Freisprüche für Väter

Verletzte Babys: „Hatte halbes Leben Schmerzen“

Gericht
25.06.2025 17:28

Die Kleinen sind eigentlich auf den Schutz ihrer Eltern angewiesen. Im Landesgericht Wiener Neustadt schocken jedoch zwei Prozesse gegen zwei junge Väter. Sie sollen ihre zwei Monate alten Babys schwer verletzt haben. Ein kleiner Bub erlitt ein Schütteltrauma, ein anderer schlimme Verbrühungen. Erklären kann sich das keiner der Männer – vor Gericht wird ihnen das geglaubt.

„Die halbe Zeit seines Lebens hatte das Baby Schmerzen“, fasst die Staatsanwältin im Landesgericht Wiener Neustadt (NÖ) Unvorstellbares zusammen. Keine zwei Monate war der kleine Bub alt, als er krampfend ins Spital eingeliefert wurde – die Pupillen zeigten keine Reaktion mehr. Auch die Verletzungen am Hirn deuteten schnell auf ein leider viel zu häufiges Bild hin: ein Schütteltrauma. Bei genauerer Untersuchung blieb es jedoch nicht dabei. Das Baby hatte zahlreiche Rippenbrüche – frisch und alt ...

„Hatte auf einmal Krampfanfall“
Der junge Vater, der nun wegen fortgesetzter Gewalt vor einem Schöffensenat sitzt, beteuert mehrmals: „Ich kann’s mir selber nicht erklären.“ Zusammen mit seiner Frau und der eineinhalb Jahre alten Tochter hätten sie ein harmonisches Familienleben geführt. An einem normalen Mittwochabend im Februar dann: „Ich wollte ihn ins Gitterbett legen und auf einmal hatte er einen Krampfanfall“, sagt der 28-Jährige – geschüttelt hätte er seinen Sohn nie.

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Er ist ein ruhiger und besonnener Mensch. Es passt wirklich nicht zu ihm.

Verteidigerin Astrid Wagner 

Doch das medizinische Gutachten spricht für sich. Die Richterin hält dem Jungpapa jede Verletzung vor, jede Rippe des kleinen Buben, die gebrochen war. „Wer ist es gewesen?“ – „Ich nicht und meine Frau auch zu hundert Prozent nicht“, meint der Niederösterreicher. Vor Gericht wird sie nicht erscheinen, denn als der Säugling an eine Krisenpflegemutter übergeben werden sollte, holten ihn die Eltern kurzerhand aus dem Krankenhaus ab. Die Mutter flüchtete mit dem Baby – ihr Aufenthaltsort ist unklar ...

Während gegen die junge Frau weiter wegen fortgesetzter Gewalt und Kindesentziehung ermittelt wird, kann der Elektriker nachhause gegen. Der junge Mann, der mit einem weißen T-Shirt bemalt, mit rosa Herzchen und Fuß- und Handabdrücken von seiner kleinen Tochter, aus der U-Haft vorgeführt wird, wird nicht rechtskräftig freigesprochen.

Heißes Fläschchen verbrühte Säugling
Nur einen Stock weiter oben im Landesgericht Wiener Neustadt wird ebenfalls wegen Gewalt gegen ein Baby verhandelt – auch im Schwurgerichtssaal sitzt ein junger Vater vor Gericht. Und auch er kann sich die schweren Verletzungen seines kleinen Sohnes nicht erklären. Laut Staatsanwältin habe der 27-Jährige dem zwei Monate alten Säugling ein viel zu heißes Fläschchen gegeben, ihm danach so stark auf den kleinen Rücken geschlagen, dass auch seine Rippen brachen. 

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Komm‘ schnell, er spuckt Blut!

Kindesmutter alarmierte Angeklagten (27)

Der Nigerianer spricht vor der Einzelrichterin von einem schrecklichen Unfall. Er habe seinen Sohn gefüttert – wie immer. Später schrie seine Freundin auf einmal: „Komm‘ schnell, er spuckt Blut!“ Da rasten die Jungeltern ins Krankenhaus. „Während der Fahrt hat er auf einmal aufgehört zu weinen. Er wurde ganz ruhig und blass im Gesicht. Ich hab‘ Panik gekommen“, erzählt der Angeklagte, dass das Baby nicht mehr geatmet hatte. Zum Wiederbeleben hätte er ihm dann auf den Rücken geklopft.

„Haben Sie vorher die Temperatur des Fläschchens geprüft“, will die Richterin wissen – „Nein“, gibt der Feinkostmitarbeiter, der abends seine Matura nachholt, zu. Im Krankenhaus wurde festgestellt, dass der Säugling eine Verbrühung im Rachen hat. Dass er das nicht bewusst gemacht hat und auch die Rippenbrüche nicht absichtlich waren, glaubt ihm Frau Rat. Es gib auch für ihn einen nicht rechtskräftigen Freispruch.

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