Der Hype geht weiter

Huldigen wir Gott Tesla samt “Model 3”-Einigigkeit

Motor
04.04.2016 17:20

Die einen pilgern nach Mariazell oder zur Papstaudienz, andere gehen auf die Haddsch nach Mekka, andere ziehen als Ultras ins Fußballstadion. Und dann gibt es da noch diejenigen, die einst vor den Apple Stores campiert haben, um eines der neuesten iPhones zu ergattern - und jetzt Nämliches tun, weil sie den neuen Tesla haben müssen. An irgendwas muss der Mensch ja glauben.

(Bild: kmm)

Nur: Glaubt er jetzt plötzlich an die Elektomobilität? Ist dann Elon Musk Prophet oder Messias? Die Kollekte rund um die erste Messe mit dem Tesla Model 3 hat ihm jedenfalls satte 253 Millionen Dollar eingebracht: Binnen 36 Stunden wurden 253.000 Stück bestellt, jeweils mit einer Anzahlung von 1000 Dollar. Natürlich rettet dieses Ding durch unbefleckte Fortbewegung die Welt, denn der Strom kommt aus der Steckdose. Also irgendwie vom Heiligen Geist.

Die 253.000 Jünger werden für eine mächtige "Kirchensteuer" sorgen. Die Bestellungen entsprechen einem Volumen von mehr als zehn Milliarden Dollar (8,75 Milliarden Euro). Zwar liegt der Grundpreis bei 35.000 Dollar, doch Firmenchef Elon Musk geht von einem durchschnittlichen Verkaufspreis inklusive Extras von 42.000 Dollar aus, wie er via Twitter kundtat.

Bei der brillanten Präsentation trat Musk ganz in Schwarz auf, so wie Neo in "Matrix". Fast hätte man angenommen, er könne ebenso wie dieser Schwerkraft und Materie besiegen. Aber er scheint nahe dran, wenn man bedenkt, dass weltweit bisher nicht einmal eine Million Elektroautos zugelassen wurden.

Tesla fürs Volk?
Der neue Stromer wird gerne als "Tesla für die Massen" bezeichnet, weil er nur halb so viel kostet wie die bisher angebotenen Model S und Model X. Bei Marx war Religion noch Opium fürs Volk, jetzt ist halt Tesla Religion fürs Volk. Quasi die Heiligen der ersten Tage. Man muss schon ganz am Anfang da bei sein, am besten noch eine Märtyrer-Nacht vor dem Tesla-Store verbracht haben.

Was die frühen Vögel offenbar nicht wurmt, ist, dass der Produktionsstart erst für Ende 2017 geplant ist. Was die Vögel dann vielleicht eher wurmen wird, ist, dass sich Tesla bei so etwas ganz gerne verspätet. Und bis 253.000 Autos gebaut sind, wird es auch ein wenig dauern, auch wenn eine Kapazität von 500.000 Exemplaren pro Jahr angestrebt wird. Aber vielleicht hilft es ja, an den Zeitplan zu glauben.

Jedenfalls haben sie dann lange genug Zeit, sich an das etwas schräge Design zu gewöhnen. Die Front sieht aus, als hätten sie per Photoshop den Kühlergrill wegretuschiert. Oder wie ein Entenschnabel. Und der Kofferraumdeckel ist eine unpraktische Kofferraumluke statt einer langen Fließheckklappe wie beim Model S, wie man in diesem Video sieht:

Vorteil: Es gibt ein wunderschönes, riesiges Panaoramadach bis zum Kofferraum. Auch ansonsten ist das Design durchaus gelungen, hat was von einem kondensierten Model S. Der Innenraum ist stylish-reduziert gehalten und wird von einem aufgesetzten 15-Zoll-Touchscreen dominiert, der hier im Querformat montiert ist.

Einzelheiten zum Tesla Model 3
Tesla-Chef Elon Musk verspricht, dass man um den Preis des Tesla Model 3 kein annähernd so gutes Auto bekommt, auch ohne Sonderausstattung soll einem nichts wirklich fehlen. Nüchtern betrachtet scheint der günstigste Tesla tatsächlich mehr zu bieten als andere Elektroautos, etwa eine Norm-Reichweite von rund 350 Kilometer und eine Sprintzeit von null auf 100 in rund sechs Sekunden. Platz ist für fünf, Kofferraum gibt es vorne und hinten. Der Autopilot soll serienmäßig sein. Angetrieben wird die Hinterachse, aber wie auch beim Model S soll es eine Zwei-Motor-Variante mit Allradantrieb geben.

Was den Preis angeht: Aus 35.000 Dollar in den USA dürften bei uns locker weit über 40.000 Euro werden. Aber natürlich gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Preise für Europa. Wer aus Europa bestellt hat, wird aber seiner "Startnummer" entsprechend berücksichtigt:

Auf jeden Fall steht die Elektromobilität durch Tesla jetzt wieder im Scheinwerferlicht. Wie es mit der notwendigen Ladeinfrastruktur weitergeht, weiß man nicht. Und ob BMW i3, Chevrolet Volt, Nissan Leaf, Renault Zoe und Co sowie die, die da noch kommen werden, im Sog mitgespült werden, sei dahingestellt. Erinnert alles sehr an Apple gegen Android.

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(Bild: kmm)



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