Mit den FreeBuds Studio hat Huawei unlängst seinen ersten drahtlosen Bügelkopfhörer mit aktiver Rauschunterdrückung auf den Markt gebracht. Der Preis ist im Vergleich zur aktuellen Konkurrenz von Sony, Bose und Co. relativ günstig, doch wie ist es um die klanglichen Künste der Huawei-Headphones bestellt? krone.at hat den Test gemacht.
Verarbeitung
Die Huawei-Headphones sind in zwei verschieben Farbvarianten erhältlich: in Schwarz und der von uns getesteten „Blush Gold“-Version, die sich als Mix aus Gold und Beige beschreiben lässt. Bügel und Ohrpolster sind mit einem Lederimitat überzogen, die Außenseite der Ohrmuscheln besteht aus Kunststoff. Angesichts des Preises von derzeit rund günstigstenfalls rund 241 Euro hätte man sich vielleicht mehr erwartet, dafür sind die Kopfhörer mit ihren 260 Gramm Gewicht angenehm leicht und zudem vergleichsweise kompakt zu verstauen.
Gut gefallen hat uns in diesem Zusammenhang das beiliegende Case, in dem sich das USB-C-Ladekabel hinter einer per Magnet gegen ungewolltes Öffnen gesicherten Klappe verstauen lässt. Ein Klinkenkabel sucht man dagegen vergeblich, einen entsprechenden Eingang am Kopfhörer gibt es aber ohnehin nicht - ohne Adapter erweisen sich die Freebuds Studio demnach als etwas unflexibel im Gebrauch mit Geräten mit analogen Audioausgängen.
Tragekomfort
Deutlich mehr Flexibilität legen die Kopfhörer dagegen in puncto Tragekomfort an den Tag. Sowohl die Ohrmuscheln als auch der Bügel sind sehr beweglich und passen sich damit unterschiedlichsten Kopf- und Ohrformen an. Die Polster selbst sind angenehm weich, der Bügel hätte dagegen für unseren Geschmack etwas mehr Polsterung vertragen können, zumal ohnehin nur das obere Drittel gepolstert ist. Die - allerdings nicht anliegenden - Seitenteile des Bügels dagegen sind bretthart.
Die Bügelspannung ist wie bei den meisten geschlossenen Noise-Cancelling-Kopfhörern vergleichsweise groß, der Druck aufs Ohr damit auch. Zwar sind die Ohrmuscheln so besser vor störenden Einflüssen von außen abgeschottet, aber den ganzen Tag unter ihnen zu verbringen, kann durchaus unangenehm sein, insbesondere an wärmeren Tagen.
Bedienung
Bedienen lässt sich der FreeBuds Studio komfortabel per Touch bzw. Wisch an der rechten Ohrmuschel. Huawei macht dafür von den üblichen Gesten Gebrauch: Durch zweimaliges Tippen wird die Wiedergabe pausiert bzw. fortgesetzt oder ein eingehender Anruf angenommen oder abgelehnt. Durch seitliches Wischen wird in der Songauswahl vor- und zurückgesprungen, die Lautstärke wird durch Wischen nach oben und unten verändert, was zuverlässig funktioniert.
Gänzlich auf physische Tasten verzichten wollten die Chinesen dann aber doch nicht: Rechts finden sich die Ein-/Aus-Taste und eine weitere Taste zur Kopplung via Bluetooth. Sie hätten durchaus etwas weiter auseinander positioniert werden können, um die „blinde“ Unterscheidung zu erleichtern, allerdings werden beide Tasten im laufenden Betrieb nur selten benötigt. Links findet sich die Taste zur Aktivierung der Geräuschunterdrückung bzw. des Umgebungsmodus. Welche Einstellungen man gerade gewählt hat, wird dem Nutzer per Audio-Botschaft verraten.
Features und App
Auch sonst bieten die FreeBuds Studio sämtliche Spielereien, die man sich von einem modernen Kopfhörer erwartet: Neben der bereits erwähnten aktiven Geräuschunterdrückung, die sich dynamisch der Umgebung anpasst, und dem Umgebungsmodus, mit dem sich das äußere Geschehen akustisch einblenden lässt, bieten die Huawei-Headphones eine automatische Trageerkennung, die die Wiedergabe bei Abnahme pausiert, und unterstützen die gleichzeitige Kopplung mit zwei Bluetooth-fähigen Geräten.
