett neu entwickelt, die tiefe Lage der Batterie und eine Gewichtsverteilung von 48 Prozent vorne und 52 Prozent hinten “spielten uns bei der Performance natürlich in die Karten”.

Der Macan 4 geht mit konventioneller Stahlfederung an den Start, der Turbo fährt mit Luftfederung und elektronisch geregelten Dämpfern. Beim Porsche Active Suspension Management (PASM) kommt die neue Zwei-Ventil-Technik zum Einsatz, mit der bereits der Cayenne die Schere zwischen Performance und Komfort noch ein Stückchen weiter öffnete. Turbo-Kunden pflanzt Porsche zudem noch die elektronisch geregelte Quersperre Torque Vectoring Plus in die Hinterachse. Erstmals erhält der Macan auch eine Hinterachslenkung, die nicht nur die Fahrstabilität bei hohem Tempo verbessern soll, sondern auch einen citytauglichen Wendekreis von 11,1 Metern ermöglicht - vergleichbar mit einem VW Golf.

Mit mindestens 86.761 Euro startet der Macan 4 in Österreich 5000 Euro unter dem Preis des bisherigen Einstiegsmodells - mit deutlich mehr Power und Ausstattung. Für den Turbo werden 117.495 Euro fällig, rund 15.000 Euro weniger als für den jetzigen Macan GTS. Im Vergleich zum Vorgänger ist das eigentlich teurere Elektromodell in Österreich also geradezu eine Okkasion, wenn man so will. Die NoVA-Regelung macht’s möglich. 

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele