Dokument belegt:

NSA sammelt Sex-Vorlieben im Web für Rufschädigung

Web
27.11.2013 11:04
Ein neues Dokument des Ex-Geheimdienstlers Edward Snowden bestätigt: Die NSA überwacht nicht nur E-Mails und andere Kommunikation, sondern sammelt auch gezielt Informationen über Vorlieben und Eigenheiten ihrer Zielpersonen im Netz – bis hin zu sexuellen Gewohnheiten und Porno-Vorlieben. Die Infos könne man verwenden, um unliebsame Personen zu diskreditieren, heißt es in dem neuen Dokument, das offenbar vom NSA-Direktor persönlich stammt.

"Würde man seine Schwächen offenlegen, würde das wohl die Hingabe eines Radikalen zum Dschihad in Frage stellen und zu einer Degradierung und einem Verlust der Autorität führen", heißt es in dem neuen Snowden-Dokument, das der US-Onlinezeitung "Huffington Post" vorliegt. Konkret wolle man dieses Instrument also gegen mutmaßlich radikale Islamisten einsetzen.

Rufschädigung mit Chat-Protokollen und Porno-Vorlieben
Zu diesen Schwächen zähle neben nachweisbarer Geldgier oder fragwürdigen Online-Postings auch das "Ansehen von sexuell eindeutigem Material oder der Gebrauch sexuell eindeutiger überredender Sprache bei der Kommunikation mit unerfahrenen jungen Mädchen". Tatsächlich handelt es sich hierbei sogar um den ersten Punkt, der in dem NSA-Dokument angeführt wird. Der Ursprung der Depesche vom Herbst 2012: "DIRNSA", der Zeitung zufolge ein Kürzel für den NSA-Direktor persönlich.

Die NSA hat die Praxis bereits bestätigt. Ohne ins Detail zu gehen, "sollte es nicht überraschend sein, dass die US-Regierung alle ihr rechtmäßig zur Verfügung stehenden Werkzeuge nutzt, um Versuche von validen terroristischen Zielen zu unterbinden, der Nation Schaden zuzufügen oder andere zur Gewalt anzustiften", so eine NSA-Sprecherin per Mail zur Zeitung.

Ex-NSA-Justitiar: "Humaner, als sie zu bombardieren"
In dem Dokument werden sechs Zielpersonen als Beispiel genannt, bei denen man dieses Vorgehen anwenden könnte – alle sechs sind Moslems. In einem Anhang des Dokuments nennt die NSA zumindest bei zwei von ihnen sexuelle Vorlieben, die sie diskreditieren könnten. Anderen Beispiel-Zielen wird etwa ihr "glamouröser Lebensstil" oder der "betrügerische Gebrauch von Geldern" angelastet.

Für manche US-Politiker ist das völlig in Ordnung. "Wenn Leute in den Versuch verstrickt sind, Leute zu rekrutieren, um Amerikaner zu töten, und wir können sie diskreditieren, dann sollten wir das auch tun", sagt etwa der ehemalige NSA-Justitiar Stewart Baker. Das sei immerhin "humaner, als sie zu bombardieren".

Überwachungsgegner befürchten Datenmissbrauch
Bürgerrechtler sehen das naturgemäß anders und warnen vor dem Missbrauch der Daten. "Es ist wichtig zu erwähnen, dass die NSA-Spionageaktivitäten alles andere als zielgerichtet sind – die Behörde sammelt enorme Mengen von sensiblen Informationen über so gut wie jeden", sagt Jameel Jaffer von der American Civil Liberties Union.

"Wo immer Sie sind, die NSA-Datenbanken speichern Informationen über Ihre politischen Ansichten, Ihre Krankengeschichte, Ihre intimen Beziehungen und Ihre Aktivitäten im Internet." Der Bürgerrechtler befürchtet, die Daten könnten missbraucht werden – etwa gegen Oppositionelle oder andere unbequeme Persönlichkeiten.

Jaffer zufolge sei es durchaus möglich, dass ein "Präsident die NSA auffordern wird, die Früchte ihrer Überwachung zu nutzen, um einen politischen Gegner, einen Journalisten oder einen Menschenrechtler zu diskreditieren. Die NSA hat ihre Macht in der Vergangenheit auf diese Weise genutzt und es wäre naiv zu glauben, sie würde ihre Macht nicht auch in der Zukunft so nutzen", mahnt er.

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