Kein Lercherlsch**...

Mini Countryman: Der Mini für große Kinder

Motor
23.01.2011 18:13
"Mini" ist gut. Eine Kollegin hat ihren Renault Mégane Scenic neben dem Mini Countryman geparkt und war völlig von den Socken: "Gegen den ist meiner ja ein Lercherlschaß!" Das ist zwar leicht übertrieben, aber nomen ist hier nicht mehr omen. Mit dem Countryman ist der Mini jetzt richtig erwachsen geworden, jedenfalls was das Format betrifft. Ansonsten bleibt er kindlich verspielt.
(Bild: kmm)

Das ist auch ein geschickter Schachzug: Der Imagetransfer von den Nomen-est-omen-Minis zum Countrymini gelingt bestens, obwohl dieser faktisch weiter von ihnen entfernt ist, als es die Optik vermuten lässt. Der Testwagen, ein Mini Countryman Cooper D mit 112-PS-Diesel und Allradantrieb, wiegt 200 Kilogramm mehr als der gleich motorisierte Clubman (nämlich 1.380 kg ohne Fahrer) und ist 13 Zentimeter höher. Das typische Mini-Fahrverhalten ist da nicht zu erwarten, auch wenn man merkt, dass seine Väter alles versucht haben, es zu erreichen. Die Lenkung ist weniger direkt, weniger gefühlvoll, die Seitenneigung in Kurven nicht zu leugnen.

Mini jetzt auch für große Kinder
Dafür ist hier richtig Platz für vier (bzw. fünf) Leute samt Gepäck  (350 bis 1.170 Liter Kofferraum), es gibt vier ganz normale Türen und eine ebensolche Heckklappe, das ganze Handling mit Ein-/Aussteigen, Einkaufen, Beladen usw. ist um so viel einfacher, wie der Countryman größer ist. Dennoch: Man kauft ihn nicht, weil er so praktisch ist, sondern weil er ein Mini ist und man aus dem ursprünglichen herausgewachsen ist.

Im Mini gelten andere Prioritäten
Dann stört einen auch die stark gewöhnungsbedürftige Bedienung nicht, weil der Innenraum einfach cool ist. Wer will schon die Fensterheber bedienen, ohne hinzuschauen? Oder auf Anhieb die richtige Stationstaste treffen? Der Tacho gehört in einem Mini in die Mittelkonsole; weil er dort nur zur Zierde taugt, wird die Geschwindigkeit digital im Drehzahlmesser angezeigt, wie im Mini und bei Motorrädern üblich (die Tempomat-Kontrollleuchte wäre dort auch besser aufgehoben).

Viel wichtiger ist die auf Knopfdruck veränderbare Farbe der Ambiente-Beleuchtung, die Lounge-Feeling aufkommen lässt. Erst recht mit der (von innen beleuchteten) "Center Rail", die sich zwischen den vorderen und hinteren Einzelsitzen durchzieht und auf die sich mehr oder weniger praktische Dinge aufstecken lassen. Vielleicht liegt es auch an der gewünschten Jugendlichkeit, dass die Soundanlage sogar dann noch basslastig ist, wenn die Bässe auf Minimum gedreht sind.

Tiefergelegtes SUV
Etwas irreführend ist der Name, denn er lässt an Cross Country denken und verheißt dadurch Fähigkeiten zur Bewältigung von Abwegen im Gelände. Liebe Kinder, probiert das nicht. Der Allradantrieb macht das schon mit, nicht aber die Bodenfreiheit, denn die ist mit 14,9 Zentimetern nur einen Zentimeter höher als beim Standard-Mini. Möchte man gar nicht glauben bei der Größe.

Seine Stärken spielt der Allradantrieb besser bei Nässe, Eis und Schnee oder einfach nur bei dynamischer Fahrweise aus. Da verteilt er die Kraft zwischen den Achsen bis zu 100 Prozent.

Dieselmotor passt, ist aber kein Spaßwunder
Der 1,6-Liter-Diesel liefert 270 Nm Drehmoment ab 1.750/min. und bewegt den gar nicht so leichten Wagen behänder, als ich das erwartet hätte. Gut, 11,6 Sekunden von Null auf Hundert sind nicht renntauglich, verderben aber auch nicht die Laune. Diese wiederum wird durch das auch hier knackige Sechsganggetriebe gehoben. Ein Leisetreter ist der Motor allerdings nicht, im Stand hört und spürt man deutliche Vibrationen. Beim Cruisen tritt er sowieso in den Hintergrund. Sein Verbrauch geht in Ordnung, angesichts des Gewichts und der kalten Witterung (die auch den Einsatz der Start-Stopp-Automatik meist unterband): 7,7 Liter auf hundert Kilometern. Und wenn man dem Diesel spaßtechnisch auf die Sprünge helfen will, werden gerne auch mal 8,5 Liter draus.

Die hinteren Einzelsitze lassen sich (vor der Bestellung, versteht sich) aufpreisfrei durch eine Sitzbank ersetzen. Vorteil: Dann haben fünf statt vier Leute Platz und der Kofferraum ist rundum geschlossen. Nachteil: Man muss auf die Center Rail verzichten – und damit geht der verspielte Charakter ein Stück weit verloren. Und der ist der eigentliche Daseinszweck für jeden Mini. Auch wenn das Konto bei einem Testwagenpreis von 33.000 Euro (inkl. 6.000 Euro Extras) schon recht erwachsen sein sollte.

Stephan Schätzl

Warum?

  • Weil er als das, was er ist, keine Konkurrenz hat.

Warum nicht?

  • Man muss ihn mögen, sonst ist er zu unpraktisch.

Oder vielleicht …

  • … BMW X1, Kia Soul – oder Mini Clubman.
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(Bild: kmm)



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