Millionen ergaunert

US-Anwalt drehte Pornos, lebte von Copyrightklagen

Web
10.03.2017 08:55

Haarsträubender Betrugsfall in den USA: Zwei Anwälte - einer von ihnen ist geständig - sollen über Jahre von dubiosen Copyright-Klagen gelebt haben, die sie durch das Verteilen von Pornofilmen in Torrent-Tauschbörsen selber in die Wege geleitet haben. Über Briefkastenfirmen und Strohmänner sollen die beiden sogar Pornos drehen lassen haben, um diese zum illegalen Download anzubieten - und die Downloader zu verklagen.

Wie das IT-Portal "Heise" berichtet, haben die Juristen mit ihrer Masche mehrere Millionen US-Dollar von ahnungslosen Internetnutzern ergaunert. Dabei waren sie nicht immer Betrüger: Ihren Anfang nahm die Geschichte nämlich tatsächlich im Auftrag echter Pornoproduzenten.

Sie hatten im US-Bundesstaat Illinois die Kanzlei der beiden Anwälte John Steele und Paul Hansmeier beauftragt, im Netz nach Torrent-Nutzern zu suchen, die illegale Porno-Downloads tätigten, um diese zu verklagen.

(Bild: thinkstockphotos.de (Symbolbild))

Juristen zogen ausgeklügeltes Betrugsnetzwerk auf
Den Juristen wurde schnell klar, dass auf diese Weise Millionen zu holen sind. In der Folge begannen sie mit dem Bau eines ausgekochten Betrugsnetzwerks. Zunächst kauften sie ihren Kunden die Rechte an zwei Pornofilmen ab und begannen damit, diese über Torrent-Tauschbörsen zu verteilen. Wer einen der Streifen herunterlud, bekam später Post von der Anwaltskanzlei und wurde vor die Wahl zwischen einem teuren Prozess und einer 3000-Dollar-Vergleichszahlung gestellt. Viele entschieden sich für den Vergleich.

Mit dieser Masche sollen die Anwälte seit 2011 ein Millionenvermögen angehäuft haben. Später gründeten sie über Strohmänner auch Briefkastenfirmen, die weitere Rechte an Pornofilmen erstanden und auch selbst Pornos gedreht haben sollen, um sie für die Torrent-Betrugsmasche der Anwälte zu verwenden. Auf den Markt kamen diese ausschließlich für das Torrent-Netzwerk gedachten Streifen nie, sie dienten nur als Grundlage für Copyright-Klagen.

(Bild: thinkstockphotos.de)

Um ihr Tun zu verschleiern, kooperierten die beiden Juristen mit einem Anwalt in Chicago, der mit der Kanzlei Prenda Law die Copyright-Klagen ausschickte, die durch den Download der Pornos von Steele und Hansemeier durch die Torrent-Nutzer überhaupt erst möglich wurden. Später erhielten die beiden findigen Anwälte von dieser Kanzlei wiederum eine Bezahlung für Beratertätigkeiten.

Erpressung mit erfundenen Hacking-Vorwürfen
Beendet sollen die Anwälte ihr Treiben erst haben, als US-Gerichte damit begannen, solchen Copyright-Konstruktionen einen Riegel vorzuschieben. Ruhe war trotzdem nur kurz: Wenig später begannen die beiden Anwälte damit, Internetnutzer statt wegen Porno-Downloads wegen erfundener Hacks abzumahnen und unbedarfte Nutzer zu falschen Geständnissen zu drängen.

Es dauerte Jahre, bis die beiden Anwälte aufflogen, seit Dezember läuft nun ein Verfahren gegen sie. Den Juristen droht für die beiden Betrugsfälle - Porno-Abmahnungen und erfundene Hacking-Vorwürfe - eine Strafe von bis zu 121 Monaten, also gut zehn Jahren Haft. Der geständige Steele dürfte mit einer niedrigeren Strafe davonkommen, für Hansmeier gilt die Unschuldsvermutung.

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