Seit November 2005 steht die Sony Cyber-shot DSC-R1 in den Regalen, sie hat seitdem den Boom der digitalen Spiegelreflex-Kameras überstehen müssen. Nichts desto trotz zählt die DSC-R1 bis heute zu den meistverkauften Semi-Profikameras. Die Optik stammt von Carl Zeiss, Brennweite reicht von 24 bis 120 Millimetern Kleinbildäquivalent. Somit sind Portraitfotos ebenso möglich wie Landschaftsaufnahmen, was nicht nur bei (Foto-)Reisen ein wichtiger Faktor ist.
Die Lichtstärke der Optik beginnt bereits bei Blende 2,8 im Weitwinkelbereich bzw. Blende 4,8 im äußersten Telebereich des Zoom-Objektivs. Bildstabilisator gibt es keinen, der wurde im Test allerdings auch kaum vermisst. In wirklich wackeligen Situationen wie auf der Ladefläche eines Pickups, der mit siebzig Sachen über eine Schlagloch-Piste brettert, hätte der wohl auch wenig gebracht.
Professionelle Features - leider keine Videofunktion
Maximal zehn Megapixel große Bilder sind mit der DSC-R1 möglich, was detailreiche Ausdrucke in Postergröße ermöglicht - eine schöne Erinnerung in Großformat ist also garantiert. Auf den ersten Blick überraschend: Mit der DSC-R1 können keine Videos aufgenommen werden. Freunde kurzer bewegter Aufnahmen werden an der DSC-R1 in dieser Hinsicht also keine Freude haben.
Die Möglichkeiten, Einstellungen wie Verschlusszeiten, Blenden und Belichtung manuell bzw. halbautomatisch abzurufen, sind schier unendlich. Die Automatikfunktion ist jedoch in der Praxis, etwa auf besagter Ladefläche, meist eine ausreichend gute Wahl. Lediglich Der Autofokus bereitete manchmal Probleme: unsaubere Kleinflugzeug- oder Busfenster stellen für die DSC-R1 teils unüberwindliche Hindernisse dar (allerdings nicht nur für diese Kamera).
Im Handling überzeugt die DSC-R1 im Extrem-Test, trotz über einem Kilo Gewicht ist sie gut ausbalanciert und liegt daher angenehm in der Hand. Der Brennweiten-Drehring direkt am Objektiv ist in Zeiten von Zoomwippen und "Knöpfchen-Zoom" ein professionelles Goodie, ebenso sind alle wichtigen Funktionen per Knopfdruck zu erreichen. Trotzdem ist es meist nötig, vom Sucher aufzusehen und den richtigen Button zu suchen. So wurde etwa der Knopf, der den Blitz herauspoppen lässt, links vorne versteckt, das ist in der Praxis unpraktisch. Besser also, man prägt sich die Lage der Bedienelemente ein, solange es entweder natürliches Licht oder elektrischen Strom gibt - letzteres in Nicaragua reine Glückssache.
Display gegen Kopfschmerz
Die DSC-R1 verfügt über ein herausklappbares Display, das obenauf liegt, sich drehen sowie kippen lässt - das der Kamera einen Extra-Pluspunkt bei abenteuerlichen Reisen beschert. Warum? Weil es sich, davor sei hiermit explizit gewarnt, bei einer Strecke voller Schlaglöcher nicht empfiehlt, den Kopf für ein gutes Bild aus dem Fenster zu strecken! Eine mittlere Gehirnerschütterung und diverse blaue Flecken sind langanhaltende Beweise für die Notwendigkeit eines klapp-, kipp- und drehbaren Displays...
Negativ aufgefallen ist bei der Verarbeitung, dass die Deckel zu Akku und Speicherkarten-Fächern fragil wirken und nicht völlig abschließen. In den kleinen Spalten sammeln sich mit Vorliebe Millionen und Abermillionen winziger Staubpartikel und Sandkörner. Die bleiben auch mit Vorliebe am weichen Plastik des Suchers hängen - und sind selbst durch liebevolles Abrubbeln mit trockenen oder feuchten Tüchern kaum zum Verlassen zu bewegen.
Während man also versucht, die Spuren des Abenteuers zu beseitigen, wird es Zeit, die Bilder zu betrachten. Die Fotos können sowohl gemütlich auf dem Fernseher als auch per USB-Kabel am PC angezeigt werden, gespeichert wird auf CompactFlash- und Memory-Stick-Duo-Karten im JPEG- oder im professionellen RAW-Format - oder beides gemeinsam. Die Bildqualität überzeugt: Sowohl die Auflösung als auch Farbwiedergabe und Bildausleuchtung sind top. Kaffeeplantagen strahlen in sattem Grün, der Vulkan Masaya spuckt grauen Rauch und Asche, lachende Kinder mit funkelnden braunen Augen spielen unter Bananenstauden - traumhafte Erinnerungen garantiert.
Fazit: Die Sony Cyber-shot DSC-R1 ist über ein Kilo schwer - das ist naturgemäß eine ganze Menge mehr als die durchschnittliche Digitalkamera für Einsteiger. Dafür ist sie relativ hart im Nehmen, weder feuchte Dschungel-Atmosphäre in schier endlosen Kakaoplantagen noch eine stundenlange Bootsfahrt bei über vierzig Grad (ohne Schatten) konnten ihr etwas anhaben.
10 Megapixel inklusive hervorragender Bildqualität machen aus der DSC-R1 eine immer noch aktuelle Wahl für Fotosafari-Liebhaber und sonstige Entdecker. Das aufklappbare Display ist aufgrund der suboptimalen
Bildwiedergabe zwar nicht immer die beste Wahl, Abenteurer werden dafür aus oben genannten Gründen dennoch dankbar sein. Ebenso praktisch: Das übersichtlich gehaltene Menü sowie Sonderfunktionen, etwa das Histogramm oder die Flimmerreduzierungs-Funktion.
Das abschließende Urteil: Extrem-Test mit Auszeichnung bestanden!
Von Bernadette Geißler
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