Immer mehr Betroffene

Rheuma: Unterschätztes und unterversorgtes Leiden!

Gesund
01.10.2025 11:20

Rheuma ist keine Randerscheinung – es betrifft Hunderttausende in Österreich, und in allen Altersgruppen vom Baby bis zum Senior! Schätzungen zufolge leben hierzulande bis zu 300.000 Menschen mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Die Hälfte der Patienten fühlt sich dadurch sehr belastet, wie eine neue Umfrage zeigt.

Starke Schmerzen, Erschöpfung sowie unzureichende Mobilität – rheumatische Erkrankungen machen den Patienten zu schaffen und beeinträchtigen ihren Alltag enorm. Das hat auch konkrete wirtschaftliche Auswirkungen: Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes sind die häufigste Ursache für Krankenstandstage in Österreich.

Große Belastung, oft im Krankenstand
Jährlich stellen das rund 9,5 Millionen Fehltage dar! Tatsächlich gaben auch die Befragten der neuen Integral-Umfrage an, dass sie im Schnitte pro Jahr etwa 27 Tage im Krankenstand verbringen müssen. Bei schwereren Verläufen steigt die Zahl auf bis zu 40 Tage. Denn es trifft dieses Leiden nicht, wie so oft angenommen, ausschließlich Pensionisten. Sehr oft sind es junge Menschen, die gerade studieren, ins Arbeitsleben einsteigen oder eine Familie gründen wollen.

Risiko für Herzinfarkt und Krebs
Gefährlich an den verschiedenen Rheuma-Leiden ist ebenfalls, dass bei diesen Patienten das Risiko für andere Krankheiten massiv steigt. So besteht etwa bei Menschen mit rheumatoider Arthritis ein um 63 Prozent höheres Risiko für Herzinfarkt als Vergleichspersonen. Bei Lupus steigt diese Gefahr sogar um 98 Prozent! Diese Patienten haben auch ein dreifach erhöhtes Risiko für Krebs, nämlich Lymphome. Bei rheumatoider Arthritis steigt das Lungenkrebsrisiko um das 1,25 -fache.

Umfassende Versorgung ist nicht gegeben
„Trotz dieser hohen Krankheitslast ist die Versorgungssituation angespannt – und droht sich weiter zu verschärfen, denn künftig werden immer mehr Menschen an Rheuma erkranken“, erklärte Priv.-Doz. Dr. Christina Duftner, PhD, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie, auf einer Pressekonferenz in Wien. „Derzeit stehen lediglich 299 Rheumatologen für die Betreuung der Patienten zur Verfügung. Erforderlich wären jedoch mindestens 320 bis 400. Besonders alarmierend: Nur 26 Ärzte haben einen Kassenvertrag für alle Kassen!“ Der Westen Österreichs ist hier besonders von einem Versorgungsengpass betroffen.

40 Prozent der Rheumatologen sind außerdem bereits über 55 Jahre alt und werden in den kommenden zehn Jahren in Pension gehen. Nachwuchs fehlt: zu wenige Ausbildungsplätze, zu wenig Planung, zu lange Wartezeiten. „Wir brauchen mehr Nachwuchsförderungen und haben auch entsprechende Pläne dazu ausgearbeitet“, forderte Doz. Duftner auf, die künftige Situation zu bedenken. Auch sollten faire Honorare für rheumatologische Leistungen an Ärzte bezahlt werden, was laut Experten bislang nicht bundesweit der Fall ist.

Moderne Therapien helfen ganz gezielt
„Auch wenn entzündlich-rheumatische Erkrankungen derzeit nicht heilbar sind, können Betroffene durch moderne Therapien eine niedrige Krankheitsaktivität oder sogar einen Stillstand der Erkrankung – die sogenannte Remission – erreichen“, erläuterte Rheumatologe Dr. Harald Leiss, FEFIM aus Baden bei Wien (NÖ). „Die Therapieziele umfassen die Minimierung von Entzündungen, die Verhinderung von Gelenkzerstörung, die Verbesserung von Funktion und Lebensqualität sowie die Vorbeugung gegen bleibende Schäden.“

Das Problem: Viele Patienten mit Rücken- oder Gelenkschmerzen wissen lange Zeit nicht, dass eine entzündlich-rheumatische Erkrankung die Ursache sein könnte. Oft vergehen Jahre, im Schnitt sind es vier, bis zur richtigen Diagnose. Um dieses Problem zu adressieren, sind Aufklärung und Bewusstseinsbildung essenziell.

Patienten helfen Patienten
Hier können Patientenorganisationen wie Österreichische Rheumaliga (ÖRL) hilfreich unterstützen. Die Befragung zeigt nämlich auch, dass Gruppierungen eine wichtige Funktion erfüllen. Sie tragen wesentlich dazu bei, die Gesundheitskompetenz zu stärken, Betroffene zu vernetzen und sie bei der Krankheitsbewältigung zu unterstützen. Damit leisten sie einen wertvollen Beitrag zur Versorgung und zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit chronisch entzündlichem Rheuma.

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