Malware-Jubiläum

Der Internet-Wurm feiert 20-jähriges Bestehen

Web
03.11.2008 11:10
Er gilt als erster Internet-Wurm und damit als Vorreiter einer neuen Malware-Klasse: der "Morris Worm", benannt nach dem US-Computerwissenschaftler Robert Tappan Morris, der seine "Erfindung" am 2. November 1988 erstmals auf das Internet losließ. Während klassische Viren andere Programme infizierten und diese damit selbst zum Teil der Virenfamilie machten, nutzte der "Morris Worm" die Infrastruktur des Opfers, um sich selbst weiterzuverschicken. 20 Jahre später haben sich die Würmer ebenso wie das Internet weiterentwickelt und dieses im Sturm erobert.

Eigentlich wollte Morris, damals Student an der Cornell University, eigenen Angaben zufolge mit seiner Entwicklung nur die Größe des Internets abschätzen. Tatsächlich aber löste er mit dem vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus gestartetem Wurm einen verheerenden Angriff auf das damals geschätzte 60.000 Computer umfassende Internet aus. "Einmal abgeschickt, konnte Morris sein Geschöpf nicht mehr kontrollieren. Dadurch wurden Tausende Computer lahmgelegt, weil sie nur noch mit der Verbreitung immer neuer Wurmkopien beschäftigt waren", erklärt Magnus Kalkuhl, Virenanalyst bei Kaspersky. 1990 wurde Morris als erster Mensch nach dem "Computer Fraud and Abuse Act", einem US-amerikanischen Anti-Hacker-Gesetz, verurteilt. Inzwischen ist Morris dennoch zum außerordentlichen Professor am renommierten MIT aufgestiegen.

Der erste wirklich massiv verbreitete und beachtete Wurm trat erst knapp elf Jahre später auf. Im März 1999 breitete sich "Melissa" durch den Versand als E-Mail-Anhang dramatisch aus und legte so manchen Server lahm. Diese Verbreitungsmethode wurde im zum Massenphänomen gewordenen Internet immer wieder genutzt, unter anderem auch im Jahr 2004 von "Sasser" und "Netsky". Für beide Würmer übernahm der damals 18-jährige Deutsche Sven Jaschan die Verantwortung. Nach Angaben des Sicherheitsunternehmens Sophos soll Jaschan damit für unglaubliche 70 Prozent aller Malware-Infektionen im ersten Halbjahr 2004 verantwortlich gewesen sein.

Der bislang letzte große Medienstar unter den Internet-Würmern stürmte im Jänner 2007 zeitgleich mit dem verheerenden Orkan Kyrill auf die Bildfläche. Der von F-Secure "Storm Worm" getaufte Schädling macht infizierte Computer zu Zombie-PCs in einem Botnetz. Wurde er ursprünglich noch ebenfalls als E-Mail-Anhang verschickt, setzte er später auf den Versand von E-Mails mit Links zu Malware-Seiten.

Heutige Bedrohungen erreichen kaum mehr große Bekanntheit
So berühmt-berüchtigt wie "Melissa" und "Storm" werden aktuelle Würmer eher nicht. Dabei spielt selbst der nach wie vor im Umlauf befindliche Storm-Wurm als Bedrohung im Internet inzwischen gegenüber anderen Würmern eine eher untergeordnete Rolle. "In unseren aktuellsten Top-20 der verbreitetsten Schädlinge finden sich Würmer wie 'Mabezat', 'Runouce' oder 'Fujack' - alles Namen, die es noch in keine Nachrichtensendung geschafft haben", meint Kalkuhl. Dabei fliegen die Bedrohungen teils sehr lange unter dem Radar der Öffentlichkeit. 'Mabezat' beispielsweise wurde von den Experten erstmals vor rund einem Jahr identifiziert und ist damit deutlich kürzer bekannt als die beiden anderen Würmer.

Würmer nehmen Handys ins Visier
"Der Bekanntheitsgrad ist oft nur Indiz für die Neuartigkeit eines Angriffs, nicht unbedingt aber für die Bedrohung an sich", sagt der Analyst weiters. Der nächste große Star unter den Würmern könnte daher abseits der klassischen Computer auftreten. "Es gab gerade in Russland und China schon Fälle von etwas weiter verbreiteten Handy-Würmern", erklärt Kalkuhl. Der wirkliche Durchbruch ist den mobilen Bedrohungen bisher nicht zuletzt aufgrund der vielen verschiedenen Betriebssysteme für Smartphones nicht gelungen. Aber durch das iPhone und insbesondere Googles Android könnte sich das ändern, so der Experte. (pte)

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