Über die dazugehörige App „AI Life“, erhältlich über Huaweis App Gallery, lassen sich die Funktionen teils anpassen. So kann neben der sich automatisch anpassenden Geräuschunterdrückung zwischen den Modi „Gering“, „Standard“ und „Ultra“ für stille, laute bzw. sehr laute Umgebungen gewählt werden. Der „Aufmerksamkeit“ genannte Umgebungsmodus erlaubt dagegen das Hervorheben von Stimmen. Wir hatten im Test zwar nicht das Gefühl, dass die Stimmen tatsächlich hervorgehoben werden, wohl aber verschwindet das ansonsten deutlich wahrnehmbare Grundrauschen im Umgebungsmodus, weshalb wir es im Test bevorzugten, diese Funktion aktiviert zu lassen.
Geräuschunterdrückung
Das Noise-Cancelling selbst leistet überzeugende Arbeit und filterte im Test mangels Fluzeug oder U-Bahn nebst einem auf höchster Stufe laufenden Akku-Staubsauger erfolgreich Frequenzen vor allem im tiefen und mittleren Bereich heraus. Auch störender Körperschall ließ sich dank der insgesamt sechs Mikrofone, von denen vier nach außen und zwei nach innen gerichtet sind, erfolgreich unterdrücken. Wie so oft ist dies aber nur im Betrieb ohne Musik auch wirklich wahrnehmbar. Läuft diese dagegen, ist dank der geschlossenen Bauform von der Umgebung ohnehin nicht mehr viel zu hören.
Klang
In der Königsklasse Klang haben uns die FreeBuds Studio von Huawei durchaus überrascht - schließlich verfügt der Konzern über keine nennenswerte Erfahrung bzw. Tradition im Audiobereich. Und dennoch klingen die Kopfhörer mit ihren 40-Millimeter-Treibern erstaunlich linear und ausbalanciert, also ohne Überbetonung des einen oder anderen Extremes. Die Headphones fühlen sich daher in praktisch allen Genres zu Hause und überzeugen mit ihrem vollen, dynamischen und verzerrungsfreien Klang, der auch feinste Nuancen zum Vorschein bringt. Im direkten Vergleich dem Sennheiser Momentum 3 Wireless klingt der FreeBuds Studio zwar eine Spur weniger rund, dafür sind sie aktuell aber doch 40 Euro günstiger zu haben.
Nutzer eines Huawei-Smartphones mit EMUI-Version 11 oder höher profitieren übrigens von einer Unterstützung des hauseigenen Hi-Res-Audiocodecs L2HC, der dem Hersteller nach eine „schnelle und stabile Audioübertragung mit einer Geschwindigkeit von bis zu 960 KB/Sek.“ ermöglicht und damit im Gegensatz etwa zum AAC-Codes Qualitätseinbußen verhindern soll. Exklusiv Huawei-Nutzern vorbehalten sind zudem der besonders geringe Latenzzeiten versprechende Gaming-Modus sowie die schnelle Kopplung bei der ersten Suche.
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit gibt Huawei mit bis zu 24 Stunden bei deaktivierter und immerhin noch 20 Stunden bei aktivierter Geräuschunterdrückung an - Werte, die sich mit unseren Erfahrungen in der Praxis decken. Damit spielen die FreeBuds Studio im Vergleich etwa zu Sonys WH-1000XM4 zwar nicht ganz, aber doch sehr weit vorne mit. Sollte der Saft dann doch einmal ausgehen, lassen sich die Kopfhörer dank Schnellladefunktion binnen zehn Minuten für weitere acht Stunden Musikwiedergabe - dann allerdings ohne aktive Geräuschunterdrückung - rüsten.
Schwachstelle: Ist keine Steckdose bzw. USB-Anschluss in der Nähe, gibt es mangels Klinkenbuchse leider keinerlei Möglichkeit, den Kopfhörer passiv bzw. analog per Kabel zu betreiben.
Fazit: Der Einstand im Markt für Drahtlos-Bügelkopfhörer mit aktiver Rauschunterdrückung ist Huawei mit dem FreeBuds Studio geglückt. Sie bieten guten Klang und effektives Noise-Cancelling zum konkurrenzfähigen Preis. Wer allerdings nicht zwingend das neueste Modell braucht, bekommt bei Sony etwa den sehr guten WH-1000XM3 für derzeit bereits rund 231 Euro. Die für uns einzige nennenswerte Schwäche beim FreeBuds Studio ist das Fehlen eines Klinkenanschlusses. Mangels diesem wäre es zumindest schön gewesen, wenn Huawei einen entsprechenden USB-Adapter beigelegt hätte.
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