„Ausnahmezustand“
Familienblutbad in München: Sohn erschießt Vater
Nach einem Feuer und dem Fund von Sprengfallen in einem Haus im Norden von München haben sich am Mittwoch die Meldungen überschlagen. Ein Deutscher (57) soll seinen Vater erschossen, seine Mutter (81) verletzt und das Elternhaus in Brand gesetzt haben. Danach soll er Suizid begangen haben. Nach einer Sprengstoffdrohung prüfte die Polizei auch Zusammenhänge mit dem Oktoberfest. Das Volksfest war daher für mehrere Stunden geschlossen. Die „Krone“ ist vor Ort.
„Es herrscht Ausnahmezustand. Polizei und Hubschrauber kreisen über der Stadt, überall wird nach Spuren gesucht. Die Menschen sind sehr ängstlich“, berichtet „Krone“-Sportchef Peter Moizi, der aktuell in München weilt, am Vormittag.
Warnung vor „extremer Gefahr“
Die Behörden verschickten in der Folge eine Warnmeldung an Handys. In der Meldung wurde vor „extremer Gefahr“ gewarnt. Es war daher lange nicht sicher, ob das Oktoberfest am Mittwoch überhaupt noch einmal seine Pforten öffnen würde. Schließlich wurde am Nachmittag beschlossen, dass es um 17.30 Uhr wieder öffnen durfte.
Sprengstoffhunde im Einsatz
Die Exekutive rief am Vormittag Wiesn-Mitarbeiter auf, das Festgelände zu verlassen. Die Behörden suchten zu Mittag nach möglichst vielen Sprengstoffhunden, um das Oktoberfestgelände absuchen zu können. Wie die dpa erfuhr, mussten die Tiere das Gelände dann mehrfach absuchen. Das kostete viel Zeit und Personal.
Oberbürgermeister: „Sicherheit geht vor“
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) schloss zwischendurch nicht aus, dass das Oktoberfest sogar ganztägig geschlossen bleibt. „Die Polizei wird alles tun, möglichst bis 17 Uhr die Wiesn komplett durchsucht zu haben, um damit Sicherheit zu gewähren.“
Bekennerschreiben mit Drohung gegen Oktoberfest
Nach Angaben Reiters basierte die Schließung der Wiesn auf Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Feuer und den Explosionen im Norden der Stadt am frühen Morgen. „Es geht darum, dass ein Täter die Wiesn bedroht hat und die Polizei und der Koordinierungskreis einhellig zu der Auffassung kamen, dass wir dieses Risiko, Menschen auf das Oktoberfest zu lassen, nicht eingehen können", so Reiter. Zuvor hatte die Polizei ein Schreiben gefunden, in dem eine Bedrohung gegen das Oktoberfest enthalten war. Regulär hätte die Wiesn in München (dauert noch bis 5. Oktober) um 10 Uhr ihre Pforten geöffnet.
Trittbrettfahrer? Wirbel um Text der Antifa
Am Vormittag hieß es zudem, dass die Polizei angeblich auch einen Zusammenhang mit der Antifa prüfe. Auf der Website indymedia.org wurde nämlich am frühen Morgen ein Text gepostet mit dem Titel „Antifa heißt Angriff“.
Polizei: „Wir ermitteln nicht in Richtung Antifa“
Darin hieß es: „In den frühen Morgenstunden haben wir im Münchner Norden einige Luxuskarren abgefackelt und Hausbesuche abgestattet. Zudem ging für einen Fascho sein Morgenspaziergang nicht besonders gut aus.“ Zu Mittag stellte die Polizei jedoch klar: „Wir ermitteln nicht in Richtung Antifa. Nach aktuellem Stand der Ermittlungen handelt es sich bei dem Post auf Indymedia um Trittbrettfahrer. Seitens des Tatverdächtigen besteht kein Bezug zur Antifa.“
Fotos vom Tatort und vom Oktoberfestgelände:
Ausgebrannter Transporter gefunden
Was war davor passiert? In der Nacht auf Mittwoch hatten ein Feuer und Explosionsgeräusche in der bayrischen Landeshauptstadt einen Großeinsatz ausgelöst. In einem Wohngebiet wurde ein völlig ausgebrannter Transporter gefunden – und ein toter Mann am Lerchenauer See. Ein Wohnhaus im Stadtteil Lerchenau wurde vorsätzlich in Brand gesteckt, darin befanden sich Sprengfallen. „Wir kommen aber im Moment noch nicht ran, weil wir auch da Spezialkräfte brauchen, die zuständig sind für Entschärfungen“, sagte ein Polizeisprecher. Der abgebrannte Van vor dem Tatort soll dem Täter gehören.
Erbstreit wohl als Motiv
Der Täter soll in der Nacht auf Mittwoch seinen Vater (90) erschossen, seine Mutter angeschossen und danach das Elternhaus in Brand gesetzt haben. Seine Tochter (21) konnte sich aus dem brennenden Haus retten. Ein Brief, den der Täter hinterließ, lässt darauf schließen, dass der Auslöser ein Familienstreit um das Erbe war. Nach der grausamen Tat soll der Täter sich am Lerchenauer See, etwa fünf Autominuten entfernt, selbst getötet haben.
Anrainer: „Dann hat‘s gebrannt“
„Gegen circa fünf Uhr aufgewacht, weil es ein paar Mal gescheppert hat“, berichtete ein Anrainer. „Aufgestanden, nachgeschaut, und dann hat‘s gebrannt.“ Eine weitere Anrainerin berichtete von einer beißenden Rauchwolke, der Brandgeruch war weithin wahrnehmbar. Noch Stunden später war der Rauch aus der Ferne zu sehen. „Es wird alles evakuiert, die ganze Straße“, sagte eine Frau. Die Polizei sperrte den Bereich großräumig ab, der Verkehr staute sich.

Sperrzone um das brennende Gebäude
Schwer bewaffnete Einsatzkräfte waren in dem normalerweise sehr ruhigen Viertel am Rande Münchens unterwegs. Die Polizei ordnete einen Evakuierungsradius von 200 Metern rund um das brennende Gebäude an, der von den Anwohnern geräumt werden sollte. Auch eine Mittelschule wurde gesperrt. Die Feuerwehr war nach Angaben eines Sprechers mit etwa 100 Mann vor Ort.
SEK stürmte Wohnung des Täters und fand Bekennerschreiben
Das SEK Bayern stürmte zum Mittag im Landkreis Starnberg zudem die Wohnung des Täters. Vorher wurde sichergestellt, dass sich dort keine Sprengfallen befinden. Die Umgebung wurde weiträumig abgesperrt. Nach Informationen der „Welt“ stießen die Einsatzkräfte in der Wohnung auf Handgranaten mit Stolperdraht. Die Umgebung wurde weiträumig abgesperrt. Bei dem Täter fand die Polizei schließlich das Bekennerschreiben, das einen Bezug auf das Oktoberfest nahelegte. Deshalb wurde das Volksfest am Morgen nicht geöffnet und blieb bis 17.30 Uhr geschlossen.
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