„Paralleluniversum“

FMA will Krypto-Assets stärker regulieren

Web
16.12.2021 15:00

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) will die Regulierung von Krypto-Assets stärker vorantreiben. Innovation im Rahmen des digitalen Wandels sei zweifellos wichtig, um neue Geschäftsmodelle und Technologien zu schaffen, im Bereich der Krypto-Assets sei jedoch ein „Paralleluniversum“ entstanden mit „digitalen Finanzprodukten, die sich weitgehend der Regulierung und Aufsicht entziehen“, sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl am Donnerstag.

„Die Welt der Krypto-Assets muss verstärkt in die Regulierung und die Aufsicht einbezogen werden“, so Ettl weiter. Diese sei nötig, um einen fairen Wettbewerb zu garantieren zwischen regulierten, analogen Anbietern und ihren digitalen Konkurrenten. Zudem gehe es darum, den Kunden von Krypto-Assets auch ein angemessenes Anlegerschutzniveau zukommen zu lassen.

Mehr Betrug und Risiko
Bisher sei die Regulierung von Krypto-Assets auf Randbereiche wie das Prospektrecht und einige wenige Sorgfaltsbestimmungen zur Geldwäsche begrenzt. Dementsprechend gebe es in diesem Bereich viel Betrug, mehr als die Hälfte aller heuer bei der FMA gemeldeten Anlagebetrugsfälle betrafen Krypto-Assets. Gleichzeitig treibe das Niedrigzinsumfeld und die damit verbundene Suche nach Rendite immer mehr Menschen - vor allem jüngere, digital affine Menschen - in risikoreichere Anlagen wie Krypto-Währungen. Es sei ein regelrechter Boom zu beobachten.

Hoffnung gibt der FMA das Digital Finance Package der EU, das derzeit politisch finalisiert wird. Mit diesem soll es den Aufsichten in Zukunft ermöglicht werden, die Krypto-Märkte verstärkt in die Regulierung und Aufsicht miteinzubeziehen. Verbesserungen könnte auch die geplante Einführung einer Europäischen Geldwäschebehörde bringen, da eine solche auf europäischer Ebene besser durchgreifen können wird als es einer nationalen Aufsichtsbehörde möglich ist, so FMA-Vorstand Eduard Müller.

Nachhaltigkeit im Fokus
Die Regulierung von Krypto-Assets ist nur einer der Prüf- und Aufsichtsschwerpunkte für 2022 und mittelfristigen Schwerpunkte, die die FMA am Donnerstag vorgestellt hat. Einen weiteren Fokus hat die Aufsicht auf nachhaltige Finanzprodukte gelegt. Diese seien neben den Krypto-Assets derzeit die am schnellsten wachsende Anlageklasse. Im Gegensatz zur Krypto-Welt gibt es mit der Taxonomie-Verordnung, Benchmark-Systemen für Gütesiegel und dem Offenlegungsregime aber schon deutlich mehr regulatorische Grundlagen für grüne Anlagen.

Die Aufgabe der FMA sei es nun, diese Grundlagen auch für die Praxis anwendbar zu machen, so Ettl. Aber auch nachhaltige Finanzprodukte bergen Risiken, so müsse darauf geachtet werden, dass in den Produkten auch drinnen ist, was drauf steht, so der Vorstand. „Das ist eine weitere Herausforderung für uns, dass wir gegen sogenanntes Greenwashing kämpfen müssen“, so der FMA-Vorstand. Greenwashing beschädige auf Dauer das Vertrauen der Verbraucher und bringe nicht zu unterschätzende Rechts- und Reputationsrisiken für die Anbieter.

„Noch ein langer und steiniger Weg“
Für das kommende Jahr rechnet der FMA-Vorstand weiterhin mit großen Unsicherheiten im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung. Bisher habe sich die heimische Finanzwirtschaft gut geschlagen. Allerdings sei die Pandemie noch nicht vorbei. „Es dürfte uns noch ein langer und steiniger Weg bevorstehen“, so Müller.

Im Sommer habe sich die Wirtschaft zwar sehr gut erholt, allerdings habe das auch negative Auswirkungen wie Engpässe bei den Lieferketten, Materialmangel sowie stark steigende Preise für Rohstoffe und Energie zur Folge gehabt. Dass diese Effekte sich noch nicht auf den Finanzmarkt niedergeschlagen hätten, sei auch den breiten staatlichen Hilfsmaßnahmen zu verdanken. Auch die Insolvenzen seien aufgrund dessen immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau.

Sollten die Hilfsmaßnahmen in den kommenden Monaten aber wieder zurückgenommen werden, gelte es vor allem Klippeneffekte zu vermeiden, so Müller. Sollte der Nachholeffekt bei den Insolvenzen - und ein solcher werde laut Müller wohl nicht zu vermeiden sein - über einen längeren Zeitraum hinweg gestreckt werden können, dann sollte er für das heimische Finanzsystem gut bewältigbar sein.

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