Reinhard Ploss geht

Ende einer Ära: Infineon steht vor Chefwechsel

Elektronik
18.02.2022 05:57

Seine letzte Hauptversammlung als Infineon-Chef ist für Reinhard Ploss zur Ehrenrunde geworden. Sowohl Aktionärsvertretern als auch Aufsichtsrat zollten dem Manager, der Ende März die Führung abgibt, ihren Respekt. Dass der Konzern, der in den Nullerjahren in eine existenzielle Krise geraten war, heute „hervorragend“ dastehe, sei ganz wesentlich das persönliche Verdienst von Ploss, betonte Aufsichtsratschef Wolfgang Eder.

Auch Aktionärsvertreterin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) war voll des Lobs für den Manager. Dieser habe aus einem Unternehmen, dessen Aktie einst unter einem Euro gelegen sei, einen stabilen Konzern gemacht und es „wie ein guter Spürhund“ durch die Wellenbewegungen des Markts geführt. Sie werde seine Erklärungen der Infineon-Produkte vermissen. Markus Golinski von Union Investment pries den „strategischen Weitblick“. Ploss übergebe ein Unternehmen „mit sehr guten Wachstumsaussichten“ an seinen Nachfolger Jochen Hanebeck.

Ploss konnte bei seinem Abschied mit starken Zahlen glänzen. Aktuell surft Infineon auf der Welle einer extrem hohen Nachfrage nach Chips. Und auch auf lange Sicht ist die Entwicklung beeindruckend. Seit der Ingenieur, dem eine unerschütterliche Gelassenheit nachgesagt wird, 2012 Vorstandschef wurde, hat sich die Zahl der Mitarbeiter verdoppelt, der Umsatz verdreifacht und der Wert der Aktie vervielfacht, wie Eder aufzählte.

Neues Werk in Villach eröffnet
Und das Unternehmen investiert massiv. Erst vergangenes Jahr ging - zum angesichts der Chipkrise perfekten Zeitpunkt - ein neues Werk im österreichischen Villach an den Start. Für das nächste soll in wenigen Monaten der Bau beginnen: Es entsteht für gut 2 Milliarden Euro in Malaysia, wie Infineon in der Früh vor der Hauptversammlung ankündigte, und wird dann die dritte Fabrik des Konzerns am dortigen Standort Kulim sein. Dort sollen ab 2024 Halbleiter aus Siliziumkarbid und Galliumnitrid entstehen. Wenn das Werk auf voller Auslastung fährt, soll es für 2 Milliarden Euro Jahresumsatz sorgen.

Der Wechsel an der Infineon-Spitze steht angesichts der guten Position des Unternehmens unter dem Vorzeichen der Kontinuität. Nicht nur, dass der Nachfolger für Ploss mit Jochen Hanebeck aus dem Vorstand kommt. Auch dessen Nachfolger als für das Tagesgeschäft zuständiger Vorstand (COO), Rutger Wijburg, kommt aus dem Unternehmen. Seine Berufung war zu Beginn der Hauptversammlung am Donnerstag bekannt geworden.

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Ich bin stolz darauf, was wir in den letzten Jahren geschaffen und bewegt haben.

Reinhard Ploss

Ploss, der seine Karriere noch bei der ehemaligen Infineon-Mutter Siemens begonnen hatte, sagte, der Abschied falle ihm nicht leicht. Man habe gemeinsam schwierige Zeiten gemeistert. „Ich bin stolz darauf, was wir in den letzten Jahren geschaffen und bewegt haben.“

Chipkrise lässt Geschäft boomen
Die Geschäfte von Infineon boomen in der Chipkrise - etwa in der Autoindustrie sind die Halbleiter knapp. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat sich der Gewinn auf 1,17 Milliarden Euro mehr als verdreifacht und es ist der höchste Umsatz der Firmengeschichte erzielt worden. Auch für das kommende Geschäftsjahr ist der Konzern zuversichtlich und hat seine Prognose leicht erhöht.

Ins Werk in Villach, dessen Produktion vorigen August anlief investierte der Konzern über seine Österreich-Tochter 1,6 Milliarden Euro. „Die Kunden reißen uns die Chips aus der Hand, das Timing ist perfekt“, sagte der zukünftige Konzernchef Hanebeck bei der Eröffnung. Ploss bezeichnete den Kärntner Infineon-Standort als „Wurzel der Leistungshalbleiterei“.

Chefin von Infineon Austria ist Sabine Herlitschka. Neben dem Hauptsitz in Villach hat Infineon Austria Niederlassungen in Wien, Graz, Linz und Klagenfurt. Hierzulande arbeiten 4.500 Menschen für den Konzern, davon fast 2.000 in der Forschung und Entwicklung. Der Forschungsaufwand erreicht pro Jahr fast eine halbe Milliarde Euro, damit gehört die Firma zu den forschungsstärksten Österreichs. Der Umsatz belief sich voriges Jahr auf gut 3 Milliarden Euro.

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