"Kaiserliche" Ostsee

Möwen, Meer und Muße: Inselurlaub auf Usedom

Reisen & Urlaub
25.05.2012 17:20
Urlaub mit "kaiserlichem Gütesiegel": Bereits Wilhelm I. verbrachte seine freien Tage in den Seebädern an der Ostsee. Wer die Kaiserbäder auf Usedom besucht, bemerkt sofort: Heute ist der Gast hier König! Residieren kann man in einem der Strandkörbe, die direkt auf der Insel gefertigt werden.

Möwen kreisen kreischend über den Köpfen der Gäste. Stimmungsvolle Musik schwebt dezent durch die gesunde, salzige Meeresluft, die den Lungen so guttut. Und überall stehen sie, die Strandkörbe aus der noch immer florierenden Fabrik, auf die alle Einwohner der Insel stolz sind: Deutschlands zweitgrößte Insel Usedom ist erst nach dem Fall des Eisernen Vorhanges ins Interesse der Urlauber aus Österreich gerückt. Und neben salzigen Wogen der Ostsee beeindruckt das Urlaubs-Eiland mit einer unverwechselbaren Vielfalt: scheinbar unendliche weiße Strände, sattgrüne Wiesen und Süßwasserseen. Das alles in der sonnenreichsten Gegend Deutschlands.

Es war kein Geringerer als ein echter Kaiser, der den Startschuss zur touristischen "Eroberung" der Insel gegeben hat: Wilhelm, damals noch Kronprinz, beehrte Heringsdorf und fand die Gegend bezaubernd. Immer wieder kehrte die kaiserliche Entourage zurück. Schon bald wollten auch andere Aristokraten, Industrielle und Künstler in der Dünenlandschaft Urlaub machen. "Schon 1890 gab es hier rauschende Empfänge, beeindruckende Kurkonzerte und kulturelle Spitzenveranstaltungen", berichtet Eddy, der - wie einst seine Vorfahren - als Fischer hinaus in die Ostsee fährt und erlesene Fische an Land bringt.

Badewanne der Berliner
Gespeist wurden Meeresfrüchte natürlich auch schon während der Kaiserzeit. Ein Zug verband die Hauptstadt Berlin mit Usedom - und wenn Wilhelm in das feudale Abteil kletterte, begannen die Köche am anderen Ende der Strecke mit den kulinarischen Vorbereitungen. Knapp mehr als zwei Stunden reiste der Kaiser - und mit ihm kam eine immer größere Schar von Besuchern in die "Badewanne der Berliner". Das löste einen wahren Bauboom aus: Gebäude in der einzigartigen "Bäder-Architektur" entstanden. Schon bald gab es drei Kaiserbäder: Heringsdorf, Bansin und Ahlbeck. Zug und Monarchie sind aber längst Vergangenheit.

Nach der Wende wurden die Villen, Paläste und Konzerthäuschen herausgeputzt - und verströmen jetzt wieder ihr einst imperiales Flair. Auch die bereits erwähnte Strandkorbfabrik wächst und gedeiht wieder. Ihre Produkte können Urlauber gleich live entlang des 42 Kilometer langen Puderzuckerstrandes ausprobieren. "Auch wenn der Wind geht, kann man sich darin gut geschützt sonnen lassen", weiß Eddy, der bei seinen Fahrten über die Ostsee lange die sogar von Dichtern wie Tucholsky beschriebenen Körbe am Strand sehen kann.

Inselsafari mit Gerstensaft und Geschichte
Wer das Strandleben nicht täglich genießen möchte, kann wandern oder mit einem Leihrad über die Insel strampeln. Wer motorisiert unterwegs sein will, kann mit Eddy raus aufs Meer fahren - oder mit einem Rover eine spannende Inselsafari erleben - oder einfach die Wellness-Geheimnisse Usedoms am eigenen Leib erfahren. Absolut empfehlenswert: ein Abstecher zum Wasserschloss Mellenthin, wo der einzige Bierbrauer der Insel besten Gerstensaft kredenzt.

Als mehrstündiges Programm wird auch eine Exkursion in die tragische Vergangenheit angeboten: Im Norden der Insel liegt Peenemünde. Hier wird in detailreichen Führungen kritisch, behutsam sowie fundiert darauf eingegangen, dass Hitler-Deutschland auf dem Areal einst die ersten V2-Raketen erprobt und gebaut hat: Terror-Waffen, die unendliches Leid über die Menschheit gebracht haben. Aber auch den Beginn der - von den USA und Russland nach dem Zweiten Weltkrieg in enormer Konkurrenz vorangetriebenen - bemannten Raumfahrt dargestellt haben.

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